Jaguar Mk1 Renntourenwagen VYM454 Donington Park
Klassiker

Jaguar Mk 1 Die Rennlimousine

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Text Jeff Bloxham  

 

Der Jaguar Mk1 gehörte in den 1950er-Jahren zu den heißesten Renntourenwagen. Ein Exemplar mit ganz besonderer Geschichte fuhr Richard Meaden in Donington Park.

Bis auf die Beobachtung der wie in Zeitlupe voranschreitenden Zeiger der Klassenuhr habe ich mich für die Schule nie besonders interessiert. Autos waren schon immer eine Obsession, und Rennwagen hatten es mir ganz besonders angetan. Vor allem Jaguars ließen mein Herz höherschlagen. In den 80ern waren es Tom Walkinshaws XJ-S, die als Poster mein Zimmer schmückten. Aber auch die sagenhaften Geschichten aus der von Lofty England geleiteten Rennsportabteilung der 50er-Jahre, die so viele erfolgreiche Autos hervorbrachte, beflügelten meine Phantasie. Stellen Sie sich vor, diese nebulösen Erinnerungen an jene weit zurückliegenden Tage rücken plötzlich wie in einer Zeitmaschine ganz real in den Fokus. Während man wie ich, umringt von glorreichen Jaguar Rennwagen der 50er- und 60er-Jahre, in einem Mk1 mit Startnummer 61 nervös auf den Start zum Lauf der Jaguar Classic Challenge in Donington Park wartet. Es kommt mir vor, als wären die Seiten aus einem Geschichtsbuch zum Leben erwacht. In den vorderen Reihen stehen ultraschnelle Lightweight-E-Types, ganz zu schweigen von einem D-Type und mehreren C-Types. Direkt vor und neben mir haben sich weitere »normale« E-Types sowie Mk1- und Mk2-Limousinen platziert. Dazu im Rückspiegel ein hübscher XK120 und ein paar weitere Oldtimer aus Coventry. Wer alte Jags liebt wie ich, kommt sich vor wie im Paradies.

Die unter der Ägide der Abteilung Special Vehicle Operations (SVO) von Jaguar Land Rover durchgeführte Serie ergänzt perfekt die regen Aktivitäten von Jaguar Classic, die unter anderem am 4. Mai zur Eröffnung eines ersten Klassikcenters außerhalb Englands in Essen-Kettwig geführt haben. Den kommerziellen Ambitionen auf dem Oldtimer-Sektor angemessen ist die Präsentation an der Rennstrecke – speziell der Hospitality-Bereich darf nach den Maßstäben eines historischen Motorsport-Events als gediegen gelten. Doch abseits der Champagner-Kelche und Canapés findet man den wahren Geist dieses Markenpokals – vibrierende Autos und originelle Charaktere, die sie mit Begeisterung schnell bewegen.

Es fällt schwer, einen noch größeren Liebhaber der Marke Jaguar und des Motorsports zu finden als Nigel Webb. Er bot mir großzügigerweise an, 2016 bei Le Mans Classic den berühmten und nahezu unbezahlbaren D-Type von Hawthorn/Bueb zu fahren – als Co-Pilot des Le Mans-Siegers von 1988, Andy Wallace. In Donington wollte Webb eigentlich in seiner schwarzen Mk1 Limousine mit Kennzeichen VYM 454 das Rennen mit Wallace bestreiten. Doch als nach einer Beinverletzung bei ihm der Heilungsprozess länger als erwartet verlief, suchte er nach einem Ersatzmann. Worauf bei mir das Smartphone klingelte …

Jaguar Mk1 Renntourenwagen VYM454 Donington Park
Der Jaguar Mk1 ist als Rennwagen gutmütig zu fahren und dennoch sauschnell

Ich habe natürlich immer schon die Mk1 und Mk2 im Blickfeld gehabt, sie jedoch im Schatten der glorreichen C-, D- und E-Types vielleicht etwas übersehen. Kaum war die Einladung ausgesprochen, stieg die Vorfreude, den Mk1 im Renntempo zu bewegen.

Ich wusste nicht, was mich wirklich erwartete. Doch ein Gespräch mit Webb zerstreute alle Rest- bedenken. Denn hier wartete kein x-beliebiger Mk1, sondern ein wichtiges Stück nationaler Jaguar Motorsportgeschichte. Ein Auto mit einer spannenden Vergangenheit, das Nigel Webb in größten Ehren hält.

ERSTMALS PLATZ NEHMEN im Auto kann ich erst kurz vor dem ersten freien Training und dem Qualifying. Nicht gerade das ideale Szenario, doch versichern mir sowohl Webb wie auch Wallace, dass der Wagen ein Ausbund an Gutmütigkeit sei. Seine Optik lässt in der Tat darauf schließen, trägt die Limousine doch weiter ihre Chromstoßstangen und feinen Drahtspeichenräder zur Schau. Typisch für Renntourenwagen aus jener Epoche sind dagegen die mit schwarzem Klebeband geschützten Scheinwerfer und die Lederriemen der Motorhaube. Ich öffne die Tür, und nichts erinnert an einen Rennwagen. Wo man normalerweise nackte Türtafeln und einen einzigen Rennschalensitz aus feuerfestem Stoff erwarten würde, breitet sich ein plüschiges Interieur mit blutrotem Leder und üppig Walnussholz aus. Ehe ich die Zündung einschalte, bin ich schon in das Auto verliebt. Von Webbs taufrischem Gesichtsausdruck zu schließen, bin ich nicht der Einzige, den das Auto in seinen Bann gezogen hat. ……

 


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