#28, AMC, AMX/3, Supercar, Mittelmotor, Giugiaro, Giotto Bizzarini
Klassiker

AMC AMX/3 – Giotto Bizzarinis Meisterstück

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In den späten 1960ern startete der amerikanische Autohersteller AMC mit diesem Bizzarrini-Supercar, dem AMC AMX/3, einen Vorstoß zum Automobilgipfel. Winston Goodfellow untersucht das Ergebnis.

Auf dem Genfer Autosalon von 1963 wurde mit dem 240 km/h schnellen ATS 2500 GT das erste straßentaugliche ‚Supercar‘ der Welt mit Mittelmotor vorgestellt. Es folgte der Meilenstein Lamborghini Miura. Auf der anderen Seite des Atlantiks fand indes ein ganz anderer Supercar-Boom statt. Musclecars waren dort schon regelmäßig als Supercars bezeichnet worden, seitdem Car Life den Begriff im Mai 1965 das erste Mal verwendet hatte. Während GM, Ford und Chrysler Amerikas Leistungsorgie anführten, baute die aus der Zusammenführung von Nash und Hudson entstandene American Motors Corporation (AMC) stämmige Kompaktwagen.

#28, AMC, AMX/3, Supercar, Mittelmotor, Giugiaro, Giotto Bizzarini
Das atemberaubende Styling wurde von AMCs hauseigenem Designteam kreiert und stach den Entwurf eines gewissen Giorgetto Giugiaro aus.

Zur Wiederbelegung ihres Images führte AMC 1968 das zweisitzige AMX Coupé ein. Die Leistung kam von einem 315 PS starken V8 – genug Pep für den Fließheckwagen, um in 6,6 Sekunden von null auf hundert zu kommen und die Viertelmeile in 14,8 Sekunden zurückzulegen. Durchaus respektable Zeiten, doch weit entfernt von den Unter-6-Sekunden-Sprints und den Unter-14-Sekunden-Viertelmeilen, die Pontiacs und Fords mit den großen Motoren hinlegten.

Wie also konnte AMC sich wieder ins Rampenlicht rücken und die größeren Konkurrenten übertrumpfen? Das kleine, nur 50 Mann starke AMC-Designstudio war perfekt darin, interessante kostengünstige Showautos zu produzieren. Und das interessanteste und radikalste dieser Modelle hatte im Frühjahr 1969 sein Debüt. »American Motors zeigte auf der Chicagoer Autoshow einen aufregenden Sportwagen-Prototypen«, berichtete Road & Track im Juni desselben Jahres. »Der AMX/2 ist nicht funktionsfähig, aber er ist konzipiert als Mittelmotor-Straßen- oder Rennwagen mit V8-Motor von American Motors und Einzelradaufhängung als ‚besonderem Designmerkmal‘ … Schön – hoffen wir, dass sie es ernst meinen.«

AMC meinte es sehr ernst. Gerry Meyers, AMC-Vizepräsident für Produktentwicklung und der AMC-Designdirektor Dick Teague reisten im März 1968 nach Turin, um sich mit einem gerade mal 30 Jahre alten Shootingstar zu treffen. Giorgetto Giugiaro hatte kurz zuvor die Carrozzeria Ghia verlassen, um seine eigene Firma, später ItalDesign genannt, zu gründen. Die AMC-Manager baten ihn, ein Modell zu erstellen, das gegen den Entwurf des eigenen Designstudios antreten sollte.

AMC erhielt im November 1968 Giugiaros Entwurf, und als die Kiste auseinandergenommen wurde, fanden Meyers, Teague und Kollegen »dieses weiße Styropor-Schnitzwerk in dieser großen Box«. Fotos von Giugiaros Entwurf zeigen eine etwas fade Form mit übertrieben vielen Lufthutzen und anderen Details, ein schweres und unausgereiftes Auto. Im Vergleich dazu hatte der AMX/2 eine flache Silhouette mit prägnanter Gürtellinie und gefälligen Kurven und keine das Auge ablenkenden Hutzen oder Schlitze. Die Designentscheidung war schnell getroffen, und nachdem das AMX/2-Modell für die Shows fertig war, wurde es Zeit, ein betriebsfähiges Auto zu bauen. Auf einer zweiten Reise nach Italien tauchte ein Name immer wieder auf. Giotto Bizzarrini war damals Mitte 40 und hatte seine Karriere 15 Jahre zuvor bei Alfa Romeo begonnen und war 1957 zu Ferrari gewechselt. Im Herbst 1961 war Bizzarrini in einen Protest mehrerer leitender Mitarbeiter verwickelt, in dessen Verlauf einige von Ferraris Topmanagern das Unternehmen verließen. Äußert verärgert über die Revolte entließ Ferrari kurzerhand alle Protestler.

Bizzarrini blieb nicht lange arbeitslos, als Erstes kam ATS, dann Iso und ASA, später Ferruccio Lamborghini. Ab 1965 baute er Sport- und Rennwagen mit US-Motoren unter eigenen Namen. Darunter drei Mittelmotormodelle: den P 538, das Duca-d’Aosta-Unikat und den verrückten dreisitzigen Manta von ItalDesign, der 1968 in Turin debütierte.

Kurz nach der aufsehenerregenden Vorstellung des Manta steuerte Bizzarrinis Firma in die Pleite. Der Ingenieur hatte kaum über den plötzlichen Bankrott seiner Firma nachgedacht, als AMC sich bei ihm meldete. »Wir trafen uns, um meine Bereitschaft abzuklären, die Arbeit an einem Mittelmotorwagen zu übernehmen, den Dick Teague entworfen hatte«, erinnerte sich Bizzarrini. »Sie wollten ein Chassis mit Aufhängung.«

Fotos Mathieu Heurtault  Bearbeitung Christel Flexney


#28, Lancia, Stratos HF, Sandro Munari, Rallye Monte Carlo

 

Die ganze Story finden Sie in OCTANE Ausgabe 28

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