Klassiker

Ein Yen-ialer Sportwagen

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Selten, stylish und toll konstruiert: Der Toyota 2000GT revolutionierte die japanische Automobil­industrie – und verzaubert Robert Coucher.

Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei, heißt es. Jahrzehntelang wurde die japanische Autoindustrie als reine Kopierveranstaltung abgetan, unfähig, selbst originelle Ideen zu entwickeln. Modelle wie Toyota Corona oder Datsun Bluebird galten als zuverlässig, aber langweilig. Wenig inspirierend. Doch als in den frühen 1960er-Jahren die Expansion auf internationalen Märkte zunahm, bemerkten die japanischen Hersteller, dass führende europäische und amerikanische Konkurrenten immer wieder sogenannte Leuchtturm-Projekte auflegten. Autos, die vor allem das Image stärken sollten. Das war der Grundgedanke für den 2000GT.

Ein nur fünf Köpfe starkes Team unter der Leitung von Toyota-Chefingenieur Jiro Kawano sollte in Kooperation mit Yamaha das Projekt 280A realisieren. Yamaha hatte sich zuvor an der Entwicklung eines Sportwagens für Nissan versucht, doch das Projekt verlief im Sand. Toyota aber wollte es wissen und gab den Yamaha-Ingenieuren grünes Licht.

Vom E-Type inspiriert entstand ein für damalige japanische Verhältnisse spektakuläres Design.

Zum Start kaufte Toyota unter anderem einen Jaguar E-Type, einen MGB, einen Triumph TR2, 
einen Porsche 911 und einen Lotus Elan. Nachdem Kawanos Team sich die europäischen Sportler
angesehen hatte, entschieden sich die Techniker für ein vom Lotus Elan abgeleitetes Chassis mit Zentralrohrrahmen und Einzelradaufhängung. Bei der äußeren Gestaltung ließ sich Designer Saturo Nozaki vom wunderschönen E-Tpe inspirieren. Generell verfolgten die japanischen Ingenieure die clevere Strategie, die besten Zutaten zusammenzuführen. Das Erfolgsrezept: Man nehme Colin Chapmans vom Rennsport abgeleitetes Fahrwerk, kombiniere es mit dem atemberaubenden Styling von Sir William Lyons und füge den hübschen kleinen Sechszylinder von Yamaha mit obenliegenden Nockenwellen hinzu. Voilà, fertig war der 2000GT.

Die britische Autoindustrie schlug zu jener Zeit leider den entgegengesetzten Weg ein und baute Autos mit massiven Starrachsen, trägen Motoren, Trommelbremsen und von miserabler Fertigungsqualität. Warum haben nicht beispielsweise die MG-Ingenieure das Chapman-Fahrwerk übernommen und mit einem DOHC-Motor bestückt? Stattdessen fusionierte und schrumpfte sich die britische Autoindustrie über drei Jahrzehnte hinweg zu Tode. Der einzig wahre Nachfolger des MGB erschien 1990 und kam aus Japan: der Mazda MX-5.

Der zwei Liter große DOHC-Reihensechszylinder mit 148 PS wurde von Yamaha entwickelt.

Designer Saturo Nozaki sollte den Toyota möglichst europäisch erscheinen lassen – ich finde jedoch, dass er japanische Präzision und Leichtigkeit ausstrahlt. Rückleuchten und Doppelauspuffanlage tragen vielleicht ein bisschen zu dick auf. Dafür fallen die originalen Rückspiegel auf den Kotflügeln um so filigraner aus. Sie funktionieren erstaunlich gut und geben dem schlanken Coupé einen dezidiert japanischen Touch. Natürlich bleibt dieser attraktive Sportwagen immer mit der bezaubernden Schauspielerin Akiko Wakabayashi verbunden, die an der Seite des 2000GT und von Sean Connery die Hauptrolle in »Man lebt nur zweimal« spielte. Für den 1967 angelaufenen Bond-Film musste das Dach des Coupés entfernt werden, damit der 1,90 Meter große Connery auf dem Beifahrersitz Platz nehmen konnte.

Unser Autor genießt die Fahrt und den wunderschön gestalteten Innenraum.

Doch der GT spielte nicht bloß Sportwagen: 1966 wurde er Dritter beim Großen Preis von Japan in Fuji und gewann im selben Jahr die 1000 Kilometer von Suzuka sowie 1967 die 1000 Kilometer von Fuji. Niemand anders als Carroll Shelby setzte 1968 zwei 2000GT bei Läufen der Produktionswagenklasse des Sports Car Club of America ein – mit einigen Siegen und Podestplätzen schlugen sie sich richtig gut. Einer dieser Shelby-Toyota-Rennwagen wurde 2022 für 2,5 Millionen Dollar versteigert.

Die langen Türen des 2000GT bieten bequemen Zugang zum Innenraum des kompakten Coupés – anders als beim E-Type mit seinen kurzen und flachen Türen. Zum Glück verzichtete Toyota darauf, eine 2+2-Bestuhlung in den Innenraum zu quetschen. Deshalb finde ich mit meinen 1,80 Meter genügend Raum zwischen dem sehr bequemen Fahrersitz und Lenkrad samt Armaturenbrett. Der Fußraum erstreckt sich recht tief. Mit 1,90 Metern und etwas mehr Körperfülle könnten Einstieg und Platzangebot allerdings etwas beengter aussehen.

Ob das Interieur im Stil eines klassischen britischen Sportwagens zum futuristischen Äußeren passt, bleibt Geschmackssache. Tolles Detail: Das Kirschholzfurnier des Armaturenbretts stammt aus dem Musikinstrumentenbau bei Yamaha. Anders als bei britischen oder amerikanischen Sportwagen dieser Zeit, in denen die Instrumente eher verstreut sind, reihen sie sich hier ordentlich nebeneinander auf. Der hölzerne Lenkradkranz weist die optimale Größe auf, bemerkenswert ist der hoch und horizontal angebrachte Handbremshebel mit Gehstockgriff. Der Innenraum strahlt Grand Tourisme-Feeling aus, wirkt sehr gut verarbeitet, die gepolsterte Fläche hinter den Sitzen bietet Platz für Reisetaschen.

Bearbeitung Johannes Schnettler // Fotos Paul Harmer

Lesen Sie in OCTANE #68, warum sich der japanische E-Type trotz seines betörenden Designs nur 351mal in drei Jahren verkaufen liess..

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