Der irische Rennfahrer Kaye Don ließ sich Anfang der 1930er-Jahre einen einzigartigen Rolls-Royce Phantom II bauen. Mit einem nach ihm benannten Singer Sechszylinder wollte er danach das große Vorbild in einer ganz anderen Preisklasse so perfekt wie möglich nachahmen.
Der Rolls-Royce Phantom II kostete als Neuwagen in den späten 1930er-Jahren 2850 Pfund. Der Singer 625 Pfund. Dennoch sind sie sich erstaunlich ähnlich. Innen tragen beide blaue Lederpolster und viel Holz zur Schau; wobei nur bei dem deutlich billigeren Auto das gesamte Armaturenbrett aus Holz gefertigt ist. Beide werden von Reihensechszylindern angetrieben, stehen auf 20 Zoll großen Felgen und tragen eine Kühlerfigur, wenngleich nur beim teuren Modell ab Werk.
Das Auto mit der überlangen Motorhaube und dem unverkennbaren Kühler im Stil des Pantheons ist ein Rolls-Royce Phantom II Continental Touring Saloon, das Kaye Don speziell für sich bauen liess. Das andere ist ein Singer Kaye Don 4-Door Coupé de Luxe. Beide eint ein leicht gerundeter, aber primär geradliniger Aufbau mit einer Kerbe über den Seitenfenstern und einer nicht exakt vertikalen Hinterkante an den hinteren Scheiben. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das kastenförmige und zugleich gerundete Kofferraumabteil mit jeweils zwei aufgeschnallten Reservereifen. Die Trittbretter sind breit und und ziehen nahtlos in die vorderen Kotflügel hoch. Bei beiden sind die seitlichen Motorabdeckungen gespickt mit Kühlluftschlitzen.
Der Rolls-Royce wartet mit allen technischen Schmankerln auf, die man vom »besten Wagen der Welt« erwartete; doch auch der Singer hat Schönes zu bieten – darunter einen vom Sunbeam-Ingenieur und Rennfahrer Louis Coatalen entworfenen Motor mit sieben Hauptlagern (wie im Phantom) und einem Doppel-Steigstromvergaser. Beide verfügten über eine Servobremse und ein Schmiersystem für das Chassis.
Kaye Don war ein irischer Auto- und Motorradrennfahrer sowie Weltrekordjäger auf dem Wasser. 1928 gewann er auf einem Lea-Francis Hyper die erstmals auf dem nordirischen Ards Kurs ausgetragene Tourist Trophy. Daneben errang er große Erfolge mit Ex-Werks-Sunbeams in Brooklands – darunter im Juni 1930 einen neuen Rundenrekord von 221,366 km/h in seinem Sunbeam Tigress. Seine Geschwindigkeitsrekorde zu Wasser begannen 1931 mit »Miss England II« beim Rennen um die Harmsworth Trophy auf dem Detroit River. Mit demselben Boot und noch im gleichen Jahr erreichte er auf dem Gardasee 177,39 km/h; schraubte diesen Wert 1932 auf dem Loch Lomond mit »Miss England III« auf 182,77 km/h hoch.
Kaye Don war auch ein großer Freund eines gewissen WE Bullock, Geschäftsführer von Singer & Co in Coventry. Die beiden heckten einen Plan aus, eine der großen Singer-Limousinen nach Don zu benennen. Doch die bauchigen Modelle waren ein Flop. Vielleicht inspiriert von einem geselligen Dinner, ersannen sie etwas Neues: einen sportlich angehauchten Singer, auf Basis der Zweiliter-Sechszylinder-Reihe und mit einer an Dons Phantom angelehnten Karosserie.
Das neue Modell sollte üppig ausstaffiert werden, als Abgrenzung zu den übrigen Zweiliter-Typen mit diversen sportlichen Extras glänzen und zu einem attraktiven Preis als Singer Kaye Don Coupé auf den Markt kommen. Warum Coupé? Weil es flacher und rassiger war als der prosaische Zweiliter.
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