Der originale Cunningham C4-RK trat 1952 in Le Mans an – und erntete großen Respekt. So wie jetzt auch dieses von der Cunningham-Familie abgesegnete »Continuation«-Auto.
ALS MEIN BLICK DAS ERSTE MAL über dieses Auto schweift, verwundert mich seine schiere Größe. Der enorme Gesamtdurchmesser der 16-Zoll-Räder von Halibrand mit den zeitgerechten Firestone-Reifen erzeugt eine optische Täuschung und lässt den Wagen auf Fotos kleiner erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Der Glasaufbau ist winzig, die Sitze stehen eng beieinander und die Dachlinie könnte niedriger kaum sein. Diese geduckte Erscheinung verleiht dem Wagen eine für seine Zeit bemerkenswerte Modernität.
Zu den aerodynamischen Details gehören neben vielem anderen die in Wagenfarbe lackierten, eingelassenen Türgriffe. Drückt man das vordere Ende, schert das hintere aus und die Tür lässt sich mit dem Schnappriegel öffnen. Die Tür selbst hat ausgeprägte Hüften, ihre geraden Flanken stehen fast 30 Zentimeter über den Cockpitrahmen hinaus. Im Inneren angekommen, zieht man an einem dünnen Querträger aus Stahlrohr, um die Pforte zu schließen.
Als ich meine Beine unter dem großen Holzkranzlenkrad verstaut und es mir im Schalensitz bequem gemacht habe, erscheint mir das Cockpit sehr komfortabel und im Fußraum äußerst großzügig. Relativ eng umschließt der Glasaufbau meinen Oberkörper und die flache Windschutzscheibe wird an den Seiten von zwei gerundeten Plexiglasscheiben ergänzt, ähnlich dem Cockpit eines Kampfflugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Wagen fühlt sich wie ein straßentauglicher Mustang P-51 an, ganz so wie sich einige Jahre später ein Jaguar D-Type wie ein Spitfire anfühlte – eine faszinierende Mischung aus naher Zukunft und gerade verstrichener Vergangenheit. Die von Hand angebrachte Beschriftung der Schalter entspricht dem Original und die maschinengeschriebenen Gangübersetzungskarten in dem am flachen, schwarzen Armaturenbrett befestigten Vinylumschlag unterfüttern die Illusion, dass wir zurück ins Jahr 1952 gefahren sind.
Aber worin sitze ich eigentlich? In einem Cunningham C4-RK. Und um herauszufinden, wie ich ans Lenkrad dieses Wagens – teils Nachbau, teils zeitgerechtes Original, was die Herkunft der Teile angeht – gekommen bin, müssen wir uns nach Le Mans zurückdenken, an den Start der 24 Stunden des Jahres 1952.
Text Simon Aldridge / Fotos Simon Aldridge, Sean Smith / Bearbeitung Christel Flexney
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Diese Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 44
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