Das Horch Cabriolet steht wie kaum ein anderes Fahrzeug für die perfekte Symbiose aus zeitloser Eleganz und technischer Meisterleistung. In den 1930er Jahren galt es als Ausdruck von Luxus und Prestige, gebaut für diejenigen, die das Besondere suchten. Seine geschwungenen Linien, der unverwechselbare Horch-Grill und die beeindruckende Motorleistung machten es zu einem Traum auf Rädern. Heute ist das Horch Cabriolet eine Ikone der Automobilgeschichte. Was macht dieses Fahrzeug so einzigartig?
Horch Achtzylinder waren der Inbegriff von Luxus und Eleganz
1904 gründete August Horch die Horch & Cie. Motorwagenwerke AG, die sich schnell als Hersteller von hochwertigen Automobilen etablierte. Schon bald galten Horch-Modelle als Synonym für Eleganz und technische Perfektion. Das Cabriolet, mit seinem offenen Dach und der exquisiten Verarbeitung, wurde später zum Aushängeschild der Marke.
Mit der Entwicklung von Achtzylindern begann die Marke 1920 – elf Jahre, nachdem der Firmengründer August Horch das Unternehmen verlassen hatte. 1926 erschien mit dem Horch 8 (Typ 303) Deutschlands erster serienmäßiger Achtzylinder – zugleich wurde der Bau aller Vierzylinder eingestellt.
Entworfen wurde das 780 Sport-Cabriolet von keinem Geringeren als Hermann Ahrends, der später bei Mercedes-Benz den berühmten 540K Spezialroadster gestalten sollte. Die Cabriolets wurden zum Teil im Werk, überwiegend aber bei Gläser (Dresden), Baur (Stuttgart), Deutsch (Köln) und anderen Karosseriebauern hergestellt.
Paul Daimler beseitigte Probleme mit der Ventilsteuerung und optimierte die Kosten der Herstellung
Baurat Paul Daimler, der 1923 von der Daimler-Motoren-Gesellschaft zu Horch gewechselt war, setzte auf eine Konstruktion mit zwei durch eine Königswelle angetriebenen Nockenwellen und paar¬weise im Block gegossenen Zylindern, so dass nur zwischen jedem zweiten das Kühlwasser durchlief. Doch die DOHC-Ven¬tilsteuerung erwies sich als anfällig und schwer einzustellen. Fritz Fiedler, Nachfolger Daimlers, kam 1929 von Stoewer nach Zwickau. Er ersetzte kurzerhand den Achtzylinder seines Vor¬gängers durch eine Neukonstruktion. Hier standen alle Zylin¬der im gleichen Abstand, waren also gleichmäßig vom Kühl¬wasser umspült. Der zuvor sehr lange Hub (118 mm) wurde drastisch auf 104 mm reduziert.
Zugleich verdoppelte Fiedler bei seinem beträchtlich länger bauenden Motor die Zahl der Kurbelwellengleitlager von fünf auf zehn, begnügte sich aber mit nur einer Nockenwelle. Publikum und Kundschaft merkten kaum etwas von der Umstellung, den Nutzen hatte vor allem das Werk, weil bei gleicher Leistung und unverändert kultiviertem Laufverhalten die mit hohen Kosten verbundenen Probleme beseitigt waren.
Das Horch Cariolet erreichte solide Reisegeschwindigkeiten
Der Horch-SOHC-Achtzylinder wurde mit verschiedenen Hubräumen gebaut, die von 4,0 über 4,5 bis zu 5,0 Litern reichten. Das Drehmoment wurde damals nicht erwähnt, dürfte aber angesichts des langen Hubs – 104 mm gegenüber 87 mm Bohrung und acht Zündungen pro Kurbelwellenumdrehung solide sein. Folglich wird der erste, nicht synchronisierte Gang kaum benötigt, um aus dem Stand anzufahren. Auf der Autobahn kann das 780 Sport-Cabriolet locker eine Reisegeschwindigkeit von 125 km/h halten.
