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Alpine A110: Der Kult-Sportwagen aus Frankreich

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Wenige Autos machen so viel Spaß wie eine Alpine A110. Als leichter, wendiger und schnittiger Zweisitzer ist die Alpine ein Hilghlight der legendären Sportwagen-Ära der 1960er Jahre. Mit ihrem agilen Handling und der präzisen Fahrdynamik ist die A110 nicht nur ein Blickfang, sondern auch ein Genuss auf kurvigen Straßen – ein Sportwagen, der Fahrspaß in seiner reinsten Form bietet.

Nennen Sie eine A110 bloß niemals Renault oder Renault-Alpine, wenn sie ernstgenommen werden möchten. Schließlich war Alpine lange genug ein eigenständiger Hersteller, wenn auch mit engen Verbindungen zum Renault-Konzern. Beide Marken gingen auf die Idee und die Leiden­schaft eines besonderen Menschen zurück und begeisterten eine kleine, aber treue Fangemeinde. Im Fall Alpine kam Jean Rédélé eher zufällig zum Automobilbau und verdiente genau wie Carlo Abarth zunächst Geld mit Tuningteilen für Großserienautos.

Rédélés Aufstieg zum eigenständigen Automobilhersteller

Der im Mai 1922 geborene Rédélé kehrte nach einem Maschi­nenbaustudium ins elterliche Renault-Autohaus nach Dieppe zurück. Wegen der dürftigen Neuwagennachfrage in den Nach­kriegsjahren verlegten sich Rédélé senior und junior auf die Repa­ratur von Landmaschinen. Als es der Firma dann besser ging, baute Jean Rédélé einen getunten Renault 4CV mit einem von dem Privatfahrer und Ingenieur André-Georges Claude entwickelten Fünfganggetriebe auf. Die Rennerfolge trugen Rédélé internatio­nales Renommee ein, insbesondere die Klassensiege bei der Tour de France und Lüttich-Rom-Lüttich 1952 sowie drei Triumphe in der 750-ccm-Klasse der Mille Miglia von 1952 bis ’54.

Rédélés blühender Handel mit Tuningteilen mündete in der Gründung der Société des Automobiles Alpine als eigenständigem Automobilhersteller. Mit dem A106 Coupé präsentierte er im Juli 1955 sein erstes Produkt. Die technischen Komponenten stammten vom 4CV, das Design von Giovanni Michelotti. 1959 zeigte Alpine auf dem Pariser Salon die A108 mit jenem Zentralrohrrahmen, der zum Kennzeichen der Marke werden sollte.

Mit dem Bau der Alpine A110 beginnt für Rédélé eine neue Ära

Ende 1962 folgte die A110, deren Produktion 1963 begann und erst im Juli 1977 endete. Genau wie die A108 besaß die A110 eine Glasfaserkarosserie, deren Komponenten mit dem Rahmen vernietet waren. Natürlich war keine Karosserie jemals symmetrisch, da jede von Hand gefertigt wurde.

Herbert Völker schrieb über die Platzverhältnisse im Wagen: »Eines Tages kam man in Frankreich auf die Idee, zwei liegende Män­ner mit Kunststoff zu überziehen und auf Räder zu stellen.«

Das Fahrwerk mit ungleich langen Dreieckslenkern und Stabi­lisator vorn sowie Pendelachsen hinten und Federbeinen rundum stammte vom gerade erschienenen Renault 8. Außerdem steuerte das kastige Stufenheck die vier Scheibenbremsen und die Zahn­stangenlenkung bei.

In der ersten Version besaß die A110 Tour de France Berlinette das moderne fünffach gelagerte 956-ccm-Aggregat von Renault mitsamt dem Vierganggetriebe des R8, dies wurde aber schon bald durch den 1108 ccm großen »Major«-Motor aufgewertet. Es sollten noch unzählige Triebwerksversionen fol­gen, entsprechend den Neuerscheinungen bei La Régie wie R12 und R16. Identisch blieb bloß die Platzierung hinter der Hinterachse.

