Der Porsche 908 muss nach unserer Ansicht in einem Atemzug mit Schauspieler und Rennfahrer Steve McQueen genannt werden. Zwei Namen. Ein Statement. Für alle Liebhaber des Klassikers bleibt vor allem eines unvergessen: das 12h-Rennen Sebring 1970, bei dem McQueen und sein Porsche in einem Herzschlagfinale das seinem Namen alle Ehre macht, den zweiten Platz belegten.
Sieger der Herzen: Platz 2 für Steve McQueen und den Porsche 908
Noch bevor der Porsche 908 als Filmfahrzeug in der Kinoproduktion „Le Mans“ zu sehen war, holte er selbst einige Trophäen auf der Rennstrecke ein. Das 12-Stunden-Rennen auf dem ehemaligen Flughafengelände des Hendrick Army Airfield im Bundesstaat Florida ist der zweite Lauf zur Markenweltmeisterschaft für Sportwagen. Das Startfeld war hochkarätig besetzt mit zwei 917er von Porsche Salzburg und dem Gulf-Team von John Wyer, vier Ferrari 512S, drei Alfa Romeo T33/3, zwei Matra MS 650 und drei privaten Porsche 908. Ein 908 war von der US-Movie-Company “Solar Productions” gemeldet worden, mit der Steve McQueen ab Juni den Film „Le Mans“ drehen will.
Steve McQueen konnte sich zeitlebens nie so recht entscheiden, welche Rolle ihn in seinem Leben mehr erfüllte. „Ich weiß manchmal nicht, ob ich ein rennfahrender Schauspieler oder schauspielender Rennfahrer bin.“
Sowohl auf der Strecke als auch vor der Kamera zeigte er jedenfalls ein großes Talent. Bei den Boxenstopps wechselt das Solar-Team weder Reifen noch Bremsbeläge – und spart damit Zeit gegenüber den schnelleren Autos der Fünf-Liter-Klasse. Die Rechnung geht auf. In einem Herzschlagfinale überquert der Porsche mit der Startnummer 48 die Ziellinie, exakt 23,8 Sekunden hinter dem Ferrari 512S von Andretti/Giunti/Vaccarella: zweiter Platz!
Gebrochener Fuß: McQueen darf beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans nicht ans Steuer
Die prominente Platzierung wird umso spektakulärer vor dem Hintergrund, dass Steve McQueen dieses Rennen mit einem gebrochenen Fuß gefahren ist. Aus diesem Grund entscheiden die Manager seiner Filmagentur, dass der weiße Porsche 908/02 ohne seinen Buddy im 24-Stunden-Rennen in Le Mans an den Start gehen soll. Allerdings war diesmal nicht der Sieg das primäre Ziel, sondern das Einfangen von Filmszenen für die Dreharbeiten zu „Le Mans“. Dazu wurde der Wagen in Dunkelblau umlackiert und mit der Startnummer 29 versehen. So konnten während der 24h authentische Szenen eingefangen werden, die später für den Film verwertet wurden.
Rätselhaftes Verschwinden des Porsche 908/02 zu Beginn der Dreharbeiten
Sechs Wochen nach dem 24-Stunden-Rennen, bei dem der Porsche 908/02 immerhin den 9. Platz belegte, begannen die Dreharbeiten zu „Le Mans“. Der Motorsportfilm-Klassiker mit Steve McQueen in der Hauptrolle wurde später vor allem wegen seiner authentischen Darstellung des 24-Stunden-Rennens gefeiert. Als begeisterter Rennfahrer legte McQueen großen Wert auf die Authentizität der Rennszenen. Er wollte, dass „Le Mans“ das Wesen des Rennsports einfängt, nicht nur als Unterhaltung, sondern als echte Darstellung der Herausforderungen und Gefahren des Motorsports. Der Film begann ohne vollständiges Drehbuch, und die Story entwickelte sich erst während der Dreharbeiten weiter.
Bei den Dreharbeiten zu „Le Mans“ kommt allerdings nicht das Originalfahrzeug, sondern ein offener Ford GT 40 zum Einsatz. Der 908-022 ist verschwunden. Erst 44 Jahre später wurde das Rätsel gelöst: Solar Productions hat ihn an den deutschen Privatfahrer Hans-Dieter Weigel verkauft.