Der Importeur Auto-Palace verglich den Horch in seinen damaligen Prospekten mit dem berühmten Schnellzug von London nach Edinburgh, dem Flying Scotsman. Nicht nur in Bezug auf die Geschwindig¬keit, sondern auch auf den Komfort.
Auch der Innenausstattung mangelt es nicht an Luxus und Eleganz
Die Sitze des Horch sind großzügig, und das Verdeck – mit seinen auffallend großen Bügeln an der Außenseite sieht aus, als könnte es jedem Sturm trotzen. Das Cabriolet ist übrigens ein Viersitzer mit zwei Türen; es gab auch eine viertürige Version, für die 900 Gulden mehr bezahlt werden mussten. Die Innenausstattung ist üppig: mit Leder, Holz, Teppichen, Elfenbein und feinen Instrumenten. Der Tacho geht bis knapp über 150 km/h. Darüber hinaus gibt es Anzeigen für Wassertemperatur, Öldruck, Benzinstand und Uhrzeit. Die Uhr tickt sogar und die Zeiger bewegen sich, was bei Autos fortgeschrittenen Alters nicht oft vorkommt.
Einen Drehzahlmesser gibt es nicht; das hielt Horch nicht für relevant, schließlich ist der Achtzylinder kein nervöser Läufer, sondern ein ruhiges Kraftpaket. Was zum Charakter des Horch als Boulevard- und Promenaden-Gleiter passt. Auffällige Details im Innenraum sind der Porzellan-Aschenbecher neben dem linken Knie des Fahrers und der elektrische Zigarettenanzünder ganz rechts im Armaturenbrett. Sie brauchen das Feuerzeug nicht herauszunehmen, um Ihre Cohiba Esplendidos anzuzünden, es genügt, die Zigarre sanft anzudrücken.
Ein Juwel in der Krone der deutschen Autoindustrie
Als solches kann das Horch Cabriolet mit allem Recht bezeichnet werden. Er trat in direkte Konkurrenz zu Maybach und Mercedes-Benz. Der große deutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann war ein Verfechter der Marke. „Ich fahre Horch 8, weil er zugleich elegant und tüchtig ist“, schrieb er und betonte damit nachdrücklich die Schönheit und Schnelligkeit der Autos aus Zwickau. Horch soll 250 Exemplare des 780 gebaut haben, von denen soweit wir wissen sechzehn erhalten geblieben.
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10 spannende Fakten über das Horch Cabriolet
- Horch Cabriolets waren ausschließlich in der Oberklasse positioniert und galten als Statussymbol der 1930er Jahre
- Jedes Horch Cabriolet wurde in aufwendiger Handarbeit gefertigt, was zur Exklusivität der Fahrzeuge beitrug.
- Käufer konnten das Design ihrer Fahrzeuge nach ihren Wünschen anpassen, einschließlich Farben und Innenausstattung.
- Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Horch Cabriolets von der Wehrmacht als Stabsfahrzeuge genutzt.
- Zwischen 1933 und 1940 wurden im Zwickauer Horch-Werk insgesamt 11.625 zivile Pkw des Typs Horch 830/930 gebaut. Zusätzlich erhielt die Reichswehr bzw. Wehrmacht 4.536 Kübelwagen des Typs Horch 830 R
- Der Horch 830, eingeführt 1933, war eines der ersten deutschen Serienfahrzeuge mit V8-Motor. Der 3-Liter-Motor leistete 70 PS und trug zur hohen Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs bei.
- Der französische General Charles de Gaulle nutzte nach dem Zweiten Weltkrieg über zehn Jahre lang ein Horch 830 BL Cabriolet für offizielle Anlässe.
- Das Horch 853 Sport-Cabriolet gewann 2009 den renommierten „Best of Show“-Titel beim Pebble Beach Concours d’Elegance, einem der weltweit angesehensten Oldtimer-Wettbewerbe.
- Vom Horch 855 Spezial-Roadster wurden lediglich sieben Exemplare gefertigt, was ihn zu einem der seltensten und begehrtesten Modelle der Marke macht.
- Der Rennfahrer Bernd Rosemeyer besaß ein individuell gefertigtes Horch 853 Coupé, das er „Manuela“ nannte.
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