Text Nicolaus Koretzky // Fotos bluestoneART & Michael Whitestone
DER FERRARI F40 – IKONE DER 80ER-JAHRE – IST MIT ÜBER 300 KM/H EINS DER SCHNELLSTEN KUNSTWERKE. SIE SPIELEN MIT DEM GEDANKEN, SICH SOLCH EIN BEGEHRTES GEFÄHRT ANZUSCHAFFEN? VOILÀ, ES FOLGT EINE FERRARI F40-KAUFBERATUNG.
Für die, die heute auf der Suche nach einem nostalgischen Fahrerlebnis sind, sind Autos aus den 1980ern ein ganz heißer Tipp. Die Teenager von damals können ihre Träume heute wahr werden lassen – darum ist die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen ganz wild darauf, sich die schärfsten Fahrzeuge dieses Jahrzehnts anzuschaffen. Der ultimative Must-Have-Supersportwagen dieser Ära ist ohne jeden Zweifel der Ferrari F40 – aus mehreren Gründen.
Zum einen war er mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h der schnellste Ferrari seiner Zeit. Das garantiert ihm schon einen Platz unter den ganz Großen. Dass es der letzte Ferrari ist, dessen Produktion von Enzo Ferrari persönlich abgesegnet wurde, macht den F40 zu etwas ganz Besonderem. Hinter der Fahrerkabine des F40 arbeitet ein 2936-ccm-V8-Twin-Turbo, der es auf 478 PS bringt. In Kombination mit 1100 Kilogramm ist das Leistungsgewicht extrem beeindruckend. Insgesamt 1311 verließen die heiligen Hallen von Fiorano. Deshalb sollte es nicht besonders schwierig sein, einenzu finden.
Doch wie bei allen Top-Modellen von Ferrari spielen auch beim F40 die Geschichte, der Zustand und die Laufleistung eine entscheidende Rolle. Gerade in den vergangenen Jahren sind die Preise förmlich explodiert. Zwar befindet sich der F40 nicht in der vom F250 besetzten Stratosphäre, gilt aber dennoch als etwas ganz Besonderes. »Der F40 hat in den vergangen zwei Jahren massiv zugelegt«, sagt Thomas Kunz von Eberlein Automobile in Kassel. Eberlein ist ansässiger Ferrari-Händler und gilt als der deutsche Spezialist für klassische Ferrari. Kunz ist der F40- Experte vor Ort. Lag der Einstiegspreis in die F40-Welt 2012 noch bei rund 300.000 Euro, so muss man für einen F40 heute mindestens 600.000 auf den Tisch blättern.
Kaufen Sie einen F40 nur in Begleitung eines echten F40-Experten! Alles andere kann schnell mit einer bösen Überraschung enden. Selbst ein echter Autokenner kann einfach nicht entscheiden, ob die Teile an einem Auto original sind oder nicht – weil die Verarbeitungsqualität so unterschiedlich war.
»Ganz entscheidend ist, dass das Auto noch keinen Unfall hatte«, fügt Kunz hinzu. »Und das ist beim F40 extrem schwierig zu sehen. Wie sieht der Kleber aus, mit dem das Kevlar verklebt ist? Man macht die Haube auf und sieht eine schlechte Schweißnaht – doch nur, wer sich wirklich mit dem Auto auskennt, kann sagen: ‚Diese Naht ist vom Werk, und die nicht‘.« Dasselbe gilt für Karosserie und Rahmen. Auch ansonsten kann ein gebrauchter F40 eine Menge Tücken bergen: Die Turbolader der ersten Generation beispielsweise gehen immer kaputt, erklärt Kunz.
KAUFEN SIE EINEN F40 NUR IN BEGLEITUNG EINES ECHTEN F40-EXPERTEN! AUCH KENNER HABEN PROBLEME DEN FERRARI REALISTISCH ZU BEWERTEN
Erst die zweite hielt. »Aber die kann man nur an der Gehäuseform erkennen – der ‚Laie‘ hat da keine Chance.« Folgende Mängel könnte auch der Laie feststellen: »Wenn die Kupplung keinen Druck mehr hat oder ständig den Druck verliert. Das wird teuer, denn es steht ein Getriebeausbau an, weil die Kupplungsglocke beschichtet werden muss.« Der Kupplungstausch selbst kostet rund 5000 Euro.
