Als Wrack gefunden, mithilfe des einstigen Erbauers restauriert und von OCTANE getestet – der Legende nach war dieser einzigartige Vixen GT die Vorlage für den Ford GT40
Van der Linden restaurierte den Wagen weit über seinen ursprünglichen Glanz hinaus und enträtselte gleichzeitig seine faszinierende Historie. Diese Historie beginnt mit Ian Stronach, einem ehemaligen Rennfahrer und ausgewiesenen Petrolhead aus dem englischen Manchester. Stronach hatte sich in der britischen Vereins-Rennszene der 60er- und 70er-Jahre einen Namen gemacht. Einer jener zahlreichen unbeachteten Helden, die ihr ganzes Leben lang Rennen fuhren, ohne in der Spitze anzukommen. Stronach fuhr Formel 2, 4 und Formel 5000, beliebte Kategorien in der überbevölkerten englischen Szene dieser Jahrzehnte, an denen sich auch berühmtere Fahrer beteiligten. Er fuhr Einsitzer von Eagle und Kincraft, gewann das eine oder andere Rennen, galt aber eher als talentierter Ingenieur.
Irgendwann in den frühen Sechzigern beschloss er, seinen eigenen Rennwagen zu bauen. Er wollte ein leichtes, schnelles Auto mit Mittelmotor. Und er wollte ein Coupé, was ungewöhnlich für eine Zeit war, in der die meisten Mittelmotor-Rennwagen Barchettas waren. Um 1962 herum begann Stronach mit dem Bau eines Rohrrahmens aus Stahl, dem er die modifizierte Frontpartie eines Cooper-Jaguar Mark II verpasste, die er direkt von John Cooper bekommen hatte. Es dauerte zwei Jahre, bis der Wagen fertig war. Kein Wunder, musste Stronach doch parallel seine Rennen fahren. Außerdem fertigte er das Auto komplett von Hand. Er entwarf den Gitterrohrrahmen, schweißte ihn selbst zusammen und baute eine komplette Karosserie. »Er stattete das Auto sogar mit einem integrierten Heckspoiler aus«, sagt van der Linden. »Es war das erste Auto, das so was hatte.«
Ein paar bereits existierende Teile hat Stronach trotzdem verwendet: Die Aufhängung kam von Triumph, und als Antrieb hatte er einen 3,5-Liter-V8 von GM ins Auge gefasst. Da er jedoch kein geeignetes Exemplar finden konnte, begnügte er sich mit einem seiner Rennmotoren – einem 160 PS starken 1,6-Liter Ford-Kent-Motor, ein Vierzylinder mit Kompressor. Taufte ihn auf den Namen Vixen GT und lackiert in einem knalligen Rot. So stand der Wagen (Chassisnummer V1/X1) 1964 schließlich fertig vor ihm. Bei Tests in Oulton Park knackte er spielend die Marke von 190 km/h.
Etwa 48 Jahre später fand Didier van der Linden das Auto auf einer Farm in – Straßburg. »Ich war auf der Suche nach einem Restaurierungsobjekt. Ich wollte ein Auto aus Aluminium, weil ich zwar schon einige Autos restauriert hatte, aber noch keines aus Aluminium. Ich fand dieses Auto mit der Überschrift ‚Prototyp, 1964‘ im Internet. Aber es gab keinen Hinweis auf seine Historie oder seinen Namen. Als ich den Wagen sah, hatte ich keine Idee, worum es sich handelte, und sein Besitzer wusste es auch nicht.«
Van der Linden berichtet, dass das Auto in einem erbärmlichen Zustand war. »Die Karosserie war komplett, aber das Aluminium stark beschädigt und an vielen Stellen korrodiert. Der Lack war komplett verschwunden, die Räder waren falsch, der Motor fehlte und der Innenraum war voller Sand. Die einzigen noch mit dem Auto verbundenen Originalteile waren das Bremssystem, die Aufhängung, das Lenkrad und die Sitze. Die anderen Teile befanden sich in einem großen Sack.« Trotzdem entschloss sich van der Linden zum Kauf. »Ich wusste nicht, was für ein Auto es war, aber ich konnte erkennen, dass es ein Sportwagen mit einem rennähnlichen Fahrwerk war. Das machte mich neugierig.
Text Diederik Plug // Fotos Maurice Volmeyer
Lesen Sie die ganze Geschichte in OCTANE #26
Diese Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 25