Text Günther Fischer// Fotos Katja Dalek
NACH 50 JAHREN KEHRTE DER 1963 SIEGREICHE FORMEL-1-BOLIDE BRABHAM BT3 IM JAHRE 2013 ZUR SOLITUDE ZURÜCK. ZU EINER RENNSTRECKE, DIE IM SELBIGEN JAHR EBENFALLS EIN JUBILÄUM FEIERTE – UND AN DIESEM WOCHENENDE (17. BIS 19. JULI) BEIM SOLITUDE REVIVAL WIEDERBELEBT WIRD. ÜBER 350 HISTORISCHE FAHRZEUGE WERDEN AB HEUTE AN DEN START GEHEN. DOCH NUN ERSTMAL ZU UNSEREN BOLIDE BRABHAM …
Schweißgebadet stieg Jack Brabham aus. Endlich. Nach einer Stunde, vierzig Minuten und sieben Sekunden, nach 25 Runden, 285,425 Kilometern und einem Durchschnittstempo von 171,06 km/h hatte es der zweifache Weltmeister 1963 geschafft: der erste Sieg auf seinem Brabham-Boliden. Es war das erste Mal in der Geschichte der Formel 1, dass ein Fahrer auf einer gleichnamigen Eigenkonstruktion gewann. Eine Sensation, die sofort um die Welt ging.
Jack Brabham hatte lange darauf hingearbeitet. Schon seit dem Großen Preis von Deutschland 1962 auf dem Nürburgring versuchte der in Australien geborene Racer zusammen mit dem Konstrukteur Ron Tauranac, den ersten Formel-1-Rennwagen mit dem Namen Brabham in der Grand-Prix-Szene zu etablieren.
Er rüstete seinen Boliden mit dem damals neuen Coventry-Climax-FWM-V8-Motor aus. Ein Motor, der auch bei den Konkurrenten Cooper, Lotus und Lola zum Einsatz kam. Damit erreichte der auf einem Rohrrahmen-Chassis aufgebaute BT3 (BT steht für Brabham/Tauranac) einige respektable Platzierungen, bevor 1963 auf der Solitude gegen starke Konkurrenz endgültig der Durchbruch gelang.
BRABHAM ALS DER GRÖSSTE RENNWAGEN-HERSTELLER DER WELT
In der Folge erwiesen sich die Brabham-Rennwagen als ernst zu nehmende Gegner, wie es in der Formel Junior ja schon länger der Fall war. Nur dass jetzt die Formel 1 hinzukam. Noch in den sechziger Jahren wurde Brabham zum weltgrößten Hersteller von Rennwagen mit freistehenden Rädern. 1966 und 1967 wurden die Anstrengungen mit Erfolg gekrönt: von zwei Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaften für das Team.
Gebaut wurde der Brabham in einer kleinen Manufaktur im englischen Byfleet, das Design verantwortete Brabhams Partner Ron Tauranac und die Entwicklung des Chassis lag in den Händen von Stan Ellsworth. Jack Brabham selbst kümmerte sich um die präzise Arbeit des V8-Motors. Es ist heute unser Glück, dass Brabham und Ron Tauranac nur ein einziges Chassis des Typs BT3 mit der Nummer F1-1-62 produzierten – weswegen wir die Geschichte des Fahrzeugs lückenlos zurückverfolgen können.
2011 bekommt der BT3, nach einem neuerlichen Verkauf, einen luxemburgischen Besitzer, der den Renner wieder fahrbereit macht. Jetzt ist der BT3 an den Platz seines allerersten Triumphes zurückgekehrt: zur Solitude – mit einem türkisfarbenen Anstrich, der dem Original des Jahres 1962 nachempfunden ist.
Sogar die Startaufstellung der ersten Reihe war im Solitude-Jahr 2013 identisch mit der von 1963 (damals mit den Fahrern Jo Bonnier, Jack Brabham und Jim Clark). Die Solitude also, die im Jahre 2013 Jahr selber ein Jubiläum feierte, nämlich ihr 110-jähriges. Eine Rennstrecke, die überwiegend aus Landstraßen besteht und damals als schwierig wie nur wenige andere galt.
Die Solitude liegt in Deutschlands Südwesten, und auf diesen gewundenen Kilometern zwischen Stuttgart und Leonberg fahren im restlichen Jahr die Leute am Montagmorgen zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Spätestens, als im Jubiläumsjahr beim Solitude Revival das Feld der alten Formel-Wagen, angeführt vom Brabham BT3, dem Lotus 24 und dem Cooper T77, am Abend zum Abschluss ein letztes Mal auf die Reise durch den Glemswald ging, war klar, dass der Mythos der Solitude wieder zum Leben erweckt worden war.