Oder: »Beim Reinsetzen stellt man fest, dass die Kante des Fahrersitzes vom Ein- und Aussteigen durchgescheuert ist. Die Frontscheibe ist beschlagen und man schaltet die Frontscheibenheizung ein, weil die Lüftung so schlecht ist – und merkt, dass die Heizdrähte kaputt sind. Dann will man wenigstens die Schiebefenster aufmachen und stellt fest, dass das kaum noch geht, weil die Plastikfedern zerbröselt sind. Man schaltet die Scheinwerfer ein und hat nur noch milchiges Licht, weil die ganzen Gläser beschlagen sind.«
Ein spezieller Fall sind die nicht seltenen Defekte am optionalen Aktivfahrwerk – denn dafür gibt es keine Ersatzteile mehr. »Das Steuergerät können wir zwar einschicken, aber im Hydrauliksystem gibt es kleine Magnetventile – wenn die defekt sind, haben wir momentan keine Lösung«, erläutert Kunz. Er hält eh nicht viel von dem Aktiv-Fahrwerk. »Was bringt’s, das Auto absenken und hochfahren zu können, wenn ich dafür so viel mehr Gewicht in Kauf nehmen muss? Ich würde die Finger davon lassen.«
Und noch einen Tipp hat Kunz parat: »Manchmal kommen Leute zu uns und erzählen: ‚Ich kann einen F40 kaufen. Günstig, wenig Kilometer, alles toll …‘ Dann kontrolliere ich die Fahrgestellnummer und muss sagen: ‚Moment, das ist ein US-Auto.‘ Die US-Autos sind wieder komplett anders gebaut. Die haben zusätzliche Leuchten und ein paar Gummi-leisten, die haben andere Kraftstofftanks, andere Sitze, ein anderes Gurtsystem, eine andere Einspritzanlage, vermutlich weniger Leistung.
Als ultimativer Supersportwagen ist der F40 heute heiß begehrt. Grundsätzlich ist er ein 288 GTO auf Anabolika – und das bedeutet, dass man ein Auto mit echtem Rennwagen-Feeling erwirbt, eines, das gefahren werden will. Fahrhilfen wie ABS, Traktionskontrolle oder ESP? Fehlanzeige. Nicht mal eine Servolenkung gibt’s. Aber für seine Fans ist das Teil des Nimbus, der den F40 ausmacht. Sie zahlen für Zustand und Originalzustand – und es ist harte Arbeit, Ihren F40 im Top-Zustand zu halten. Er wird also kein Auto sein, das Sie tatsächlich jeden Tag fahren wollen. Dennoch ist es gut zu wissen, dass ein gut gepflegter F40 auch im Großstadtverkehr zur Rushhour keinerlei Probleme machen wird, bevor man die Stadtgrenzen erreicht hat und gen Alpen jagt.
Ferrari F40 – Eine Legende unter den Supersportwagen
Der Ferrari F40, produziert von 1987 bis 1992, steht als Symbol für extreme Leistung und puristisches Fahrerlebnis. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 324 km/h und 478 PS war er bei seiner Einführung der schnellste und leistungsstärkste Ferrari. Nicht nur die technischen Daten beeindrucken, sondern auch die Tatsache, dass es der letzte Ferrari war, der unter der Leitung von Enzo Ferrari selbst entwickelt wurde. Er markiert das 40-jährige Jubiläum der Marke und bleibt ein Meilenstein in der Automobilgeschichte.
Technische Daten
Merkmal | Ferrari F40 |
---|---|
Produktionszeitraum | 1987–1992 |
Motor | 2,9 Liter V8-Biturbo |
Leistung | 478 PS (352 kW) |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 324 km/h |
Drehmoment | 577 Nm bei 4000 U/min |
Gewicht | 1254 kg |
Verbrauch | ca. 20 l/100 km |
Der Ferrari F40 war, wie man es von einem Rennwagen erwarten würde, ohne die heute gängigen elektronischen Assistenzsysteme wie ABS oder ESP ausgestattet. Dies macht ihn zu einem Fahrzeug für erfahrene Fahrer, die den puren Fahrspaß und das unmittelbare Fahrerlebnis schätzen.
Der Leichtbau des F40
Der F40 besticht durch seine kompromisslose Leichtbauweise, bei der Kohlenstofffaser-verstärkte Kunststoffe für die Karosserie zum Einsatz kamen. Dadurch erreicht er ein außergewöhnlich niedriges Trockengewicht von nur 1254 kg. Sein großer Heckspoiler ist nicht nur ein markantes Designelement, sondern sorgt auch für den nötigen Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten. Der Innenraum ist spartanisch, auf das Wesentliche reduziert – genau das, was man von einem puristischen Supersportwagen dieser Klasse erwartet.
