Jim Clark ist noch immer eine Motorsport-Ikone und wird von vielen verehrt und bewundert. Nicht zuletzt von IndyCar-Legende Dario Franchitti. Für OCTANE – und zu seinem eigenen Vergnügen – hat Franchitti sich in zwei ganz besondere Lotus-Modelle seines 1968 verunglückten Landsmannes gesetzt.
Nur wenige Rennfahrer sind so untrennbar mit einer Marke verbunden wie Jim Clark mit Lotus. Und die beiden Autos, die Sie hier sehen, repräsentieren eine Periode, in der diese Partnerschaft in voller Blüte stand. 1962 und in seinem ersten Formel-1-Weltmeisterschaftsjahr, 1963, legte Clark mit dem Elan mehr als 24.000 Kilometer zurück: Er fuhr mit ihm regelmäßig von der Lotus-Fabrik in Cheshunt nördlich von London zu seinem Familiensitz im Council Scottish Borders. Und der Cortina brachte ihm 1964 den Titel in der “British Saloon Car Championship” ein. Es waren die Zeiten, in denen Fahrer und Konstrukteure in mehr als einer Disziplin brillieren mussten: Von getunten Blechkisten über Straßenautos bis zu Einsitzern konnten Clark und Lotus-Chef Colin Chapman nicht viel falsch machen.
Dario Franchitti hat ein tiefes Verständnis und eine hohe Wertschätzung für all das. Der wortgewandte Schotte hatte selbst eine beachtliche Motorsportkarriere, die mit drei Siegen beim Indianapolis 500 und vier Titeln in der IndyCar-Serie ihren Höhepunkt fand. Er beendete sein Rennfahrerdasein nach einem schweren Unfall in Houston 2013. Dass er ein glühender Verehrer von Clark ist, wird sofort klar, als er nach einer flotten Fahrt aus dem Elan steigt. Sein Interesse wurde geweckt, als er als junger Heißsporn für Paul Stewart Racing in der Formel Vauxhall Lotus fuhr.
“Bei uns zu Hause wurde natürlich über Jackie Stewart gesprochen”, erklärt er, “und auch über Jim, David Leslie und Gerry Birrell. Mein Vater sprach immer von diesen Fahrern, also war mir auch Jim ein Begriff. Dann, 1993, sagte Jackie: ‚Wir haben ein Abendessen in Edinburgh, um Jimmys 25. Todestag zu begehen. Ich möchte, dass du kommst – ich denke, wir werden Spaß haben.‘ Ich saß neben Eric Dymock, der Bücher über Jim geschrieben hat, und einigen von Jims Freunden. Am Ende dachte ich: Wer war dieser Typ? Von da an war ich geradezu besessen von ihm.”
Franchitti hat im Laufe der Jahre eine erstaunliche Sammlung von Clark-Erinnerungsstücken zusammengetragen – von Flugprotokollen über Rennanzüge bis hin zu Indianapolis-Sammelalben, die ihm von anderen Enthusiasten überlassen wurden, die wussten, dass Franchitti sie in Ehren halten würde. Als er eingeladen wurde, den 1965 in Indy siegreichen Lotus 38 auf dem Brickyard zu demonstrieren, bat er die Firma, die in jenem Jahr Clarks Rennanzug geliefert hatte, eine perfekte Kopie für ihn anzufertigen. Arai tat dasselbe mit einem offenen Sturzhelm und die Boxentafel war exakt jene, die Lotus 50 Jahre zuvor verwendet hatte.
Franchitti kann sich noch gut an einen seiner ersten Gedanken nach seinem ersten Indy-500-Sieg 2007 erinnern: Er hatte etwas erreicht, was auch Clark geschafft hatte. Seine Wertschätzung geht jedoch über das fahrerische Können hinaus. Was zweifellos darauf zurückzuführen ist, dass er einige von Clarks alten Freunden kennengelernt hat – eine Gruppe, die er liebevoll als “Duns-Mafia” bezeichnet.
Es war unglaublich, dass er in einem Lotus Cortina gewinnen und am selben Tag in ein F1-Auto springen und auch darin gewinnen konnte. Und dann in den Lotus 30 stieg und wiederum gewann. Und dann nach Indianapolis flog und dort ebenfalls gewann. Aber es war mehr als das – es war die Art und Weise, wie die Leute über ihn als Persönlichkeit sprachen, darüber, wie er war. Jeder, der mit ihm zu tun hatte, sagt, dass er ein absoluter Gentleman war – einfach ein ganz besonderer Charakter.”
Erst vor kurzem hat Franchitti zum ersten Mal einen Elan gefahren, einen 26R in Rennausführung. Der Wagen mit der Fahrgestellnummer 002 – in England bekannt unter seinem Kennzeichen 997 NUR – ist jedoch eine komplett andere Hausnummer und wurde von Lotus als Entwicklungsmodell verwendet. Er war einer der wenigen frühen Elan, die mit der 1498-ccm-Version des Doppelnockenwellenmotors ausgestattet waren, bevor 1558 ccm zum Standard wurden. Clark fuhr diesen Wagen sehr oft. Er wurde sogar mit dem Auto vor seiner Farm namens Edington Mains fotografiert. Das Bild war ursprünglich für das Cover des “Time”-Magazins vorgesehen gewesen, erschien aber stattdessen in einem Artikel der “Sports Illustrated” im Oktober 1963.
Franchitti war eng in das T50-Supercar-Projekt von Gordon Murray eingebunden und wenn er über die Kombination aus dünnen Reifen, geringem Gewicht und kompakten Abmessungen nachdenkt, versteht er, warum Murray ein solcher Fan des Elan ist. Und auch, warum er versuchte, dem T50 einige der Qualitäten des Elan zu verleihen, insbesondere den für Lotus typischen Trick, ein Auto zu bauen, das fast telepa- thisch reagiert, ohne dass die Fahrqualität leidet.
Text: James Page // Fotos: Tom Shaxson und Tim Scott // Bearbeitung: Christel Flexney
Lesen Sie in OCTANE #62, wie sich der Ford Lotus Cortina und der Lotus Elan fahren.
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