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Klassiker

Citroën DS: Die Göttin der Automobilgeschichte

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Ob der Citroën DS nun von himmlischen Mächten inspiriert wurde oder von einem anderen Planeten stammt – die »Göttin« ist eine der größten ästhetischen Errungenschaften der Automobilgeschichte. Mit seiner markanten Silhouette, den sanft geschwungenen Linien und der technischen Innovation, die ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus war, setzte der Citroën DS 1955 neue Maßstäbe für Design und Technik. Der DS verzauberte nicht nur mit seinem unvergleichlichen Äußeren, sondern auch mit bahnbrechender Technik, die den Komfort und die Fahreigenschaften des Automobils neu definierte.

Ein neues, schnelles Auto für die Autobahn

Nach dem Traction Avant von Citroën musste etwas Neues her. Die Leistung und das Handling des 11 CV waren zwar immer noch führend in seiner Klasse, aber es musste etwas Neues her. So genehmigte Pierre Boulanger, Ex-Michelin-Manager und seit 1937 Vorstandschef, den Start des VGD-Projekts: »Voiture á Grande Diffusion«, ein größeres, schnelleres Auto für die nach 1945 entstehenden neuen Autobahnen.
André Lefèbvre, Konstrukteur des Traction Avant, genialer Luftfahrtingenieur und Ex-Rennfahrer, empfand das Lastenheft als zu konservativ und überzeugte Pierre Bercot – Generaldirektor und Leiter des VGD-Projekts – von einer Neudefinition. Das Ziel war es, »ein Auto zu entwickeln, das der Konkurrenz so weit voraus sein würde, wie es der Traction 1934 gewesen war«.

Ein Fahrzeug so schnittig wie ein Düsenflugzeug

Dazu gehörten eine exzellente Aerodynamik, ein niedriger Verbrauch und neue Materialien, um den Wartungsaufwand zu redu¬zieren und Reparaturen zu vereinfachen. Flami¬nio Bertoni, Designer des Traction Avant, erhielt von Lefèbvre zwei Bleistiftskizzen als Ideen: »Er sollte so schnittig sein wie das neueste Düsen¬flugzeug«, lautete sein Briefing.
In bemerkenswerter Manier befreite Bertoni seinen Geist von der sehr pragmatischen Natur seiner frühen Entwürfe für Citroën. Das radikale Erscheinungsbild des neuen Autos entfachte eine ähnliche Wirkung wie das Spionageflugzeug Lockheed Blackbird. Prototypen der DS (ein Homonym für Déesse oder Göttin) wurden heimlich auf den Straßen in Südfrankreich getestet, wo Lefèbvre ein Ferienhaus in der Nähe des abgelegenen Dorfes Terrissole besaß.

Radikale Änderungen kurz vor Produktionsbeginn

Anfang 1955, nur wenige Monate vor Produktionsbeginn, nahm Bertoni einige radikale Änderungen an der Form vor. Da die Spezifikation vorsah, alle Karosserieteile mit der Monocoque-Struktur des Fahrgestells zu verschrauben, war es möglich, Änderungen ohne größere Modifikationen am Unterbau vorzunehmen. Durch die sehr späte Entscheidung, den Reihenvierzylinder aus dem Traction (anstelle des von Lefèbvre vorgesehenen Sechszylinder-Boxers) zu verwenden, konnten der Motor hinter und das Getriebe vor der Vorderachse positioniert werden. So entstand im Bug Platz für ein Reserverad und einen in den Frontstoßfänger integrierten Kühlluftschacht.

In punkto Design befürchtete Bertoni, dass die gewählte Form des Wagens die DS ähnlich altmodisch aussehen lassen könnte wie die zeitgenössischen Peugeot 203 und Ford Vedette. Daher nutzte er die Gelegenheit, die Dachlinie zu ändern, um mehr Kopffreiheit im Fond zu schaffen und das Seitenprofil zu modernisieren. Diese Änderung brachte die prächtigen, als verchromte »Trompeten« am Dach angebrachten hinteren Blinker hervor.

Keines der äußeren Bleche hatte eine tragende Funktion, und für Lefèbvre war Glasfaser das Material der Zukunft. Er hatte gehofft, die meisten Außenverkleidungen daraus herstellen zu können, aber letztendlich blieb es dann nur beim Dach. Wenn unlackiert, ließ es ein wunderbar weiches Licht in den Innenraum strömen.

