Porsche und Turbo, diese zwei Begriffe gehören seit einem halben Jahrhundert zusammen. Sie stehen für eine Geschichte voller Leistung und Legenden. Ihren Anfang nimmt sie auf der Rennstrecke, 1974 kommt der Turbo für die Straße. Er ist der Anfang einer Ära.
Im Autojahr 1974 wird der Porsche 911 Turbo wie folgt beschrieben: „Dieser Wagen vereinigt in vollendeter Harmonie Leistung mit Luxus. Seine überlegene Technik und sein funktioneller Komfort lassen keinen Wunsch offen.“ Am 2. Oktober 1974 um 15.00 Uhr Ortszeit feiert er auf dem Pariser Salon seine Weltpremiere. Es ist kein Debüt mit Überraschungseffekt: Zum Zeitpunkt des Urknalls geistert der Porsche mit Aufladung schon länger durch Berichte und Fantasien der Journalisten und Kunden.
Auf der Rennstrecke haben die teilweise mehr als 1000 PS starken Turbo-Typen 917/10, 917/30 und 911 Carrera RSR 2.1 erst vor kurzem die Siegerrolle von den Vorgängern mit Saugmotor übernommen, da gewährt Porsche mit einem Showcar auf der IAA 1973 erstmals einen Ausblick auf eine aufgeladene 911-Serienversion.
Der 911 Turbo ist eine Sensation – mit ebenso hohem Preis
In seiner Konzeption, mit der vielfach betonten Verbindung aus Performance und Luxus steht er in der Nachfolge der Carrera-Typen und ist dennoch für Porsche etwas völlig Neuartiges. Mit maximaler Motorkraft und gediegenem Komfort tritt er als erster Porsche in das Segment der Supersportwagen ein. Zum Preis von 65.800 Mark gäbe es auch vier 914/4 1.8 oder fast zwei neue 911 Coupé. Selbst ein Lamborghini Jarama mit Zwölfzylindermotor kommt rund zweitausend Mark günstiger.
Der Technologieträger Turbo ist aber auch deshalb so teuer, weil die zum Markenzeichen werdenden Kotflügelverbreiterungen im Karosseriebau noch von Hand angesetzt werden müssen. Eigene Presswerkzeuge scheinen unnötig, weil Porsche wie schon beim 911 Carrera RS von kleinen Stückzahlen ausgeht. Erst sollen es die für die Homologation notwendigen 400, dann 1000 Autos sein. Und wieder werden die Erwartungen übertroffen: Bereits innerhalb der ersten drei Modelljahre des Ur-Modells 911 Turbo 3.0 werden 2850 Einheiten produziert.
Der Wagen wurde für Höchstgeschwindigkeiten konzipiert
Den Turbolook, den es später auch für Elfer ohne Aufladung zu kaufen geben wird, prägen ausgestellte Radhäuser und große Spoiler. Die Frontspoilerlippe aus PU-Schaum mindert den Auftrieb und retuschiert zu beiden Seiten den Übergang von der Stoßstange zu den Verbreiterungen. Der große Heckflügel aus GFK verfügt über ein zusätzliches Lufteinlassgitter. So sollen die Zufuhr von Frischluft und die Abfuhr heißer Motorabwärme verbessert werden.
Während die Wettbewerbsversion 911 Carrera RSR Turbo aus 2,1 Liter Hubraum 500 PS holt, sind es beim 911 Turbo 260 PS bei 5500/min aus 2994 Kubikzentimetern. Das Plus von 0,3 Liter Hubraum im Vergleich zum 911 mit Saugmotor soll das tiefe Turboloch zuschütten und in unteren Drehzahlregionen ausreichend Drehmoment zur Verfügung zu stellen. Nur etwas mehr als fünf Sekunden benötigt der Turbo für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h (oder sogar noch etwas darüber).
Der Porsche 911 Turbo erfüllt sämtliche Abgasvorschriften
Als erster Hersteller kombiniert Porsche Aufladung und K-Jetronic, damit erfüllt der 930 auch die strengen US-amerikanischen Abgasvorschriften. Und wie den anderen Autos der Modellpalette genügt dem Turbo Normalbenzin. Der Hinweis ist wichtig, weil der Schock der Ölpreiskrise von 1973 noch nachwirkt und selbst im eigenen Haus der Zeitpunkt der Vorstellung umstritten ist.
Die Liste der Extras ist lang…
…und sie beginnt mit einer getönten Rundumverglasung, gefolgt von elektrischen Fensterhebern, zweistufig beheizbarer Heckscheibe, Heckscheibenwischern, Scheinwerfer-Reinigungsanlage, Nebelscheinwerfer, elektronischer Tachometer, Lederausstattung mit Schottenstoff kombiniert, erstmals automatische Heizungsregulierung, Hochflor-Veloursteppich und Stereo-Kassettenradio mit elektrischer Antenne.
Erst 1975 werden die ersten Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert
Bis die ersten 911 Turbo bei den Kunden ankommen, dauert es bis zum Frühjahr 1975. Mit der Fahrgestellnummer 930 570 0011 beginnt im September 1974 die Fertigung. Nur zehn Fahrzeuge laufen im Kalenderjahr 1974 vom Band, von Januar bis März 1975 sind es weitere 79 Autos. Frühe, unverfälschte Originale sind kostbare Zeitzeugen – sie zeigen, wie die Turbo-Ära bei Porsche ihren Anfang nahm.
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10 spannende Fakten über den Porsche 911 Turbo
- Frühe Modelle des 911 Turbo, insbesondere der 930, waren wegen des plötzlichen Turbo-Einschlags und des herausfordernden Handlings als “Widowmaker” bekannt.
- Der erste 911 Turbo (Typ 930) hatte einen 3,0-Liter-Motor mit 260 PS. Moderne Versionen wie der 911 Turbo S bieten bis zu 650 PS.
- Frühe Turbolader hatten oft ein sogenanntes “Turbo-Lag” – eine Verzögerung zwischen dem Gaspedaldruck und der Leistungsentfaltung. Moderne 911 Turbo-Modelle haben dieses Problem fast vollständig eliminiert.
- Der große Heckspoiler des 911 Turbo war ein markantes Designmerkmal, das nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional war. Es erhöhte den Abtrieb und die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten.
- Bis zum 996-Modell, das 1998 eingeführt wurde, waren alle 911 Turbo-Modelle luftgekühlt. Seitdem werden die Motoren wassergekühlt, was die Effizienz und Leistung verbessert hat.
- Es gab zahlreiche Sonderversionen des 911 Turbo, darunter die 911 Turbo S, die in der Regel mit noch mehr Leistung und exklusiven Ausstattungspaketen aufwartet.
- Der moderne 911 Turbo S erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von über 330 km/h, was ihn zu einem der schnellsten Serien-Sportwagen auf dem Markt macht.
- Der aktuelle 911 Turbo S beschleunigt von 0 auf 100 km/h in nur 2,7 Sekunden, was ihn in die Liga von Hypercars katapultiert.
- Der 911 Turbo war eines der ersten Serienfahrzeuge, das mit Keramik-Bremsen (Porsche Ceramic Composite Brake, PCCB) ausgestattet war, die eine hervorragende Bremsleistung bei geringem Gewicht bieten.
- Seit über 40 Jahren ist der 911 Turbo ein Sinnbild für Porsches Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung – jede Generation baut auf den Stärken der vorherigen auf, während Schwächen konsequent beseitigt werden.
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