Frontansicht eines Lotus Exige mit markanten Scheinwerfern
Klassiker

Lotus Exige: Rennauto. Sportwagen. Wertanlage.

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Der Lotus Exige war immer mehr Renn- als Sportwagen. Die Final-Edition-Modelle der dritten Generation von 2021 – und damit die letzten überhaupt – sind nicht nur sauschnell, sondern genauso blitzartig eine Wertanlage geworden. Ein Portrait.

Ein Blick auf die Lotus-Historie ab 1996

Die moderne Lotus-Historie beginnt 1996 mit einem Roadster, den die britische Manufaktur auf den zarten Namen Elise taufte. Namenspatronin war Elisa, die Enkelin von Romano Artioli, damals Besitzer von Lotus und bekannt als Wiederbegründer von Bugatti. Der Lotus Elise reihte sich ein in die lange Liste von neuen Roadstern, die in den 1990er-Jahren Inspiration vom Mazda MX-5 bezogen. Lotus verkörperter Purismus, Agilität und Leichtigkeit – und folgte damit perfekt dem Motto von Lotus-Gründer Colin Chapman.

Seitenprofil eines Lotus Exige auf der Rennstrecke

Die Geburtsstunde des Renn-Coupés Exige

Das Produktionsende der ersten Serie S1 im Jahr 2000 war zugleich die Geburtsstunde des Renn-Coupés Exige, das Lotus für die britische Tourenwagenmeisterschaft entwickelt hatte. Von der Rennversion wurde eine straßentaugliche Variante abgeleitet. »Exiger« bedeutet im Französischen übrigens so viel wie »fordern« oder »beanspruchen« und zeigt, wohin die Reise beim Exige gehen sollte – weniger ein Sportwagen wie die Elise, sondern vielmehr ein Rennauto mit Straßenzulassung.

Nur 604 Exemplare der ersten Generation wurden produziert, 2004 folgte analog zur Elise die Version S2. Die dritte und letzte Serie ab 2012 endete 2021 mit drei Final-Edition-Modellen: 390, 420 und 430, wobei die Zahl die ungefähre PS-Leistung des V6-Motors von Toyota symbolisierte.

Alle drei Versionen hatten zwar gegenüber den Serienmodellen ein paar PS obendrauf bekommen, lagen aber leistungsmäßig nicht weit weg vom 2012er S-Modell, das bereits 350 PS lieferte und 277 km/h Topspeed erreichte. Die Sport 420 Final Edition trumpft mit 426 PS und 290 km/h auf. Der Preisunterschied war allerdings eklatant: 2012 kostete das S-Modell rund 70.000 Euro, 2021 waren knapp 100.000 Euro für einen 420er fällig.

Der Exige bekam eine beeindruckende Serienausstattung

Der hohe Preis brachte einige exklusive Details mit sich. Eibach-Stabilisatoren, dreifach einstellbare Nitron-Dämpfer, Leichtbau-Schmiedefelgen im 10-Speichen-Design mit 215er-Reifen vorn und 285er hinten, geschmiedete Vierkolben-Bremssättel und zweiteilige Bremsscheiben.

Das Lenkrad mit Leder-Alcantara-Bezug ist auf der Unterseite abgeflacht, um den Einstieg zu erleichtern und etwas mehr Beinfreiheit zu bieten. Wobei: Wer in einen Lotus Exige nicht wie in einen Maßanzug schlüpft – und seine Beine über die breiten Schweller in den Fußraum zirkeln kann –, sollte sich die engen Carbonschalen lieber ersparen. Es geht hier nicht um Kofferraum, Verbrauch oder »der Weg ist das Ziel« – im Exige geht es NUR um das Ziel, und das in möglichst kurzer Zeit. Alles andere ist in dieser Rennschleuder Nebensache.

Unübertroffen bleibt der Exige in Sachen Schnelligkeit

Von Null auf 100 km/h in 3,4 Sekunden: Der Exige ist schneller als jedes gleich teure Auto und günstiger als jedes schnellere. Und dort oben ist man in Sphären angekommen, in denen man eher von Supersport als Sport spricht. Und so fährt sich der Lotus Exige schon wie ein richtiger Rennwagen, der mit einem Fauchen beschleunigt und in den Kurven zu kleben scheint.

