Kitcars und Replikas sind eigentlich kein Thema für OCTANE. Doch als wir den Listerbell STR sahen und die Hintergründe erfuhren, war klar: Den müssen wir fahren, der ist interessant! Warum?
Erstens: Der Stratos-Nachbau ist ein Traumwagen, aber kein (fast) unerfüllbarer Traum wie das Original. Für zukünftige deutsche Kunden wird der Wagen zu einem Preis von gut 80.000 Euro komplett fahrfertig geliefert, mit einem 3,5-Liter-V6 von Toyota im Heck, der knapp 310 PS über ein Fünfganggetriebe auf die breiten Hinterräder überträgt. Derselbe Motor wird im Übrigen teilweise auch im Lotus Exige und Evora verbaut. Bei einem Leergewicht von nur etwa 1000 Kilogramm sind die Fahrleistungen jenseits von Gut und Porsche. All das ohne jegliche elektronische Helferlein: ABS oder ESP sind nicht an Bord, ebenso wenig wie eine Servolenkung oder ein Soundsystem. Merke: Alles, was nicht eingebaut ist, spart Gewicht und kann nicht kaputt gehen! Der durchaus erwünschte Nebeneffekt: Das (neue) Auto fühlt sich zu 100 Prozent genauso an, wie ein knackiger Rennsportwagen der 70er-Jahre mit viel Leistung.Zweitens ist der Wagen extrem gut gemacht. Der Gitterrohrrahmen verspricht hohe passive Sicherheit. Karosserie, Felgen und Inneneinrichtung sind so nah am Original, dass selbst Lancia- Experten zweimal hinschauen müssten, um den Nachbau zu erkennen.Drittens sieht der Wagen – entschuldigen Sie dieses Wort – rattenscharf aus mit der knallroten Lackierung, den goldbronzefarbenen Fünfstern- felgen, den schwarzen Front-, Dach- und Heckspoilern sowie der martialischen Edelstahl- Auspuffanlage am Heck. Der Puls steigert sich nach dem Hineinschlüpfen in den engen, aber bequemen Schalensitz weiter: Ein voll bepackter Instrumententräger wie beim Original, die offene und verchromte Schaltkulisse, das mit Velours- leder bezogene kleine Lenkrad, die Türablagen mit Platz für den Helm, die gelochten Pedale – all das riecht nach Speed, Rallye und Fahrspaß pur.
Text Jörn-M. Müller-Neuhaus Fotos Christian Wimmer