Diese Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 01
Text Matthew Hayward
EUROPÄISCHER STIL MIT AMERIKANISCHEM BUMS: EINE HIMMLISCHE MISCHUNG! DOCH EIN SUPER-CAR FÜR ANFÄNGER IST DER DE TOMASO PANTERA NICHT
Der Pantera galt als erster Rennwagen für den Alltag
Amerikanischer Dampf trifft auf italienische Ästhetik – was für eine Kombination! Ford wollte einen Mittelmotor-Sportwagen, der über das Mercury-Händlernetz verkauft werden sollte, und deshalb kam es zu einer Partnerschaft zwischen Henry Ford II und Alejandro de Tomaso, einem argentinischen Kleinserien-Hersteller, der exotische Sportwagen und Rennwagen baute. Die Ford-Ingenieure sahen sich De Tomasos vorheriges Modell näher an, den Mangusta, und kamen zu dem Schluss, dass das Rückgrat seines Chassis’ zu schwach war. Also bat man den Detroiter Tom Tjaarda, der gerade bei Ghia als Designer angefangen hatte, ein Auto für den US-Markt zu entwickeln. Es sollte für die Massenproduktion mit moderner Konstruktionstechnik geeignet sein.
Ford lieferte das Herz, seinen 5,7-Liter Cleveland V8. Die ersten De Tomaso Pantera rollten 1971 auf die Straßen, und Ford fungierte als offizieller US-Importeur. Von 1972 bis 1975. Dann wurde dem Projekt die Unterstützung entzogen. Der kleine italienische Betrieb baute den Pantera weiter – mit fortwährenden Design-Verbesserungen und Leistungssteigerungen.
Ein Blick zurück: Konzept und Varianten des Sportwagens
Die Geschichte des Fahrzeugs reicht zurück bis in die Mitte der 1960er-Jahre, als das Unternehmen Automobili De Tomaso ein Auto entwarf, das als erster Sportwagen für die Straße in die Geschichte eingehen sollte. Der Fahrzeughersteller hatte bis dato noch Rennwagen für die Formel 1 konstruiert. Von dem Vallelunga liefen genau 55 Exemplare vom Band, bis 1963 der Mangusta mit dem US-amerikanischen Achtzylindermotor gebaut wurde. Um den Absatz vom US-amerikanischen Markt zu erweitern, ging das Unternehmen die Verbindung mit Ford ein. Dadurch war man nicht mehr darauf angewiesen, das Fahrzeug nur auf dem US-amerikanischen markt abzusetzen. Das Ziel war es, den Pantera serienmässig zu produzieren und ihn in wesentlich höheren Stückzahlen zu verkaufen.
Der Pantera ab 1971 mit verbessertem Fahrwerk und starker Leistung
Der Pantera war in vielerlei Hinsicht eine signifikante Verbesserung des Mangusta. Beispielsweise war das Gewicht besser verteilt, das zu 57 % auf der Hinterachse lag. Der Innenraum war wesentlich geräumiger als noch in den ersten Jahren. Außerdem gab es auch einen größeren Kofferraum. Serienmässig wurden für mehr Komfort eine Klimaanlage und elektrische Fensterheber eingebaut.
Zu den wichtigsten technischen Daten gehören der Vierfach-Vergaser des Coupé sowie die verschiedenen Ottomotoren, denn die Modelle waren mit verschiedenen Motoren mit 5,0 bis 5,8 Litern und zwischen 224 und 257 kW Leistung:
- 1971: Die erste Version des Pantera war mit 243, 228 oder 206 kW (330, 310 oder 280 PS) erhältlich
- 1972: Durch neue Abgasvorschriften büßte der Wagen an Leistung ein und brachte es nur noch auf 209 oder 196 kW (285 oder 266 PS)
- 1973 & 1974: In diesen Jahren gab es den Pantera nur noch mit 196 kW bzw. 266 PS
Die Fahrzeuge wurden über das Netz der Lincoln-Mercury-Händler vertrieben. Es gab im Verlauf der kommenden Jahre noch einige Überarbeitungen und neue Versionen. Der in Europa vertriebene Pantera L lief mit einer Leistung von 221 kW und 300 PS vom Band, der GT3 hatte 330 PS und der GTS begeisterte mit Kotflügelverbreiterungen und Spoiler. In Sachen Leistung kam aber an den GT4 nichts heran, der mit 500 PS angegeben wurde.
