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Klassiker

Mercedes-Benz SSK: Die Geschichte des „Black Prince“

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Für den Mercedes-Benz SSK lassen sich viele Superlative finden. Er gehört zu den besten Sportwagen aller Zeiten, der zu damaligen Zeiten Höchstgeschwindigkeiten auf der Rennstrecke erzielte und für nahezu unerschwingliche Preise auf dem Markt angeboten wurde. Den „Graf Trossi“ oder in englischen Sammlerkreis auch „The Black Prince“ genannt, gibt es weltweit nur ein einziges Mal.

Der Mercedes-Benz – SSK ist ein spezieller Typ des W 06, der als besonders leistungsstarker Sportwagen mit Sechszylindermotor und Kompressor zwischen 1927 und 1933 gebaut wurde. Der Typ SSK ist der wohl bekannteste Wagen des Baumusters. SSK ist die Abkürzung für „Supersport Kurz“, denn der Wagen besitzt ein sehr kurzes Fahrgestell mit 2950 mm Radstand. Für die zwischen 1928 und 1932 gebaute Reihe waren unterschiedliche Motorisierungen erhältlich.

Der SSK mit der Fahrgestellnummer 36038 wurde ohne feste Kundenbestellung gebaut

Die Geschichte des Wagens, speziell die seiner frühen Jahre, ist etwas kompliziert. Das Fahrgestell 36038 mit dem Motor 77644 entstand ohne feste Bestellung eines bestimmten Kunden und wurde im Februar 1930 an den Mercedes-Benz-Händler in Tokio geliefert. Nachdem das »rolling chassis« dort keinen Käufer fand, ging es im September zurück nach Stuttgart und nur einen Monat später – noch immer ohne Karosserie – an die Carlo Saporiti Auto Garage in Mailand. Am 27. Dezember wurde dann Antonio »Tonino« Maino aus Somma Lombardo bei Varese nach Zahlung von 160.000 Lire Erstbesitzer – zur damaligen Zeit war dies ein beachtliches Vermögen.

Lenkrad des Mercedes SSK

Die ersten Auftritt in Wettbewerben

Maino setzte seinen Neuerwerb dann erstmalig bei Wettbewerben ein. Am 11. April 1931 startete er mit dem SSK und Ermenegildo Strazza, einem Lancia-Händler aus Como, bei der Mille Miglia. Dort fiel er schon nach wenigen Kilometern mit geplatzter Zylinderkopfdichtung aus. Im Juni kaufte dann Strazza für 50.000 Lire den deutschen Kompressor-Renner und belegte beim oberhalb von Genua durchgeführten Bergrennen Pontedecimo-Giovi Platz acht in seiner Klasse.

Am selben Rennen nahm auch Graf Carlo Felice »Didi« Trossi mit einem schwarzen Mercedes SS (Chassis 35944) teil. Ein kultivierter und gebildeter Aristokrat mit einer großen Leidenschaft für Luxusgüter und einer der reichsten Männer Italiens. Es kam zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen dem schwarzen SSK und dem Liebhaber teurer Wagen.

Graf Trossi hatte großen Einfluss auf die Welt des Automobils

Der wohlhabende Graf war maßgeblich an der Gründung der Scuderia Ferrari beteiligt. Er war von 1932 bis 1934 deren Präsident und weckte bei Enzo Ferrari die Leidenschaft für 12-Zylinder-Motoren: Das »amerikanische 12-Zylinder-Auto«, auf das sich Ferrari oft bezog, war Trossis Packard Twelve von 1937. Trossi unterstützte Battista »Pinin« Farina bei der Gründung seiner eigenen Carrozzeria und schlug Piaggio in der Nachkriegszeit vor, einen Motorroller nach dem Vorbild dessen zu produzieren, was er selbst in seinem Hangar aus Flugzeugersatzteilen gebaut hatte. Das Ergebnis war die unvergleichliche Vespa.

