Zwei Fahrzeuge sind untrennbar mit den Rallye-Weltmeisterschaften der 1990er Jahre verbunden: der Mitsubishi Lancer Evo, den Tommi Mäkinen über WM-Wertungsprüfungen zirkelt und der dunkelblaue Subaru Impreza von Colin McRae mit seinem einzigartigen Vierzylinder-Boxersound. Beide Fahrzeuge sind zweifellos Legenden und auf ihre Weise Traumautos.

WM-taugliche Fahrzeuge zum erschwinglichen Preis
Im Gegensatz zu vielen anderen WM-tauglichen Geräten konnten sich viele Fans diesen Traum erfüllen. Nicht ganz in WM-Spezifikation, aber sowohl der Lancer Evo als auch der Impreza erschienen als erschwingliche, alltagstaugliche Straßen-Serienmodelle mit Power und Performance.
Noch in den späten 1980er-Jahren standen 200 PS für echte Hochleistungsautos. Zu Beginn der 1990er übertrafen allerdings immer mehr Mainstream-Autos die 200-PS-Marke – die Messlatte für ein wirklich schnelles Auto verschob sich in Richtung der 250 PS. Unter diesen Exoten befand sich der Subaru Impreza WRX, eine zivile Version des seit 1993 in der Rallye-WM eingesetzten World Rally Cars (WRC). 1994 kam er nach Europa und veränderte das Verständnis von Hochleistungsautos für immer.
Diese kompakte Limousine konnte alles, was ein Lancia Integrale konnte – sowohl auf als auch abseits einer Rallye-Etappe – und bot dabei japanische Zuverlässigkeit und Verarbeitungsqualität. Und wurde noch zu einem Preis angeboten, bei dem die Europäer passen mussten.

Grauimporte aus Japan schwammen auf den Markt
Während der Impreza Turbo in unseren Gefilden bei rund 205 PS lag, erfreute sich der japanische Markt bereits seit 1992 an einem WRX-STi-Modell mit 250 PS. Da insbesondere der britische Markt – angefeuert durch das McRae-Fieber – nach der heißeren japanischen Version dürstete, kam es zu zahlreichen Grauimporten. Neue oder fast neue Autos aus Japan unter Umgehung der offiziellen Importeure in Europa zu verkaufen, entwickelte sich zu einem einträglichen Geschäft. Hinzu kam eine fast unüberschaubare Versionsvielfalt.
Der Typ RA wurde ursprünglich als leichtes, spartanisches Derivat für den Motorsport gebaut. Zur Überraschung von Subaru verkaufte sich die Version 6 aber auch sehr gut als sportliches Alltagsfahrzeug. Die Version 6 ist die letzte der unter dem Kürzel GC bekannten und bis 2000 gebauten ersten Generation der Impreza-Limousine. Sie verfügt über ein einstellbares DCCD (Driver’s Control Centre Differential), das die Option einer 70:30-Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse oder eines 50:50-Sperrmodus bietet. Dazu eine direkte Zahnstangenlenkung, ein eng abgestuftes Fünfganggetriebe, leichte 16-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Das wichtigste Ausstattungsmerkmal, das den RA einzigartig (und unverwechselbar) macht, ist die Dachhutze im WRC-Stil. Den 280-PS-Motor und das straffere Fahrwerk besaßen alle STi-Modelle, der RA war durch den Wegfall unnötiger Schalldämmung aber leichter und hatte kein ABS. Spätere Exemplare sind sogar mit einer Klimaanlage ausgestattet.