Spannend zu wissen: Mit dem Pantera ii wurde ein Nachfolger des Pantera aus dem Hause De Tomaso hergestellt. Es kam allerdings nie zu einer Serienherstellung. Trotzdem
GT 5 – die Superlative der Pantera-Fahrzeuge
1985 wurde der GT 5 vorgestellt, mit mächtigen Kotflügelverbreiterungen für dicke Pirelli P7 – und satten 350 PS. Das war mehr als Kosmetik, es war wie eine Operation, und sie verlieh dem GT 5 einen ähnlich dramatischen Auftritt wie Lamborghinis Countach. Auch leistungsmäßig war er damit fast auf Augenhöhe. Es ist aber anzumerken, dass es über die realen Zahlen einige Spekulationen gibt. Zum Beispiel ermittelte Auto Motor und Sport für die Pantera von 1972 und 1975 ganz andere Leistungszahlen. So schwankend die Leistung, so konstant war das Design. Die Grundlinie des Fahrzeugs wurde bis dato beibehalten, bis es zu einer grundlegenden Überarbeitung der Serie kam.
Die zweite Serie des De Tomaso Pantera GTSi
Die Geschichte des Pantera mit seinem großen, US-amerikanischen Achtzylindermotor wurde zwischen 1990 und 1993 noch einmal in einer zweiten Version hergestellt. 20 Jahre nach dem ersten Erscheinen weiterentwickelte sich der Wagen und wurde in seiner neusten Version in Turin vorgestellt. Marcello Gandini hatte die Bremsen und das Fahrwerk komplett modernisiert. Verbaut wurde ein V8 Mittelmotor. Außerdem hatte die überarbeitete Version einen verbreiterten Kotflügel sowie eine Karosserie, die vollständig aus Blech gefertigt war. Man wechselte in dieser Zeit auch die Fertigung, die ab Mai 1971 in einer eigenen Fertigungsstraße von Modener stattgefunden hat. Der Wechsel vom einstigen Werk in Modena erkennt man an den Druckknopftürgriffen. Die Fahrzeugen wurden ab 1971 als Push-Button-Panteras bezeichnet. Der Pantera wurde noch bis 1993 weitergebaut. Letztlich kam er auf eine Gesamtstückzahl von 7.260. Von der letzten Serie, dem GTSi wurden lediglich noch 41 Stück gebaut.
Der De Tomaso Pantera hat bis beute eine große Fangemeinde
Obwohl die ersten Autos die amerikanischen Käufer mit Elektrik- und Kühlungsproblemen nervten, hat der Pantera bis heute eine große Fangemeinde. Man liebt sein auffälliges und einzigartiges Design, das sich signifikant von anderen Sportwagen abhebt. Durch den leistungsstarken Motor, den der Ford-Konzern dem heutigen Kultauto gönnte, erreichte dieser eine beeindruckende Beschleunigung und Geschwindigkeit. Zudem ist der Wagen in nur einer vergleichsweise geringen Stückzahl gebaut, wodurch eine entsprechende Exklusivität und ein Sammlerwert entsteht. Als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Hersteller De Tomaso und dem amerikanischen Unternehmen Ford hat der Pantera einen einzigartigen Platz in der Automobilgeschichte.
Heute ist die Fan-Gemeinde groß. Dank seiner Mischung aus aufregendem Styling und entspannter V8-Power. Andy Heywood, Liebhaber italienischer Autos und Eigentümer von Bill McGrath Maserati, nördlich von London, arbeitet seit Jahren an den unterschiedlichsten Exoten aus Italien. »Der Geschmack hat sich in letzter Zeit deutlich geändert«, sagt er. »Das war ein schleichender Prozess, doch inzwischen stehen immer mehr Leute auf das klare, aufgeräumte Design der frühen Panteras. Die dicken Kotflügelverbreiterungen und Flügel der späteren Modelle sind heute nicht mehr so gefragt.
