Der Skinner Special mit Achtzylinder-Power startete seine Karriere unter Peter Skinner von der SU Carburetter Company vor 86 Jahren. Doch er sah nicht immer so aus wie heute, wie Mark Dixon herausfand.
Klack! Es dauert eine Weile, bis ich raushabe, woher dieses laute, metallische Geräusch kommt, das beim Einlenken in eine langgezogene Kurve zu hören ist. Natürlich: Die Zwillingsräder am Heck des Skinner Special stehen um einiges weiter hervor als die Vorderräder, und so gerät mein perfekt durchdachtes Kurvenmanöver, berechnet auf Basis der vorderen Breite, zum peinlichen Fauxpas. Das kurveninnere Hinterrad streift eine Reklametafel – zum Glück ohne Schaden, außer vielleicht für meinen Stolz.
Wir befinden uns auf dem »Old Sarum Airfield«, einem Flugplatz in der englischen Grafschaft Wiltshire. Der Eigentümer des Skinner hat uns erlaubt, hier Fotos von seinem Wagen zu machen, und ich frage mich gerade, wie es wohl wäre, diesen Einsitzer mit seinem 4,1-Liter-Achtzylin- derreihenmotor den Berg von Shelsley Walsh oder Prescott hinaufzujagen. Wir mussten schon den Sitz herausnehmen, damit ich überhaupt Platz habe, und mein Gesäß thront jetzt auf einem Stück Altholz, das wir aus einem der Hangars stibitzt und notdürftig über das Loch in der Bodenplatte geklemmt haben, direkt über dem Differenzial. Bequem ist das nicht. Aber es macht jede Menge Spaß.
Von Old Sarum ist es nicht weit nach Salisbury, zum Firmensitz der Familie, der dieses Auto gehört. Und diese Firma ist eng mit dem Auto verbunden. Burlen Fuel Systems arbeitet originale SU-, Amal- und Zenith-Vergaser wieder auf – und dieser Wagen heißt Skinner Special, weil er für den Gründer des Vergaserherstellers SU Carburetter Company, Carl Skinner, gebaut wurde.
Ein Besuch in der Zentrale von Burlen ist ein echtes Aha-Erlebnis. Sie befindet sich in einem unauffälligen Industriegebäude, und von außen lässt sich kaum erahnen, wie viel Zeug das Innere beherbergt: Tausende und Abertausende von Komponenten für Vergaser und Benzinsysteme, davon eine Menge Alt- und Neuteile aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Genauso beeindruckend ist der schiere Enthusiasmus, der in den Büros der drei Geschäftsführer Mark, Jamie und Andy Burnett zum Ausdruck kommt. Sie sind vollgepackt mit allerlei Arten von Automobilia und sonstigen coolen Sammlerstücken. Besonders angetan bin ich von dem echten Vickers-Maschinengewehr mit Stativ aus dem Ersten Weltkrieg.
Während ich in einem der Lagerräume einen alten Hot- rod bewundere, fällt mein Blick auf eine leicht beschädigte, knallrote Rohkarosse, die hoch oben an der Wand hängt. Es stellt sich heraus, dass sie aus einem der früheren Leben des Skinner Special stammt. Es gab eine ganze Reihe davon. In England gibt es einen Witz über eine Axt, die komplett original ist, abgesehen vom Griff und vom Kopf. Nun ja, der Skinner Special ist eher wie eine Axt, die sich zur Kettensäge gemausert hat. Keine einzige Komponente der Originalversion hat bis heute überlebt, und doch besitzt der Wagen die so überaus wichtige »durchgängige Historie«.
Wenn man sich die Größe des Achtzylinderreihenmotors anschaut, ist es wohl auch gut, dass vom Original nichts übriggeblieben ist, denn das basierte auf einem Morris Minor mit Seitenventilmotor aus den 1920er-Jahren. Was sich allerdings zu bescheiden anhört. Der Original-Special war nämlich eine sehr spezielle Version des Minor, ausgestattet mit einem turbogeladenen Motor mit 847 ccm Hubraum und einer stromlinienförmigen Einsitzerkarosserie. Dieser Wagen war im Auftrag von Morris von Wolseley für einen Werbegag gebaut worden, der zeigen sollte, dass das nur 100 Pfund teure Auto pro Gallone (4,55 Liter) 100 Meilen zurücklegen konnte und über 100 Meilen pro Stunde schnell war.
Text Mark Dixon // Fotos Charlie Magee // Bearbeitung Christel Flexney