#29, Mercedes-Benz, 300 SL, Flügeltürer, Steher-Weltrekord
Klassiker

Mercedes-Benz 300SL – Schrittmacher für den Weltrekord

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Im Windschatten hinter einem Mercedes-Benz 300SL wurde der Franzose José Meiffret 1961 zum bis heute schnellsten Radfahrer der Welt – mit 204,778 km/h!

 Als »Steher« bezeichnet man gemeinhin einen Motorradfahrer, der vor einem Radrennfahrer herfährt und ihm so durch seinen Windschatten höhere Tempi ermöglicht. Doch der Franzose José Meiertet setzte für seinen Weltrekord auf einen Mercedes-Benz 300SL. Die meist auf Ovalbahnen ausgetragenen Rennen sind spektakulär, nicht zuletzt durch die dröhnenden Motoren und die hohen Geschwindigkeiten.
#29, Mercedes-Benz, 300SL, Flügeltürer, Steher-Weltrekord
Hinter dem mit einem Spezialaufbau versehenen 300SL erzielte José Meiffret 1961 seinen Weltrekord mit 204,778 km/h.

Der Franzose José Meiffret war ein Meister dieser Disziplin. Er hatte bei einem Rennen zwischen Nizza und Cannes in perfekter Harmonie mit seinem Schrittmacher volle sieben Minuten vor der Konkurrenz gesiegt, sehr zum Jubel der Zuschauer. Dabei hatte seine Karriere alles andere als glücklich begonnen. Er wurde 1913 im Dorf Boulouris-sur-Mer an der französischen Riviera geboren. Schon früh verwaist, musste er arbeiten, um sich und seine mit ihm zusammenlebende gestrenge Großmutter zu unterhalten.

Als er eines Tages von der Arbeit mit seinem alten Fahrrad nach Hause fuhr, wurde er von einem Autofahrer angefahren. José sah mit Schrecken, dass sein Fahrrad vollkommen zerstört war. Bestürzt bot der Autofahrer an, ihm ein neues Fahrrad zu kaufen. Dieses war eine Schönheit und wurde dem jungen Meiffret zum Lebensinhalt. Wenn er nicht trainierte, las er alles, was an Berichten zu Fahrradkonstruktionen und Rennen zu finden war. Doch sein erstes Rennen wurde zu einem Fiasko. Auf einer 120 Meilen durch die Berge verlaufenden Tour hielt er nicht durch, wurde von den Konkurrenten mit Hohn und Spott bedacht und zudem konstatierte der Arzt ein schwaches Herz. Meiffret war am Boden zerstört.

Es war der Begründer der Tour de France, Henri Desgranges, der 1936 der Karriere des jungen Mannes den entscheidenden Impuls gab. Desgranges hatte erkannt, dass es der Mann mit der zierlichen Statur schwer haben würde, sich bei Straßenrennen durchzusetzen. Er empfahl ihm, es hinter einem Motorfahrzeug zu versuchen. Die Fahrt hinter einem Schrittmacherfahrzeug erfordert mehr koordinative Fähigkeiten und nicht nur reine Kraft.

Ab 1951 entschloss sich Meiffret, Automobile als Schrittmacherfahrzeuge einzusetzen. Der Counterpart für Meiffrets erfolgreichsten und bis heute bestehenden Rekord war ein 300 SL (W 198 I) Flügeltürer, den der Fabrikant Adolf Zimber im Jahr 1954 bestellt hatte. Es war einer der ersten hundert (Fahrgestellnummer 198.4-4500095) und wurde ohne Stoßstangen und mit Kunststoff-Seitenfenstern ausgeliefert. Im Sommer 1954 kam er in Bad Krozingen an und war fortan für viele Jahre beim »Bergpreis Schauinsland« bei Freiburg das bei den Zuschauern wohl- bekannte Schlussfahrzeug mit der Aufschrift »Kontrollwagen«. Meiffret erfuhr 1961 von einer neuen Autobahn in Lahr/Deutschland, wo er die behördliche Erlaubnis für einen weiteren Rekordversuch über den fliegenden Kilometer erhielt. Im Herbst des Jahres, er war bereits achtundvierzig Jahre alt, erreichte er auf dieser Strecke 115.934 Meilen pro Stunde (186,577 km/h). Diese Fahrt überzeugte ihn, dass er auch die 200-Kilometer-Marke (124,27 Meilen) würde knacken können. So startete Meiffret im Sommer 1962 auf der Autobahn bei Freiburg das Abenteuer.

Text Harry Niemann // Fotos Familie Zimber, MB Classic Archiv


#29, Ferrari, Dino, 308 GT4

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 29

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