Der Mitsubishi Lancer Evolution war der Erzfeind des Impreza Turbo
Der Erzfeind des Impreza auf den Rallye-Wertungsprüfungen war immer der Mitsubishi Lancer Evolution, gesteuert von Tommi Mäkinen, der mit dem Gruppe-A-Auto drei seiner vier WM-Titel gegen die nominell überlegenen World Rally Cars errang. Auch vom Evo gab es zunächst keine offiziellen Importe. Der Lancer Evo I von 1992 für den japanischen Markt verfügte über den turbogeladenen 4G63-Reihenvierzylindermotor mit 250 PS sowie permanenten Allradantrieb. Jedes Jahr kamen verbesserte und nummerierte Evolutionsmodelle auf den Markt, was die Historie ähnlich komplex gestaltet wie beim Impreza.
Der größte Evolutionssprung bestand in der Einführung einer völlig neuen Lancer-Plattform im Jahr 1996 – dem Evo IV. Die Leistung war mit den Evo-Stufen auf 280 PS gestiegen, wobei das Aggregat zwischenzeitlich um 180 Grad gedreht worden war. Das 4×4-System zeigte sich wesentlich ausgefeilter, zudem führte Mitsubishi in den GSR-Versionen einen technischen Leckerbissen ein: die aktive Gierregelung. Sensoren überwachen dabei Längsneigung, Geschwindigkeit und Grip. Das System verteilt das Drehmoment so an die Hinterräder, dass sich optimale Driftwinkel erzielen lassen. Das macht unglaublich viel Spaß und ist sogar am Limit einfach zu fahren. Eine solche Drehmomentverteilung ist heute alltäglich, damals war sie bahnbrechend.
Subaru Impreza vs. Mitsubishi Lancer Evolution: Wer macht das Rennen?
Stellt man nun beide Fahrzeuge einander gegenüber, fällt es schwer, hier einen Sieger zu küren. Obwohl sie die Rallye-Bühne Mitte der 1990er-Jahre etwa gleichzeitig betraten, fuhr der Evo als Straßenauto etwas später ins Rampenlicht als der Subaru. Einfach, weil er schwerer zu bekommen war. Dafür erwies er sich als so ziemlich das schnellste Auto, das einen damals von A nach B brachte. Spätestens mit Beginn der offiziellen Importe sammelte er eine echte Fangemeinde um sich. Der Impreza hinterließ zumindest in Großbritannien allerdings die größeren Spuren. Sein Kultstatus blieb vom Ende des Rallye-Engagements unberührt. Der Eigner unseres Fotoautos berichtet, dass er bei einer Tour mit dem Impreza nach Edinburgh neulich von Liebesbezeugungen der Einheimischen überhäuft wurde, die noch immer in Erinnerungen an die McRae-Ära schwelgen.
In der aktuellen Octane-Ausgabe stellen sich ein Subaru Impreza WRX Typ RA STi Version 6 Limited und Mitsubishi Lancer Evolution VI Tommi Mäkinen Edition dem direkten Vergleich.






Das ganze Portrait über die beiden Rallye-Legenden lesen Sie in OCTANE #75
10 spannende Fakten über die Legenden des Rennsports
- Der Boxer-Sound – Subaru setzt bis heute auf den einzigartigen Boxermotor, der dem Impreza WRX seinen unverwechselbaren, tiefen Sound verleiht.
- WRC-Dominanz – Der Impreza gewann zwischen 1995 und 1997 drei aufeinanderfolgende Hersteller-Titel in der Rallye-Weltmeisterschaft.
- Colin McRae & der 555-Impreza – Die legendäre Startnummer 555 von Colin McRae ist bis heute ein Synonym für Subaru’s Rallye-Ruhm.
- Blaue Farbe & Goldene Felgen – Die typische Lackierung des Impreza WRX STi in “WR Blue Mica” mit goldenen Felgen wurde durch das Sponsoring von “555” in den 90er Jahren geprägt.
- Japan-exklusive Sonderserien – Modelle wie der Impreza WRX STi 22B (1998) oder der S204 (2006) sind absolute Sammlerstücke mit begrenzter Stückzahl und besonderen Leistungs-Upgrades.
- Einer der wenigen Allrad-Sportwagen mit Handschaltung – Subaru hielt lange an einem rein mechanischen Allradantrieb mit Handschaltung fest, während viele Konkurrenten auf Doppelkupplung oder Automatik wechselten.
- STi-Pause nach 2021 – Subaru hat die Produktion des WRX STi mit dem Modelljahr 2021 offiziell beendet, um die Elektrifizierung voranzutreiben.
- Tommi Mäkinen-Dynastie – Der finnische Fahrer gewann mit dem Lancer Evolution vier aufeinanderfolgende WRC-Fahrer-Titel (1996-1999), was ihm ein eigenes Sondermodell, den Lancer Evolution VI Tommi Mäkinen Edition, einbrachte.
- Vom Evo I bis Evo X – Es gab insgesamt zehn Generationen des Lancer Evolution, wobei jede Generation technologische Fortschritte in Sachen Fahrwerk, Turbo-Technologie und Aerodynamik mit sich brachte.
- Active Yaw Control (AYC) – Ab dem Lancer Evolution IV (1996) führte Mitsubishi das “Active Yaw Control” ein, ein bahnbrechendes System, das die Drehmomentverteilung zwischen den Hinterrädern aktiv steuerte.
Noch mehr Geschichten über berühmte Rennfahrzeuge finden Sie in diesen Ausgaben
-
OCTANE Edition #06 – Italienische Sportwagen Numero Uno9,80€
inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
-
OCTANE Edition #01 – Faszination Porsche9,80€
inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
-
Ausgabe 50 – Citroën SM9,00€
inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
-
Ausgabe 58 – 75 Jahre Ferrari9,00€
inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
-
OCTANE Edition #08 – Super Sportwagen9,80€
inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
-
Porsche Youngtimer – 01/20259,95€
inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
Oder bestellen Sie sich OCTANE ganz bequem im Abo nach Hause

OCTANE Jahresabo – 6x OCTANE versandkostenfrei
inkl. 7 % MwSt.
Versandkostenfrei