Renault vertreibt die Alpine über ein eigenes Händlernetz

Ab 1967 versorgte Renault auch Lotus mit 1470-ccm-Motoren für den Europa. Rédélé wäre über diesen Deal wahrscheinlich deutlich zerknirschter gewesen, hätte Renault ihm nicht im selben Jahr zuge­sagt, Alpine-Modelle über das riesige Händlernetz zu vertreiben.

Folgerichtig erschien nun der Renault-Rhombus auf der flachen Nase der A110. Zumal der Automobilgigant seine Unterstützung schrittweise ausbaute, etwa durch Finanzierung des Motorsports-Engagements, das der Volumenmarke zu einem sportlicheren Image verhelfen sollte. Siege wurden nun in großen Werbeanzei­gen gefeiert – wobei das Renault-Logo massiv größer auftauchte als das von Alpine.

Karriere auf diversen Rallye-Meisterschaften

Der große Allrounder Jean-Claude Andruet gewann als Werksfahrer 1970 die Rallye-Europa­meisterschaft, im nächsten Januar holte die Marke einen Dreifach­sieg bei der Rallye Monte Carlo mit Ove Andersson und David Stone auf P1. Diesen Triumph wiederholte Alpine zwei Jahre später beim Debütlauf der neuen Rallye-Weltmeisterschaft, diesmal mit Andruet und seinem als »Biche« bekannten Beifahrer Michèle Espinosi-Petit an der Spitze. Die blauen Flundern düpierten die sieggewohnten Porsche- und Lancia-Armadas und gewannen 1973 die allererste Rallye-Markenweltmeisterschaft. Im selben Jahr übernahm Renault 55 Prozent der Alpine-Anteile.

Auf heimischem Boden standen Titelgewinne für Alpine eh außer Frage: Von 1971 bis ’73 räumten Jean-Pierre Nicolas, Bernard Darniche und Jean-Luc Thérier die Trophäen ab.

Die aktuelle Ausgabe des Octane-Magazins nimmt sie mit auf eine Fahrt im Alpine A110 entlang der portugiesischen Riviera.

10 spannende Fakten über die Alpine A110

  1. Der Motor der A110 ist in einem Heckmotorlayout im Auto angeordnet, was für eine ideale Gewichtsverteilung von etwa 40 % vorne und 60 % hinten sorgt. Perfekt für exzellentes Handling.
  2. Im Laufe der Jahre wurde die A110 immer leistungsstärker. Die ursprünglichen Modelle hatten nur 66 PS, aber spätere Versionen wurden mit Motoren von bis zu 1,6 Litern und bis zu 140 PS ausgestattet.
  3. Die Alpine A110 war in den 1960er und 1970er Jahren einer der Hauptkonkurrenten des Porsche 911 und Fiat 124 Abarth im Rallyesport.
  4. Renault brachte 2017 die Alpine A110 als modernes Modell zurück, nachdem die Marke Alpine fast 20 Jahre lang inaktiv war.
  5. Das Design der modernen A110 ist stark vom Original inspiriert. Die Rundscheinwerfer und die flache, kompakte Karosserie erinnern deutlich an das klassische Modell der 1960er Jahre.
  6. Die moderne Alpine A110 ist ausschließlich mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DKG) ausgestattet. Ein manuelles Getriebe wird nicht angeboten, um den Fokus auf nahtlose Performance zu legen.
  7. Auch die neue A110 feiert Motorsport-Erfolge. In der Alpine Europa Cup-Serie und GT4-Klasse ist das Auto wieder auf den Rennstrecken vertreten.
  8. Die A110 wird in Dieppe, Frankreich, produziert – dem historischen Heimatort von Alpine, wo auch das Originalmodell gefertigt wurde.
  9. Trotz sportlicher Performance benötigt die Alpine A110 keinen Heckspoiler. Die aerodynamische Form des Autos sorgt für ausreichend Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten.
  10. Dank ihrer Aluminiumkonstruktion wiegt die moderne Alpine A110 nur rund 1.100 Kilogramm.

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