Der Mercedes-Benz SSK gelangt in den Besitz von Graf Trossi

Strazza verkaufte seinen SSK im Juli 1931 – kurz zuvor hatte er mit dem Wagen beim XII. Bergrennen von Susa-Moncenisio in der Kategorie Sport über 3,0 Liter Hubraum den Sieg davongetragen. Graf Trossi kaufte den SSK und hatte damit sein Debut im VIII. Bergrennen Aosta-Gran San Bernardo (Großer St. Bernhard) am 9. August und wurde Vierter in der Klasse. Nach weiteren Renneinsätzen verkaufte Trossi den Wagen für 80.000 Lire an Angelo Bozzi, erwarb ihn aber im Juni 1933 wieder zurück. Erst 1934 begann aber der wirklich spannende Teil der Geschichte dieses Wagens.

Radikale Umbauten am Mercedes-Benz SSK

Es existieren heute verschiedene Skizzen – unter anderem eine im Januar 1934 datierte Skizze einer stromlinienförmigen Limousine von einem in der Automobillandschaft unbekannten „Willy White“ und eine von Trossi selbst gezeichnete Skizze eines zweisitzigen Roadsters ohne Verdeck, die der neuen SSK-Karosserie ähnelt. Der erste dokumentierte Auftritt des Grafen Trossi mit dem umgebauten SSK datiert vom 22. Juli 1934. An diesem Tag nahm der Graf auf einem Alfa Romeo an der Coppa Ciano teil.

Doch trotz all der Arbeit, die in das radikale Design geflossen war und der Tatsache, dass er den Wagen zuvor bei Rennen eingesetzt hatte, behielt Trossi ihn nur bis April 1936. Er verkaufte den SSK an einen Giuseppe Vaccaro, der ihn nur einen Tag später an Eliseo Linuzzi, einen Beamten der römischen Verkehrspolizei, weitergab. Über den Verbleib des Wagens während der Kriegsjahre ist leider nur wenig bekannt.

Der Wagen wurde in die Ralph-Lauren-Sammlung aufgenommen

In der Nachkriegszeit wechselte der Wagen mehrfach den Besitzer, bis er 1988 in die Ralph-Lauren-Sammlung aufgenommen wurde, wo er bis heute steht. Nach einer Restaurierung durch Paul Russell aus Essex bei Boston gewann der SSK mehrere bedeutende Preise, nicht zuletzt die Trophäen »Best of Show« in Pebble Beach 1993, »Meadow Brook Hall« 1995, »Villa d’Este« 2007 und »Goodwood Cartier Style et Luxe« 2008.

Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Octane-Magazins die komplette Geschichte des Mercedes SSK und wie es sich anfühlt, das Auto auf dem 17-Mile Drive nahe Pebble Beach zu fahren.

10 spannende Fakten über den Mercedes-Benz SSK

  1. Insgesamt baute Mercedes von 1928 bis 1932 nur 33 SSK
  2. Die Fahrzeuge wurden entweder als Fahrgestell oder als Sportzweisitzer ausgeliefert.
  3. Durch ihren im Vergleich zum S und SS um 450 auf 2950 Millimeter verkürzten Radstand und das auf 1520 Kilo abgespeckte Gewicht waren die SSK speziell auf Berg- und Sprintrennen zugeschnitten.
  4. Der SSK gewann viele bedeutende Rennen, darunter die 500 Meilen von Cordova und das berühmte Bergrennen am Semmering.
  5. In der stärksten Version leistete der 7,1-Liter-Sechszylinder 240 PS und mit zugeschaltetem Roots-Kompressor 300 PS
  6. Das Gros der SSK waren reine Rennwagen, doch gab es auch Besitzer, die den SSK mit Trittbrettern, Kotflügeln, Scheinwerfern und einem (im Trossi-Modell fehlenden) Soft-Top auf der Straße bewegten.
  7. Bis heute ist nicht geklärt, wer für den Bau und das Design der 1934 fertiggestellten Karosserie des Trossi-Wagens verantwortlich war.
  8. Das einzig bekannte Bild mit ihm und dem umgebauten SSK zeigt ihn vor der 1889 gebauten und 1918 von Carlo Trossi (Vater des Rennfahrers) und dessen Frau Corinna gekauften Villa Trossi Uberti,
  9. Der SSK war einer der ersten Wagen, der mit einem Roots-Kompressor ausgestattet war, der die Motorleistung durch erzwungene Luftzufuhr erheblich steigerte.
  10. Von dem SSK „Trossi“ gibt es verschiedene Bausätze für den Modellbau.
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