Klassiker

Kleines Gift – der Alfa Romeo TZ1

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Trotz seiner winzigen Proportionen und eines Hubraums von gerade mal 1,6 Litern war und ist Alfas Tubolare Zagato ein echter Favoritenkiller.

Anders als vielleicht ein früher Ford Taunus oder der Kadett A aus derselben Zeit ist der Alfa TZ nie so richtig alt geworden oder in die Jahre gekommen. Vielleicht schaut er deswegen so unverbraucht aus – und stolziert gleichzeitig so ungeheuer italienisch daher. Der Eff ekt ist wirklich bezaubernd, umso mehr, als die Designer die Gestaltung des Autos off enbar mühelos aus dem Ärmel geschüttelt haben. Hinzu kommt, dass der Wagen als reinrassiger Rennwagen konzipiert und dann konstruiert wurde. Im Alfa-Werk als Standard-Racer. Gebaut für jeden mit der entsprechenden Neigung und dem passenden Geldbeutel. Gut zehn Jahre vor Opel GT oder Ford Capri. Typisch für italienische Autos seiner Ära ist die Hingabe an kleinste Details. Auch der Name bezieht sich auf Kleinigkeiten. Das .T. steht für tubolare, weil der Rahmen aus einem Wust von Rohren geformt wurde, nicht unähnlich einem Spinnennetz aus Metall. Das .Z. hingegen bezieht sich auf den Mailänder Karosserie-Experten Zagato, der für die formvollendet handgewalzte Aluminiumhülle verantwortlich zeichnete.

Es ist ein Gesamtkunstwerk, eine automobile Sch.nheit, die vor deinen Augen zu schmelzen scheint wie eine Eis-Skulptur. Mühelos gehen die Kurven ineinander über, selbst das wie abrupt abgehackt wirkende Heck wirkt wie ein alles andere als hastig angeflicktes Endstück. Ganz im Gegenteil: Es ist das perfekte Finish. Eine Mischung, die gleichzeitig an eine ganz bestimmte Ära erinnert und dennoch zeitlos ist. Tritt man einen Schritt zurück und schaut sich das Ganze am Stück an, muss man feststellen: Mit solchen Kurven schafft man Wunderwaffen.

Einen TZ zu besitzen, ist nicht ohne. Pink Floyd-Drummer Nick Mason weiß das.

“Mein erster Anlauf, einen Alfa TZ zu erwerben, ist ziemlich in die Hose gegangen. Ich hatte ein Exemplar mit Le-Mans-Geschichte und -Stammbaum gefunden, es befand sich im Besitz eines amerikanischen Sammlers mit unfehlbar fabelhaftem Geschmack. Wir verschifften den TZ nach England, und voller Stolz erzählte ich der ganzen Welt – mehr oder weniger – von meinem besonderen Wagen. Dann nahm mich jemand beiseite, und der sagte: ‘Ich fürchte, du täuschst dich.’ Mein TZ war, wie sich herausstellte, aus den Teilen von mehreren, deutlich weniger interessanten Alfas zusammengeschustert worden Ich wusste damals nicht, wie viele Autos nicht das sind, was einem die Verkäufer vormachen. Der Freund, vom dem ich den TZ hatte, wusste nicht, dass er schon reingelegt worden war. Er nahm den Wagen ohne Theater zurück und bezahlte sogar selbst die Rückführungskosten.

Damit begann die Suche nach einem weiteren TZ. Als endlich einer mit Le-Mans-Historie auf den Markt kam, hatten die Preise spürbar angezogen. Dieser Wagen übertraf alle meine Erwartungen. Mit dieser Linienführung, dieser Eleganz und Leichtigkeit der italienischen Designschule sieht er hinreißend aus, und er lässt sich wundervoll fahren – dank der Balance aus Fahrwerk, Bremsen und Motor. Ich war dann – vor ein paar Jahren – ganz wild drauf, mit ihm am Goodwood Revival teilzunehmen, obwohl er noch nicht ganz fertig war. Der Motor war aber gerade überholt worden. Am Ende fuhr ich den Alfa mit dem legendären Bobby Rahal. Im Qualifying legte Bobby einen unglaublich heißen Stiefel hin. Seine Zeiten waren gleichauf mit meinen aus dem Vorjahr auf dem 250 GTO – nur dass der Alfa gerade mal einen halb so starken Motor hatte. Das Rennen lief allerdings unglücklich. Bobby schaffte nur eine Runde, weil sich eine Antriebswelle verabschiedete. Die Überreste der Welle habe ich aufgehoben. Sie erinnern mich daran, dass man immer noch ein wenig dazulernen kann!”

Text Mark Hales  Fotos Paul Harmer

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