Porsche-Sammler Magnus Walker in seinem Porsche 911
Szene

Gibt es einen verrückteren Porsche 911-Fan?

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OCTANE#05

 

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 Text Gabriele Spangenberg // Fotos Maurice Van den Tillaard

DER 911 WURDE KÜRZLICH FÜNFZIG. PORSCHE FEIERTE NICHT GROSS. WARUM AUCH? ELFER-FREUNDE TUN ES SOWIESO. AUCH OHNE ANLASS FEIERT MAGNUS WALKER SEINE SAMMLUNG, ZELEBRIERT ER SPEED UND STIL. AUTOS HAT ER SCHON VIELE VERSCHIEDENE BESESSEN. SEIN FAZIT: NUR PORSCHE KANN ALLES!

Dass ein Typ wie Magnus Walker der am meisten exponierte Porsche-Fahrer, -Sammler und -Schrauber der Welt wurde, ist natürlich verrückt: Mit seiner Rasta-Frisur, langem Bart und Grunge-Klamotten entspricht er dem Gegenteil dessen, was man sich unter Porsche-Fahrern vorstellt. Der Grund für seine Berühmtheit ist Urban Outlaw, ein bestechend schöner Film des kanadischen Filmemachers Tamir Moscovici über den „Freak“ Walker. Der Film wurde zu einer kleinen Sensation: Er wurde online mehr als 1.500.000 Mal geklickt und angesehen.

Porsche-Sammler Magnus Walker
Sieht so der typische Porsche-Fahrer aus? Eher nicht. Doch Magnus Walker ist eingefleischter Porsche-Fan.

»Outlaw« nennt man in Amerika den, der außerhalb des Gesetzes nach einer eigenen Moral lebt, sondern auch die Porsche 356, die den Teufel unter der Haube haben und Feuer im Auspuff – inspiriert von der Speedweek auf den Salzseen in Bonneville und von den Hotrods der 30er- und 40er-Jahre. Als sich die Gelegenheit ergibt, Walker zu sprechen, nehme ich sie sofort an. Nach dem Warm-up – Plaudern über Rennen, Blogs, virales Marketing – sind wir schon voll im Thema: dem Film Urban Outlaw und den umwerfenden Reaktionen, die sich nach viralen Mechanismen ausgebreitet haben.

Magnus Walker: »Stimmt. Wohl auch, weil der Film nicht nur Porsche-Lovers berührt. Es ist der Mix, der’s macht. Denn die Mischung aus unserem Lebensstil, der Mode, der Architektur und den Autos hat Leute inspiriert und motiviert, die nichts mit Porsche zu tun haben. Der Film brachte den 911er sogar zu Kids einer ganz anderen Szene – Fast & Furious –, die sonst nichts damit zu tun haben.«

Und er fährt fort, mit Stolz: »232 Elfer haben sie 1964 gebaut. 59 überlebende sind dokumentiert. Meiner wurde von einem in Deutschland stationierten Amerikaner 1965 gekauft und 1966 in die Staaten gebracht, es ist ein matching numbers Auto. Und ich besitze auch die ganze Dokumentation. Er ist schiefergrau und ich werde ihn sehr vorsichtig restaurieren. Ich kam an das Auto nur, weil ich so einen großen Kreis von Menschen kenne…

»PORSCHE IST EINE SPRACHE, DIE JEDER VERSTEHT.«

Wann ging die Liebe los? Magnus Walker: »Meine Passion gilt zwar den frühen Autos, aber für jeden, der wie ich in den 70er-Jahren aufwuchs, gibt es nur eine wahre Ikone: den Turbo.« Nächste Frage: Was hast du gedacht, als der 911 aus dem Film Le Mans für 1,4 Millionen Dollar verkauft wurde? »Ziemlich verrückt: Die Produktionsfirma hatte den etwa neun Wochen lang. Steve McQueens Sohn Chad, den wir neulich besucht haben, besitzt nach wie vor den Elfer, den sein Vater immer hatte und fuhr. Das ist die echte Ikone.«

Porsche-Sammler Magnus Walker in seinem Lagerhaus in L.A.
Magnus Walker pflegt einen eigenen, rockigen Stil. Seine Sammlung hat er in einem restaurierten Lagerhaus in L.A. untergebracht.

Ob er auch mal andere Autos besessen hat, will ich wissen. »Klar, viele: Jaguar E-Types, Mustangs, Dodges, Ferraris … Die Muscle-Cars waren aber nur auf der Geraden schnell, die Jaguar sahen gut aus, fuhren aber nicht gut, und die Ferrari waren schwerfällig.

UND DANN KLOPFT AUCH NOCH SCHUCO AN

Nur die Porsche konnten alles!« Und er fährt fort: »Meine Autos und das, was ich mache, kommen bei vielen Menschen so riesig an – gerade weil sich so viele Puristen an der Korrektheit einer Restaurierung aufhängen. Oder sie bauen haargenau einen 2.5 ST oder 3.0l RSR nach. Dabei war es früher so: Jemand, der sich in den sechziger Jahren ein frühes Rennauto kaufte, ließ es Anfang der Siebziger upgraden zu einem ST oder später RSR. Sie wurden einfach ständig modifiziert. So ist mein STR entstanden: aus einem 71er T. Mit diesem Auto bin ich in den letzten zehn Jahren auf Rennstrecken unterwegs gewesen, und … stell dir vor, Schuco hat mich kontaktiert. Sie möchten zwei meiner Autos, den STR und den 68R – der silberne mit den blauen Streifen – als limitierte Edition von 1000 Stück bauen!«

Das ist ja wohl Traumverwirklichung mit doppeltem Salto: Die eigenen Wagen als Spielzeugauto in 1:43! »Auch das liebe ich an den 911: dass sie so was Wechselhaftes haben. Der Unterschied zwischen einem 64er 901 und einem 991 aus diesem Jahr ist enorm. Trotzdem ist es dasselbe Auto. Diese Feinheiten zu untersuchen, zu erfahren, finde ich wahnsinnig spannend. Der Film hat unendlich viel in Bewegung gesetzt. Was mich besonders glücklich macht: Leute, die sich vielleicht einen Porsche als Status-Symbol gekauft haben, interessieren sich jetzt erstmals für die Coolness der frühen Modelle!«

Für mich ist nach diesem Satz klar: Wir werden uns wiedersehen! Wir werden mit ein paar sehr alten Elfern über die Nordschleife sägen … und hoffentlich wird er mir dann erklären, wie er seinen Kopf vor dem Skalpieren bewahrt. Leider habe ich vergessen zu fragen, wie er seine langen Haare davor schützt, in das Lüftungsrad zu geraten, wie es mir fast jedesmal passiert, wenn ich in den Motorraum schaue.


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