KEIN SUPERCAR-HERSTELLER WAR SO WILD ENTSCHLOSSEN, MIT SEINEN FAHRZEUGEN EINDRUCK ZU SCHINDEN WIE LAMBORGHINI. DAHER AM LIEBSTEN MIT V12-MOTOR – EINE SYMPHONIE DES EXZESS
Wir alle kennen die Anekdote – oder die nie bestätigte Mär – der zufolge der Self-made-Millionär Ferruccio Lamborghini mit seinem Ferrari so viel Ärger hatte, dass er beschloss, sich sein eigenes – überlegenes – Auto selbst zu bauen. Ob das nun stimmt oder nicht, Tatsache ist, dass der Nutzfahrzeughersteller 1963 seine eigene Sportwagenmanufaktur gründete und bereits im Jahr darauf den 350 GT hergestellt hat.
Wirtschaftlich lief es nicht immer rund, trotzdem existiert die Marke seit über 50 Jahren – und allein die Latte an V12-motorisierten Lamborghini ist mehr als beachtlich. Die wichtigsten (hier: Teil 5) folgen als Serie im Porträt. Sie alle zeigen noch einmal und eindrücklich, wo der Hammer hängt – und das ist keine Mär: Lamborghini ist nach wie vor der wohl abgefahrenste Hersteller von Supercars.
DER LAMBORGHINI DIABLO –
PRODUKTIONSZEITRAUM: 1990 – 2001, STÜCKZAHL: 2884
Ende 1987 ging Lamborghini in den Besitz der Chrysler Motor Company über. Um einen »neuen« Countach zu entwickeln, hatten die Italiener kurz zuvor Luigi Marmiroli engagiert. Der war zehn Jahre lang für die Rennabteilung bei Ferrari tätig gewesen, hatte Formel-2- Autos für Minardi gebaut und dann als Teammanager mit Alfa Romeo wieder in der Formel 1. »Zu der Zeit wurde es immer komplizierter, Supercars zu homologieren«, so Marmiroli, »und das reizte mich an dem Job.«
Im April 1987 drehte der erste Prototyp seine Runden um das Fabrikgebäude. »Der damalige Besitzer Patrick Mimran war anwesend, und wir ließen die Korken knallen. Rund um die Uhr hatten wir dafür geschuftet, tagsüber im Studio, für Straßentestläufe in der Nacht, um Fotografen und andere Neugierige fernzuhalten.«
Dann wurde die Firma von Chrysler übernommen und das Projekt noch schneller vorangetrieben«, so der Vater des Diablo. »Unsere Position war nicht ganz einfach: Die Leute von Chrysler respektierten unseren Job, aber allein deren Designabteilung hatte 350 Angestellte, während wir nur einen einzigen Mann hatten, Marcello Gandini, der als Freier auch für andere arbeitete. Wir hatten ein Meeting, an dem fünfzehn Leute von denen und zwei von uns teilnahmen. Das war sehr beängstigend. Chrysler gefiel das Projekt, aber nicht das Design des Autos. Und mit Recht, denn dank ihrer Modifizierungen wurde aus dem Diablo über so viele Jahre ein Erfolgsmodell.«
Am Ende, so Marmiroli, war das gut. »Wir lernten von ihnen, hauptsächlich, wie man Geld spart, und sie von uns – sie waren alle von unserer Leidenschaft beeindruckt. Chrysler-Chef Lee Iacocca war unser Pate, das hat uns geholfen. Aber auch als er ging, lief alles reibungslos weiter. Das Auto haben wir kurz vor dem Formel-1-Grand-Prix in Monaco 1990 auf den Markt gebracht.«
CHRYSLER GEFIEL DAS PROJEKT, ABER NICHT DAS DESIGN DES AUTOS. UND MIT RECHT, DENN DANK IHRER MODIFIZIERUNGEN WURDE AUS DEM DIABLO ÜBER SO VIELE JAHRE EIN ERFOLGSMODELL
Gab es auch Schwierigkeiten? »Man könnte ein Buch damit füllen. Wir wollten unbedingt mehr Leistung aus dem Countach-Motor holen. Ferrari hatte den F40 und wir konnten natürlich nicht langsamer sein. Wir haben alles Mögliche veränderte, doch um Geld zu sparen, ließen wir die alte Zylinderkopfdichtung drin. Als wir bei einem Test in Nardò dann 325 km/h erreichten, waren wir die glücklichsten Kerle der Welt.«
Trotz der nicht ganz einfachen Entwicklung wurde der Diablo sofort zum Verkaufsschlager. »Direkt nach dem Launch machten wir uns an die Entwicklungsarbeit. Als Erstes bauten wir einen Roadster, dann den VT mit dem Allradantrieb. Der war schwer zu entwickeln. Wir hatten keine Ahnung davon und der Ausgangspunkt war simpel. Doch das System wurde schließlich so gut, dass es in seinen Grundzügen heute noch in Gebrauch ist.«
Lesen Sie die gesamte Story in der OCTANE Ausgabe 17
Weitere Backgrounds zu allen Lambos finden Sie in OCTANE Ausgabe 17