Im Herzen des Citroën DS befand sich ein Hochdruck-Hydrauliksystem

Im Herzen der DS, innerhalb seiner innovativen Monocoque-Unterstruktur, auf die die Karosserieteile geschraubt wurden, befand sich ein bahnbrechendes Hochdruck-Hydrauliksystem, dessen Flüssigkeit eine motorgetriebene Pumpe auf einem Druck von 172 bar hielt. Die Flüssigkeit war das Lebenselixier des selbstnivellierenden Aufhängungssystems und regelte auch die Federungs- und Dämpfungseinstellungen. Ihr Druck betätigte darüber hinaus auch das Bremssystem und die Zahnstangenlenkung.
Die geniale Hydraulikanlage wurde inhouse vom Ingenieur Paul Magès entwickelt und an der Hinterradaufhängung der letzten Version des Vorgängermodells Traction Avant, dem 15H, getestet.

Zwar war schon der Traction Avant das erste in Serie produzierte Monocoque-Fahrzeug mit Frontantrieb, wurde aber nach 21 Jahren durch ein Auto ersetzt, das nicht nur wie Science-Fiction aussah, sondern auch so ausgestattet war. Es hatte zur Verringerung der ungefederten Massen innenliegende vordere Scheibenbremsen – und war das erste in Serie produzierte Auto, das überhaupt über Scheibenbremsen verzögerte.

Der Motor blieb bei der Markteinführung hinter den Erwartungen zurück

Nur der Motor enttäuschte, ein Vierzylinder-Sauger, der noch aus der Zeit der Markteinführung des Traction Avant stammte: ein Motor aus den 1930er-Jahren in einem Auto aus den Fünfzigern, das allen anderen technisch und stilistisch selbst in den 1970ern immer noch voraus war.
Dennoch ist auch der alte Motor der DS nicht uninteressant. Er ist längs und hinter der Vorderachse montiert (sein hinteres Ende wölbt sich bis unter das Armaturenbrett), das Getriebe hängt davor. Während er mit 1,9 Liter Hubraum an den Start ging, entwickelte er sich am Ende zu einem 2,3-Liter mit Kraftstoffeinspritzung und Fünfgang-Schaltgetriebe. Wobei man selbst von diesem Topmodell keine Geschwindigkeitsorgien erwarten sollte.

Der Citroën DS als Inbegriff von französischem Luxus

Der Citroën DS wird oft in einem Atemzug mit den Luxusartikeln des Lebens genannt. Der Wagen war exklusiv und anders als alles, was die französische Automobilmarke bislang auf den Markt gebracht hatte.
„Man darf nicht vergessen, dass das Objekt der beste Botschafter des Übernatürlichen ist … Die ›Göttin‹ hat alle Eigenschaften eines dieser Objekte, die aus einem anderen Universum stammen … [und] aus unserer Science-Fiction.“ [Stephen Bayley]


Das gesamte Portrait über den Citroën DS lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Octane Magazins.

In der aktuellen Ausgabe des Octane-Magazins finden Sie das detaillierte Portrait des McLaren F1 und eine Antwort auf die Frage: Ost es nun tatsächlich der beste Supersportwagen aller Zeiten?

10 spannende Fakten über den Citroën DS

  1. Premiere im Jahr 1955: Der Citroën DS wurde auf dem Pariser Autosalon 1955 vorgestellt und löste sofort großes Aufsehen aus.
  2. Revolutionäres Federungssystem: Das hydropneumatische Federungssystem sorgte für eine außergewöhnlich komfortable Fahrt, die an das Schweben erinnerte.
  3. Ein Symbol für Fortschritt: Der DS war das erste Serien-Straßenfahrzeug mit Scheibenbremsen, was die Sicherheit maßgeblich erhöhte.
  4. Der DS rettete 1962 dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle das Leben, als er einem Attentat entkam, dank der Stabilität und Wendigkeit des Fahrzeugs.
  5. Die Form des DS wurde im Windkanal entwickelt, um eine möglichst geringe Luftwiderstandskraft zu erreichen.
  6. Ab 1967 verfügte der DS über schwenkbare Scheinwerfer, die sich beim Lenken mitbewegten und die Sicht in Kurven verbesserten.
  7. Der DS war als Limousine, Kombi (Break) und sogar als Cabriolet erhältlich.
  8. Hohe Nachfrage: Am ersten Tag nach der Vorstellung wurden mehr als 12.000 Bestellungen für den DS aufgegeben.
  9. Das Lenkrad des DS hatte nur eine Speiche, um die Sicht auf das Armaturenbrett zu verbessern und dem Fahrer mehr Bewegungsfreiheit zu geben.
  10. Der Name »DS« wird im Französischen ähnlich wie »Déesse« ausgesprochen, was »Göttin« bedeutet.
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