Mit dem SLS AMG brachte AMG sein erstes Meisterstück heraus, das in der Presse unter anderem als „süchtig machendendes Naturereignis“ [Auto Bild] oder als „springenden Löwe, der eine kranke Antilope wittert“ [Autozeitung] bezeichnet wurde. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem SLR McLaren, ist er mehr, als ein Sammlerstück, sondern wurde zum Fahren konzipiert. Ein Portrait.
Der Mercedes SLS AMG als Nachfolger des SLR
Mit dem SLS AMG kam das Nachfolgemodell des SLR McLaren, den Mercedes als Supersportwagen in Zusammenarbeit mit McLaren Automotive gebaut hatte. Der SLR wurde bei seiner Weltpremiere 2003 als Hommage an das Uhlenhaut-Coupé zwar ähnlich gelobt, aber es gab einen entscheidenden Haken. Man musste einen Kompromiss finden zwischen der Mercedes-Philosophie und dem McLaren-Anspruch.
Gelobt wurden die beeindruckenden 626 PS, die Luftbremsen und die Carbon-Karosserie. Allerdings war es nicht ganz einfach, das Fahrzeug so richtig zwischen einem Rennwagen und einem Sportwagen zu verorten. Noch heute bietet McLaren verschiedene Auf- und Umbaupakete an, um das Schwergewicht von fast 1800 Kilo mit mehr Fahrspaß auf die Rennstrecke zu bringen.
Eine Rennsport-Firma baut Autos anders, als ein Premium-Serienhersteller. Dass der Supersportwagen-Spagat zwischen den beiden Firmen schwierig war, belegen auch die Verkaufszahlen: Von den geplanten 3500 SLR McLaren konnte Mercedes in sechs Jahren nur 2157 Exemplare absetzen. Vom SLS AMG wurden dagegen mehr als 5000 Stück gebaut und knapp 3000 blieben davon in Deutschland. Die Fahrleistungen waren identisch und beide Typen bekamen diverse Sonderserien.
Warum funktionierte der Mercedes SLS AMG besser als sein Vorgänger?
Er fuhr sich genauso souverän, aber eben viel entspannter und auch der Preis machte einen Unterschied. Der SLR begann bei 435.000 Euro, der SLS startete als Coupé – ebenfalls mit Flügeltüren – bereits ab 186.000 Euro. Außerdem zählte der Mercedes SLS AMG zu den Mega-SL; einer Baureihe, die mit ihren Tugenden seit Jahrzehnten in der Erfolgsspur fährt.
Es machte auch einen großen Unterschied, dass der SLS nur noch unter der Flagge von Mercedes gebaut wurde. Die Philosophie im Rennsport ist eine ganz andere, weil ein individueller Rennwagen im Gegensatz zum Serienprodukt nicht für die Ewigkeit gebaut wird. Man kann es so zusammenfassen: Der SLS war eher eine ausgewogenere Wahl für die Straße und der SLR mehr ein Sammlerstück.
Performance auf der Straße: Das hat der SLS zu bieten
Der Gran-Turismo-Coupé mit Flügeltüren war – wie schon erwähnt – das erste, eigens von AMG entwickelte Fahrzeug. Die Motoren wurden von Facharbeitern im AMG Werk eigenhändig zusammengesetzt. Unter der Haube ist der M 159 V8-Saugmotor eingebaut, der als Frontmittelmotor hinter der Vorderachse positioniert ist. Mit einem Hubraum von 6208 cm³ und einer Trockensumpfschmierung ermöglicht dieser Aufbau eine besonders niedrige Montage des Motors im Fahrzeug, was die Fahrdynamik verbessert. Eine innovative Entwicklung bei diesem Modell ist der neu gestaltete Ansaugtrakt. Der Motor erreicht eine Spitzenleistung von 420 kW (571 PS) bei 6800 U/min. Der 6,2-Liter im SLS hat zwar etwas weniger Leistung und Drehmoment, als der Kompressor-V8 im SLR, aber das ist keinem Tester damals negativ aufgefallen.