Das Fahrzeug ist kein Schnäppchen im Unterhalt
In Großbritannien werden Pantera schon ab 20.000 € oder 25.000 € angeboten. Doch wer so ein Schnäppchen ergattert, muss viel Zeit und Geld investieren. Der realistische Preis für brauchbare Exemplare beginnt bei 30.000 € . Für einen hervorragenden, komplett restaurierten Pantera werden gern auch mal 70.000 € aufgerufen. GTS- und GT4-Modelle im Bestzustand wechseln für 65.000 € bis 75.000 € den Besitzer, für einen GT5 oder GT5-S im gleichen Zustand sind noch mal 10.000 bis 15.000 € mehr fällig. Auch auf dem europäischen Festland sind noch gute Panteras zu finden.
Die Betriebskosten für einen Pantera werden gern falsch eingeschätzt. »Viele Leute glauben, dass ein Pantera im Vergleich zu Ferraris oder Maseratis günstig zu unterhalten ist. Doch sie täuschen sich gewaltig«, meint Heywood. »Der Unterhalt eines Pantera kann genauso kostspielig oder sogar noch kostspieliger sein. Lassen Sie sich nicht von dem Ford-Motor dazu verleiten, etwas anderes zu glauben. «Dieser Motor, ursprünglich ein 5,766-Liter V8, produzierte unverändert 330 PS und war damit relativ wenig belastet. »Der Ford-Motor ist hart im nehmen, aber auch der braucht – wie jeder Supersportwagen-Motor – regelmäßigen Service und muss regelmäßig eingestellt werden.
Er ist nicht so robust, wie anscheinend viele denken. Er wird schnell teuer und kompliziert, wenn zur Leistungssteigerung exotischere Komponenten verwendet wurden – und gelegentlich ist es schon problematisch, herauszufinden, welche Version des V8 denn nun im jeweiligen Auto steckt.« Für eine Basis-Überholung sind locker 2.500 € fällig, und wenn das Getriebe etwas mehr Zuwendung braucht, kann es schnell doppelt so teuer werden.
Auf Teilejagd für den De Tomaso Pantera in den USA, bei italienischen Marke und im Internet
Die Verfügbarkeit von Teilen und ihre Preise unterscheiden sich stark: Viele mechanische Komponenten sind leicht aufzutreiben. Anders verhält es sich mit einigen Karosserie-Komponenten und Teilen der Innenverkleidung: sie existieren einfach nicht mehr. »Alle wichtigen Aufhängungs-Komponenten kann man in den USA bekommen. Andere Pantera-Parts sind identisch mit denen anderer italienischer Autos. Das kann sehr hilfreich sein. Mit etwas Geduld findet man viele Gebrauchtteile auch im Internet.
»Aufgrund der vielen modifizierten Panteras kann es schwierig werden, einen im unverbauten Originalzustand zu finden. »Die Konstruktionsweise des Motors hat es ermöglicht, ihm ohne großen Aufwand jede Menge Zusatz-PS zu entlocken. Sehr reizvoll, doch leider wurde die ‚Leistungskur‘ oft ohne Sinn und Verstand ausgeführt, ohne dabei den Rest des Autos zu berücksichtigen. Fahrwerk und Bremsen wurden nicht so angepasst, wie es nötig und sinnvoll gewesen wäre.«
Wer kein Purist ist und es nicht allzu genau nimmt, der kann sich einen Pantera mit modernen Komponenten relativ einfach zu einem brauchbaren Exemplar umbauen. »Es gibt viele beliebte Upgrades: Beispielsweise die 17″-Replica-Felgen von Campagnolo, die aussehen wie die originalen 15″-Alu-Felgen. Sehr hilfreich, denn moderne 17″-Reifen sind weitaus leichter zu finden.«Ein wichtiger Aspekt, den man keinesfalls außer Acht lassen sollte: Diese Autos wurden aus italienischem Stahl gebaut. »Deshalb sollte es nicht überraschen, dass sie rosten – und zwar genauso schlimm wie jeder Fiat oder Alfa aus der Zeit.«
Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 01