Der McQueen Porsche wird zum Ersatzteillager…
Der originale McQueen Rennwagen wechselte mehrfach den Besitzer. Seit den Dreharbeiten ist er in einem dunklen Blau lackiert und darf 1973 noch ein weiteres Rennen in LeMans fahren, wo er diesmal den 7. Platz belegt. Nach einem erneuten Start im Folgejahr ist der Wagen allerdings so beschädigt, dass er als Ersatzteillager von August Deutsch für seinen eigenen 908 aufgekauft wurde. Viele Jahre später reanimierte dieser das 022er Chassis zum Glück wieder. 1980 möchte er den offenen Spyder als Mietrennwagen in der Interserie einsetzen. Mit den 350 PS des »serienmäßigen« 3,0-Liter-Achtzylinders wäre er allerdings chancenlos. Also implantiert der Ingenieur einen eigens aufgebauten 3,2-Liter-Sechszylinder, der dank zwei K27-Turboladern von KKK mit Ladeluftkühlern mehr als 600 PS leistet. Durch Zufall erfährt Deutsch von einem Zuschauer in der Boxengasse erst von dem berühmten Vorbesitzer.
…bis er sein Comeback auf dem Nürburgring erlebt
Im Laufe der nächsten acht Jahre drehen mehr oder weniger bekannte Rennfahrer an jenem Lenkrad, das bereits Steve McQueen in Händen hatte. 1988 ist der Klassiker mit 600 PS sowie einem Chassis von 1969 sind nicht mehr konkurrenzfähig und wird von August Deutsch in Rente geschickt.
Die Geschichte des McQueen Renn- und Filmwagens wäre an dieser Stelle vielleicht zu Ende, hätte da nicht Hubertus Graf Dönhoff eines Tages an die Tür geklopft. Er ist Mitinitiator des AvD-Oldtimer-Grand-Prix und animierte Deutsch dazu, den 908/02 für den Nürburgring noch einmal fit zu machen. So zeigte sich der Porsche 908 am 5. August 2000 auf dem Nürburgring zum 28. AvD-Oldtimer-Grand-Prix erneut einem begeisterten Publikum. Ganz in Weiß, ganz flach und mit der Startnummer 48 auf der Front als Reminiszenz an seinen einstigen Piloten Steve McQueen, der leider zu diesem Zeitpunkt schon 20 Jahre nicht mehr lebte.
10 spannende Fakten über den Porsche 908
- Der Porsche 908 wurde erstmals 1968 vorgestellt und war einer der erfolgreichsten Rennwagen seiner Zeit. Er wurde speziell für die Sportwagen-Weltmeisterschaft und die 24 Stunden von Le Mans entwickelt.
- Anlass für seine Entwicklung war eine Änderung der FIA-Regeln, bei denen nach neuem Reglement der Hubraum der Prototypen auf 3000 cm³ begrenzt werden sollte.
- Im Film “Le Mans” (1971) nutzte Steve McQueen den Porsche 908/02 Spyder ‘Flunder’ als Kamera-Auto, um authentische Rennszenen einzufangen. Das Filmen aus der Fahrerperspektive war eine filmische Revolution zu dieser Zeit.
- Der Porsche 908 verfügte über einen 3,0-Liter-8-Zylinder-Boxermotor, der eine Leistung von etwa 350 PS erbringen konnte.
- Der 908 war einer der ersten Rennwagen, der umfassend von aerodynamischen Verbesserungen wie einem flachen Unterboden und einem langen Heck für besseren Antrieb profitierte.
- Der Einsatz von fortschrittlichen Materialien wie Aluminium und Magnesium sowie später Fiberglas trug zur Gewichtsreduktion bei, was die Leistung und Effizienz des Fahrzeugs erheblich verbesserte.
- Der 908 bekam verschiedenen Karosserieformen, darunter die Kurzheck-Coupé, Langheck-Coupé und die offene Spyder-Version, die auf unterschiedlichen Rennstrecken jeweils ihre Vorteile hatten.
- Der 908 wurde von Porsche weiterentwickelt zum 908/3, der speziell für kurvenreiche Strecken konzipiert war mit optimaler Gewichtsverteilung. Diese Version war noch leichter und agiler. Allerdings war er nur bei zwei Läufen der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1970 und 1971 bei der Targa Florio und auf der Nürburgring-Nordschleife im Einsatz
- Heute ist der Porsche 908 ein gern gesehener Teilnehmer bei historischen Rennveranstaltungen.
- Die im Porsche 908 eingeführten Technologien und das Designkonzept hatten einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung späterer Rennwagen von Porsche und andere Hersteller im Motorsport.
Lesen Sie im Octane Magazin #71 alles über die Karriere des Porsche 908, der von Steve McQueen auf der Rennstrecke und hinter der Kamera gefahren wurde. Verfolgen Sie die Geschichte des Wagens bis heute weiter und seien Sie gespannt darauf, was der originale Filmwagen aus „Le Mans“ als Oldtimer noch für Abenteuer erleben durfte. Bis heute befindet sich der Klassiker im Besitz von August Deutsch, der extra für diesen Beitrag das Rolltor seiner Werkstatt in Aschheim geöffnet hat.
Die ganze Geschichte über den Meyers Manx lesen Sie in OCTANE #71
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