Auch das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe im SLS hatte technisch einiges zu bieten. Vier Schaltprogramme und Sperrdifferential sorgen für allerhöchsten Fahrspaß auch abseits der Rennstrecke. Selbst im Vergleich zum Nachfolger, dem AMG GT, der klar als Gran Turismo ausgewiesen wurde, konnte sich der Mercedes SLS AMG hier behaupten.
Airscarf: Ausfahrt mit offenem Verdeck, aber ohne Nackenstarre
Der Mercedes SLS AMG ist mit einem Wohlfühlprogramm an Bord ausgestattet. Besonders erwähnenswert ist das damals neue, sogenannte Airscarf-System. Ein warmer Lufthauch, der von den Kopfstützen aus um die Hälse der Insassen gefächelt wird, um eventueller Nackenstarre im stürmisch-kühlen Fahrtwind vorzubeugen. Die übrige Vollausstattung ist dem Preis entsprechend angemessen. Vermutlich sind Modelle ohne Sitzheizung und elektrische Fensterheber geheime Raritäten.
Ein Blick auf das erste ausgelieferte Kundenfahrzeug
OCTANE durfte einen Blick auf das allererste Kundenfahrzeug werfen, das jemals vom Mercedes-Benz SLS AMG ausgeliefert wurde. Es handelt sich um ein Modell der SML CarGroup aus Eberdingen. Zum Fahrzeug gehärt ein AMG-Zertifikat. Seit seiner Auslieferung befand sich dieser SLS AMG in erster Hand. Keine 10.000 Kilometer kamen seit 2011 zusammen, der Gesamteindruck darf als makellos bezeichnet werden. Ein Fahrzeug im Sammlerzustand. Mit 13 Jahren noch kein Youngtimer, aber ein Neoklassiker, der damals wie heute fasziniert. Und auf der Straße begeistert.
Spannende Fakten rund um den Mercedes SLS AMG
- Eine der ikonischsten Merkmale des SLS AMG sind seine Flügeltüren, auch bekannt als Gullwing-Türen. Sie öffnen sich nach oben und sind eine Hommage an den Mercedes-Benz 300 SL aus den 1950er Jahren.
- Der SLS AMG wird von einem 6,2-Liter-V8-Motor angetrieben, der stärkste serienmäßig produzierte V8-Motor von Mercedes-Benz zur Zeit seiner Einführung. Er liefert 571 PS und ermöglicht eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden.
- In der Formel 1 wurde der SLS AMG als Safety Car eingesetzt.
- Mit der 2013 vorgestellten SLS AMG GT Final Edition lief die Produktion des Mercedes endgültig aus. Diese SLS-Version war mit einem 6,2 Liter V8 mit 435 kW (591 PS) und 650 Nm Drehmoment ausgestattet
- Es gibt auch Rennversionen des SLS AMG, wie den SLS AMG GT3, der speziell für Motorsportveranstaltungen angepasst wurde und in verschiedenen internationalen Rennserien erfolgreich war.
- Der SLS AMG war einer der ersten Fahrzeuge, die optional mit Keramik-Komposit-Bremsen ausgestattet werden konnten, die leichter und verschleißärmer als traditionelle Bremsen sind.
- Der SLS AMG Electric Drive wurde als eine der schnellsten vollelektrischen Sportwagen der Welt vorgestellt. Er bietet vier Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 751 PS und einem maximalen Drehmoment von 1000 Nm. Der Prototyp wurde 2010 in einer neongelben Lackierung vorgestellt.
- Mit der SLS AMG Black Series kam eine technisch und optisch aufgewertete Sonderausführung mit 464 kW (631 PS) auf den Markt. Der Mercedes SLS AMG GT war eine geringfügig überarbeitete Ausführung des SLS AMG.
- Jeder Motor, den ein Facharbeiter im AMG-Werk in Affalterbach von Hand baut, ist mit einer unterschriebenen Plakette versehen.
- In dem Actionfilm Transformers 3 verwandelt sich die Figur Soundwave in einen leibhaftigen Mercedes-Benz SLS AMG.
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Die ganze Geschichte über den Mercedes-Benz SLS AMG lesen Sie in OCTANE #71
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