SOLITUDE BEI STUTTGART, 19. JULI 1964. HÄTTE PETRUS NICHT VERSTÄNDNIS HABEN UND ERST ETWAS SPÄTER AKTIV WERDEN KÖNNEN? DREI WOCHEN LANG WAR ES TROCKEN, ZULETZT MEHRERE TAGE DRÜCKENDE HITZE – ABER KURZ VOR DEM START DER FORMEL 1 GEHT EIN GEWITTERREGEN NIEDER.
Die Rennleitung verschiebt um 20 Minuten und lässt eine Einführungsrunde fahren, aber auf der Strecke haben die Trainingstage und mehrere Motorradrennen ihre Spuren hinterlassen. Auf Gummi und Öl jetzt noch die Nässe – das wäre an sich die geeignete Grundlage für einen Verkehrsübungs-Schleuderkurs. Beim Start scheint wieder die Sonne, doch die Piste ist noch patschnass.
So kommt das Feld, angeführt von Jim Clark (Lotus # 6), Graham Hill (BRM # 14) und John Surtees (Ferrari # 20), dahinter Lorenzo Bandini (Ferrari # 21) und Vorjahressieger Jack Brabham (auf eigenem Wagen = Brabham # 1), noch unbeschadet durch die ersten Kurven, Glemseck und Hedersbach. Aber oben, in der Linksbiegung am Frauenkreuz, passiert es: Bandini schleudert und dreht sich, Brabham kollidiert mit ihm und landet im Graben. Lokalmatador Gerhard Mitter aus Leonberg (Lotus) touchiert, verliert ein Rad, und noch zwei weitere Fahrer können nicht mehr ausweichen. Die anderen schaffen es gerade noch, am Ferrari vorbeizupfeilen.
DIESES STARTFELD WAR DAS AM BESTEN BESETZTE IN DER GESCHICHTE DER SOLITUDE – WÄRE NUR NICHT DIESE PITSCHNASSE PISTE GEWESEN
Für die Piloten geht dieses Ende der Dienstfahrt glimpflich aus – nur Bandini hat leichte Verletzungen an der Hand –, aber in der gleichen Runde geraten auch noch Graham Hill und der Sieger von 1961, Innes Ireland, in die Botanik. So fehlen schon nach dem ersten Durchgang ganze sieben Wagen. Pech für die Zuschauer und die Veranstalter!
Es war das am besten besetzte Startfeld in der Geschichte der Solitude. Mit den führenden Teams und vier ehemaligen und zukünftigen Weltmeistern: Brabham (1959, 60 und 66), Hill (1962 und 68), Clark (1963 und 65); Surtees erreichte nach sieben WM-Titeln auf dem Motorrad in diesem Jahr auch die Krone bei der Vierrad-Fraktion.
NOCH AHNTE NIEMAND, DASS SICH DAS ENDE DER ÄRA SOLITUDE NÄHERTE
Welch ein Kampf hätte das werden können! Aber so war die Luft raus: Nur Surtees und Clark duellierten sich noch, und am Ende hatte Jimmy die Nase vorn, alle anderen wurden überrundet. Ob jemand ahnte, dass sich schon das Aus für diese Rennen abzeichnete? 1965 konnten nur noch Gran Turismo und Formel 2 antreten, und danach gab es keine Genehmigung mehr: Sicherheitsmängel, Verkehrsbehinderung, Polizeiaufwand und dazu noch Finanzprobleme – die Ära Solitude war zu Ende. Fotograf Werner Eisele aus Stuttgart-Botnang hatte bei diesen Veranstaltungen natürlich ein Heimspiel. Und hier, 1964, war er wieder einmal zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen.
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