Sportliche Alufelgen eines Lotus Exige mit Hochleistungsbremsen

So viel müssen Sie heute für einen Exige ausgeben

Auf mobile.de sind die günstigsten Lotus Exige 420 Sport Final Edition mit knapp 120.000 Euro gelistet. Da scheint sich das frühe Investment vor vier Jahren gelohnt zu haben, von Wertverlust keine Spur, selbst wenn ein paar tausend Kilometer auf dem Tacho stehen. Mit unter 100.000 Euro deutlich günstiger ist die 390er Final Edition zu haben, die ein paar PS weniger hat, dafür aber nichts an Fahrspaß einbüßt.
Im Dezember 2021 war Schluss mit Elise und ihrem Bruder Exige, Lotus läutete mit dem Nachfolger Emira das Ende der Verbrenner-Ära ein. Das allerletzte Modell, ein 240 Sport, ging Anfang 2022 übrigens an Elisa Artioli – kein Exige, sondern eine Elise, natürlich.

In der aktuellen Ausgabe der Octane finden Sie ein Portrait des Exige in der Farbe Vortex Grey mit schwarzem Interieur, der am 7. Dezember 2021 in Hethel hergestellt wurde und damit eine der letzten Final Editions überhaupt ist.


10 spannende Fakten über den Lotus Exige

  1. Entwickelt mit Formel-1-Technologie: Der Exige profitierte von der langjährigen Motorsport-Erfahrung von Lotus. Elemente wie das aerodynamische Design und das Chassis-Layout wurden von der Formel 1 inspiriert, um maximale Performance auf der Straße und Rennstrecke zu liefern.
  2. Weltrekord auf der Nürburgring-Nordschleife: Der Lotus Exige Cup 430 hielt zeitweise die schnellste Runde für ein Lotus-Straßenfahrzeug auf der Nürburgring-Nordschleife.
  3. Ein reiner Handschalter-Sportwagen: Während viele Konkurrenten auf Doppelkupplungsgetriebe umstellten, blieb der Lotus Exige konsequent bei einem 6-Gang-Schaltgetriebe, um die direkte Fahrerbindung und das pure Fahrerlebnis zu bewahren.
  4. Eines der leichtesten V6-Sportcoupés der Welt: Der Exige mit 3,5-Liter-V6 war einer der leichtesten Mittelmotor-Sportwagen mit dieser Motorisierung. Selbst die leistungsstarke Cup 430-Version wog nur rund 1.100 kg, was in dieser Klasse außergewöhnlich ist.
  5. Handgefertigt in England: Jeder Lotus Exige wurde in Hethel, Großbritannien, weitgehend in Handarbeit gefertigt. Das Werk, das früher als Flugplatz genutzt wurde, beherbergt auch eine eigene Teststrecke für Lotus-Fahrzeuge.
  6. Hohe Leistungsreserven durch Aftermarket-Tuning: Der Toyota-V6-Motor, den Lotus verbaut hat, ist sehr standfest und kann mit Leistungssteigerungen bis zu 500 PS durch Kompressor-Upgrades oder ECU-Tuning problemlos optimiert werden.
  7. Exklusive limitierte Sondermodelle: Lotus brachte immer wieder streng limitierte Exige-Editionen heraus, darunter den Exige 380 Cup, den Exige Scura (Black Edition) und den Exige LF1, eine Hommage an die Formel-1-Geschichte der Marke.
  8. Exige als Inspiration für den neuen Lotus Emira: Der Nachfolger des Exige, der Lotus Emira, übernimmt viele Design- und Fahrwerksprinzipien des Exige, kombiniert diese jedoch mit mehr Komfort und einem moderneren Interieur.
  9. Ein Exige-Fahrer sitzt nur wenige Zentimeter über dem Asphalt: Die extrem niedrige Sitzposition sorgt für ein besonders intensives Fahrerlebnis. Der Abstand zwischen Straße und Sitz beträgt weniger als 30 cm, was ein unmittelbares Rennwagen-Feeling vermittelt.
  10. Lotus experimentierte mit einem Elektro-Exige: Bereits 2008 testete Lotus eine vollelektrische Version des Exige, genannt Lotus Exige 270E Tri-Fuel, die mit Bio-Ethanol, Methanol und Benzin betrieben werden konnte. Es blieb jedoch ein Prototyp.
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