Das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Ein Wunsch, dessen Erfüllung von den Marketing-Abteilungen gerne und großzügig versprochen wird. Spätestens seit Alfa mit der ersten Giulia Sportwagen und Limousine zu einer viel kopierten neuen Fahrzeugkategorie vereinte, hat der italienische Traditionshersteller eine gewisse Reputation in dieser Disziplin zu verteidigen.
An Genüssen ist Italien wirklich nicht arm. Mit zu den bedeutendsten gehören seit jeher Olio e Vino – Grundlagen italienischer Lebensart, die uns auch hier in Germania immer wieder sonnige Lichtblicke ins triste Wintergrau zaubern. Von warmen Sommerabenden ganz zu schweigen. Von denen waren wir Anfang Februar aber noch ein ganzes Stück entfernt, als uns der Anruf der Alfa Presseabteilung erreichte, im Mirafiori Werk in Turin stünden zwei Alfas für eine Testfahrt bereit. Da traf es sich gut, dass sich die Rotweinvorräte im Keller über die Feiertage bedenklich geleert hatten. Barolo war von Turin aus in einer knappen Stunde zu erreichen. Und ein wenig ligurisches Olivenöl wäre auch nicht schlecht. Am besten frisch gepresst von der kleinen Taggiasca-Olive, die an den Hängen oberhalb von San Remo heimisch ist. Jetzt im Februar müsste die neue Ernte, die an den Hängen in dieser Region um San Remo, Taggia oder Imperia heimisch ist doch eigentlich schon verfügbar sein, goldgelb und aromatisch. Und so kam die Idee zu unserem Kurztrip nach Ligurien zwar irgendwie spontan, aber nicht völlig unerwartet.
Denn auch die beiden Alfas, die auf uns warteten, versprachen, das Beste aus zwei Welten in sich zu vereinen: Mit »SUV« und »Limousine« sind die beiden Exemplare zwar korrekt bezeichnet, aber keineswegs passend beschrieben. Denn mit Alfa Romeo und Ferrari waren die beiden italienischen Marken, die nach der sang- und klanglosen Beerdigung von Lancia, dem anhaltenden Siechtum von Fiat und der irgendwie unentschlossenen Zukunft von Maserati auch heute noch die Fahne der ruhmreichen italienischen Autotradition hochhalten, an der Genese unserer beiden Testwagen beteiligt und hatten ihre besten Komponenten beigesteuert. Das cuore sportivo kommt in diesem Fall von Ferrari: Ein 2,9-Liter großer V6 Biturbo – um zwei Zylinder gekürzter Abkömmling des V8, der auch im Ferrari Portofino seinen Dienst tut. Nicht mehr wirklich taufrisch, aber immer noch von beeindruckender Qualität. Alfa seinerseits brachte die technische Basis der Giulia Limousine und des Stelvio SUV in die Symbiose ein.
Beide auch nicht wirklich neu, aber schon in ihren jeweiligen Normalausführungen durchaus attraktiv. Mit dem Quadrifoglio Verde, dem vierblättrigen grünen Kleeblatt an den Flanken geadelt, wird aus dieser Kombi ein verlockendes Versprechen – aber auch eine Aufforderung, unseren Kurztrip vielleicht auch ein wenig unter grünen, sprich ökologischen Gesichtspunkten zu unternehmen. Aber dazu später mehr.
Am Anfang stand erst mal die italienische Bürokratie und der Herr von Tor 7 des Mirafiori- Werks, bei dem wir uns die Schlüssel für die Giulia und den Stelvio abholen sollten. Er empfing uns, wie soll man sagen, korrekt. Für den Notfall gäbe es hinter der Sonnenblende eine Notfallnummer – man würde uns auflesen, falls es technische Probleme geben sollte. Ansonsten, nein, zu den Testwagen gäbe nichts zu erklären. Um es vorweg zu sagen, die Notfallnummer brauchten wir nicht. Die Zeiten unzuverlässiger Italiener sind vorbei. Die eigentliche Überraschung war aber die Bedienung, die tatsächlich keinerlei Rätsel aufgab. Sowohl die Lenkradtasten zur Steuerung des Infotainments und der diversen Fahrerassistenz-Systeme erinnerten verblüffend an die meines Audi SQ5, den ich erst wenige Wochen zuvor unfreiwillig in Euro-5-Rente schicken musste. O.K., die Menüs waren ein bisschen komplexer und für die eine oder andere Funktion hätten wir uns Tasten zur direkten Anwahl gewünscht. Ansonsten im Innenraum die erwartet hochwertige Ausstattung. Alcantara und Carbon großzügig und geschmackvoll eingesetzt.
Der rote Startknopf direkt am Lenkrad erweckte die Triebwerke zu Leben. Statt des erwarteten Sportwagen-Bellens gaben sich sowohl Giulia, wie Stelvio aber äußerst zivil. Zu zivil?
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