Varianten und Besonderheiten
Interessant ist, dass es von den insgesamt 1315 produzierten Exemplaren mehrere Ausführungen gibt. Die frühen Modelle waren mit seitlichen Schiebefenstern ausgestattet, später wurde auf Kurbelfenster umgestellt. Einige der Exemplare wurden zudem mit einem Katalysator versehen, was die Leistungscharakteristik leicht veränderte. Besonders erwähnenswert ist eine limitierte Serie von 10 Rennversionen mit einer Leistung von bis zu 700 PS.
F40 – Ein Fahrzeug für Enthusiasten
Mit einem Einstiegspreis von ursprünglich 440.000 DM wurde der Ferrari F40 nur an ausgewählte Interessenten verkauft. Heute liegen die Preise für gut erhaltene Exemplare weit über der Millionengrenze. Doch der Kauf eines F40 sollte gut überlegt sein: Durch die limitierten Stückzahlen und die Komplexität der Technik ist es entscheidend, das Fahrzeug in Begleitung eines Experten zu erwerben. Die Reparatur- und Wartungskosten können schnell in die Höhe schießen, insbesondere bei Problemen mit den Turboladern oder der Kupplung.
Spannende Fakten zum Ferrari F40
1. Das letzte Meisterwerk von Enzo Ferrari
Der Ferrari F40 war das letzte Modell, das unter der persönlichen Aufsicht von Enzo Ferrari entwickelt wurde, bevor er 1988 starb. Dies macht ihn zu einem Fahrzeug, das nicht nur in puncto Leistung, sondern auch emotional eine enorme Bedeutung für die Marke hat. Der F40 wurde als ultimatives Geschenk für Ferraris 40-jähriges Jubiläum konzipiert und spiegelt die Philosophie wider, Renntechnologie direkt auf die Straße zu bringen.
2. Der erste Serienwagen mit über 200 mph
Als der F40 1987 auf den Markt kam, war er der erste straßenzugelassene Wagen, der die magische Marke von 200 mph (322 km/h) überschritt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 324 km/h setzte der F40 neue Maßstäbe und ließ Konkurrenten wie den Porsche 959 hinter sich.
3. Eine Revolution in der Konstruktion
Die Karosserie des Ferrari F40 besteht größtenteils aus Kohlefaser und Kevlar, Materialien, die zu jener Zeit revolutionär für den Automobilbau waren. Diese leichten, aber extrem robusten Werkstoffe trugen dazu bei, das Gewicht des Fahrzeugs auf nur 1.100 kg zu reduzieren, was zu einer atemberaubenden Beschleunigung und Agilität führte.
4. Entwickelt für FIA Group B – aber nie gefahren
Ursprünglich sollte der F40 in der FIA Group B-Rennserie gegen den Porsche 959 antreten. Doch bevor das Rennen beginnen konnte, wurde die Serie 1987 eingestellt. Ferrari entschied daraufhin, das Fahrzeug als reines Straßenfahrzeug auf den Markt zu bringen – ein Schritt, der sich als genial erwies.
5. Minimalistisches, spartanisches Design
Der F40 ist berühmt für sein minimalistisches Design, das alle unnötigen Elemente entfernt hat. Es gab keine Teppiche, elektrische Fenster oder gar richtige Türgriffe. Stattdessen öffneten die Insassen die Türen durch Ziehen eines simplen Kabels. Diese kompromisslose Gewichtsreduktion verdeutlicht die Philosophie hinter dem F40: Alles für die Leistung.
6. Limitierte Produktion – doch größer als geplant
Ferrari plante ursprünglich nur 400 Exemplare des F40 zu bauen. Doch die Nachfrage nach diesem Supercar war so überwältigend, dass die Produktion schließlich auf über 1.300 Einheiten ausgeweitet wurde. Heute sind gut erhaltene F40-Modelle extrem begehrt und erzielen auf Auktionen Millionenbeträge.
7. Ein ikonisches Design von Pininfarina
Das aggressive, kantige Design des F40 stammt aus der Feder des berühmten Designers Leonardo Fioravanti von Pininfarina. Die markanten Linien, der riesige Heckflügel und die durchsichtige Motorhaube, die den Blick auf den mächtigen V8 freigibt, machen den F40 zu einem der ikonischsten Supersportwagen aller Zeiten.