Shelsley Walsh Specials
Text Philip Rushforth // Fotos Midland Automobile Club Archive // Bearbeitung Christel Flexney
So ungewöhnlich es erscheinen mag, aber die als Shelsley Walsh Specials bekannt gewordenen Eigenbau-Rennwagen hatten direkten Einfluss auf die Entwicklung der Formel 1.
Wer die kleine englische Ortschaft Shelsley Walsh im Winter besucht, findet im Fahrerlager und in den Boxen der Bergrennstrecke landwirtschaftliche Maschinen der Bauern. Die Startlampen sind dunkel, die Lautsprecher still, die Landwirte tuckern über die Strecke.
Da fällt es nicht gerade leicht, sich vorzustellen, dass das Bergrennen von Shelsley – seit 113 Jahren unverändert durchgeführt – einen bedeutenden Einfluss auf den modernen Motorsport gehabt haben soll. Wie konnte diese Veranstaltung in einem verschlafenen Ort an der Westseite des pittoresken Teme Valley im ländlichen Worcestershire das Design von Formel-Rennwagen grundlegend beeinflussen? Die Antwort liegt in der Geschichte der Shelsley Specials.
Die Shelsley Walsh Specials haben sich in den letzten 91 Jahren stetig weiterentwickelt, und bis dato wurden 110 verschiedene Modelle anerkannt. Die jüngsten Autos mögen sich von den Pionieren stark unterscheiden, aber der Geist und die Passion, die sie erschufen, sind unverändert.
Als das Bergrennen von Shelsley Walsh 1905 seinen Anfang nahm, war die reine Fahrzeit, die für den Anstieg benötigt wurde, nicht der allein bestimmende Faktor. Fast alle Teilnehmer benutzten serienmäßige oder leicht modifizierte Straßenwagen und die Resultate wurden nach einer speziellen Formel errechnet, die das Gesamtgewicht, die Größe des Motors und die gemessene Zeit berücksichtigte. Große Reiselimousinen mit mehreren Passagieren bestimmten das Bild. Erst 1913 wurde das Konzept der alleingültigen Bestzeit eingeführt, parallel dazu eine Klasse für die kleineren Cyclecars. Die Ergebnisse aus jenem Jahr beendeten die Ära der schweren Limousinen im Rennsport.
Der Beginn des Ersten Weltkriegs markierte ein vorübergehendes Aus für Motorsportveranstaltungen, doch der Krieg sollte einen unerwarteten Einfluss auf die Zukunft des Rennsports haben. Viele britische Soldaten hatten während des Krieges Fahrzeuge gelenkt und daran gearbeitet, und das Militär stieß nach Kriegsende nicht mehr benötigte Autos, Lastwagen und Flugzeugmotoren ab. Als 1919 der Motorsport wiederauflebte, gesellte sich daher zu den Herstellern und Rennfahrern der Vorkriegszeit eine neue Generation technisch versierter Enthusiasten. In Brooklands und bei Straßenrennen auf dem europäischen Festland gingen große Rennwagen von Herstellern wie Mercedes und Fiat an der Seite von Kolossen mit Flugzeugmotoren an den Start, doch für die unbefestigte, holprige und schmale Strecke in Shelsley waren diese Autos ungeeignet.
Einer der Ersten, die einen der Shelsley Walsh Specials bauten, war Archibald Frazer Nash. Beim ersten Bergrennen in Shelsley nach dem Krieg, im Juli 1920, bereitete er den Weg für die Zukunft von Bergrennwagen. Sein auf einem GN-Chassis aufgebauter Moldy kam überraschend nah an den Indianapolis Sunbeam 4,9 Liter von Chris Bird heran und bewies damit, dass es noch einen anderen Weg gab, die sehr steile, kurvenreiche und schmale Strecke hinaufzusprinten.
Moldy war kein neues Auto. Es hatte bereits mit großem Erfolg in Brooklands Rennen bestritten und dabei Fahrzeuge mit viel größerem Motor besiegt. Sein 1,1-Liter-Zweizylinder und das sorgfältig entwickelte Fahrwerk waren eine Offenbarung. Der Wagen wurde kontinuierlich weiterentwickelt und trat gelegentlich auch als Kim oder Mowgli in Erscheinung.
Was das alles mit der Formel 1 zu tun hat?
Lesen Sie die ganze Geschichte in OCTANE #37