#27, Rolls-Royce, 40/50 HP Silver Ghost, 1909, Roy-de-Belge
Klassiker

Rolls-Royce Silver Ghost – 110 Jahre alt und wieder daheim!

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Dieser Rolls-Royce Silver Ghost war für ein Leben in Australien vorgesehen, jetzt kam er zurück in seine englische Heimat – Schritt für Schritt.

Es gibt nur wenige Rolls-Royce Silver Ghost aus dem frühen 20. Jahrhundert, die tatsächlich einmal um die Welt gereist sind. Robert Gaines-Coopers Silver Dawn genanntes Exemplar ist so eines, und es hat sich dafür Zeit gelassen. Ein ganzes Jahrhundert, um genau zu sein.
Die Reise begann im Herbst 1908, als der 48-Jährige Charles Howard Angas aus Angaston in Südaustralien einen Rolls-Royce Silver Ghost 40/50hp – so die originale Bezeichnung der Baureihe – in der neu eröffneten Fabrik im englischen Derby bestellte. Auf der Chassis-Karte, die den Verkauf von Fahrgestell 922 begleitet, findet sich der durchgestrichene Bleistiftvermerk »Tozer« – ein Hinweis darauf, dass das Fahrzeug ursprünglich für eine Auslieferung durch den australischen Händler Tozer, Kemsley & Fisher vorgesehen war. Offenbar, hatte Angas sich anders entschieden, denn über dem Hinweis findet sich in Tinte der Name Charles Angas.

#27, Rolls-Royce, 40/50 HP Silver Ghost, 1909, Roy-de-Belge

Die Familie Angas war der größte Landbesitzer in Südaustralien. Ihnen gehörten sechs Millionen Hektar im Barossatal um Angaston. Der Ort, bestehend aus »einem Haus und einer Reihe von Schützengräben«, war 1842 als German Pass gegründet worden. Bis 1857 wuchs er unter der Führung der Familie Angas auf 2500 Einwohner und 400 Häuser an und wurde nach Charles Angas‘ Großvater George umbenannt.

George Fife Angas, der gemeinhin als »Vater und Gründer von Südaustralien« galt, wurde 1789 in Newcastle-upon-Tyne im Norden Englands geboren. Mit 15 begann er in der Kutschwerkstatt seines Vaters Caleb zu arbeiten. 1824 gründete er in London die Spedition GF Angas & Company für den Import von Holz von den Westindischen Inseln und aus Südamerika und wurde 1835 George Angas zum Colonisation Commissioner für Südaustralien benannt.

George Angas ermutigte Gleichgesinnte, in die Kolonien auszuwandern. Darunter viele preußische Altlutheraner, die vor religiöser Verfolgung durch Friedrich Wilhelm III. fliehen mussten. Charles Howard Angas – Johns Sohn und Enkel des Gründers –, geboren 1861 in London, übernahm den Aufbau des landwirtschaftlichen Imperiums nach dem Tod des 90-Jährigen Großvaters 1879. Anfang 1909 reiste Charles mit seinen Söhnen Ronald und Dudley nach England, um Zuchtbullen für seine Herde zu kaufen – und um seinen neuen Rolls-Royce in Empfang zu nehmen.

Rolls-Royce sah in dem reichen Kolonialisten offensichtlich einen wichtigen Kunden, denn der Geschäftsführer Claude Johnson ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich die Familie zu begrüßen. Er bot ihnen Testfahrten und sorgte dafür, dass der Familie ein Rolls-Royce für die Dauer ihres Aufenthalts in England zur Verfügung gestellt wurde. Seine Fürsorge zahlte sich aus: Schon wenig später ging eine Bestellung für einen zweiten Rolls-Royce mit der Fahrgestellnummer 1126 von Angas ein.

Am 3. März 1909 verließ Chassis 922 das Werk in Richtung der Werksvertretung in der Londoner Conduit Street. Eine Notiz auf der Chassis-Card beschreibt den Auftrag als »identisch mit 754«, dem bis dato letzten, 1908 nach Australien exportierten Rolls-Royce. Als Aufbauhersteller wurde Brainsby of Peterborough gewählt, »einer der besseren Karossiers der Provinz«. Für das Chassis 922 fertigte er eine creme-weiße Karosserie im Roi-de-Belges Stil. Zunächst mit dem Kennzeichen R-562 in England zugelassen, wurde 922 für Fahrten in Großbritannien eingesetzt, bevor es Ende des Jahres nach Australien verschifft wurde.

 

Text Glen Waddington // Fotos James Lipman // Bearbeitung Axel E. Catton

 


#27, AC Cobra, Shelby, Bristol, CSX2000

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 27

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