Das zumindest ist der Anspruch, den der McLaren F1 auf sich erhebt. Unbestritten ist in jedem Fall, dass der F1 ein Meilenstein in der Geschichte der Automobilindustrie ist. Die Kombination aus Leichtbau und Technik revolutionierte nicht nur das Segment der Supersportwagen, sondern schuf auch eine legendäre Verbindung zwischen Rennsport und Straßenfahrzeugen.
Der McLaren F1 galt lange als das das schnellste, teuerste und leistungsstärkste Auto der Welt. Zu den beeindruckendsten Merkmalen gehört das Kohlefaserchassis, das den Wagen sprichwörtlich zu einem Leichtgewicht macht. Er ist in Bezug auf das Design und das Package genial durchdacht und exquisit verarbeitet. Zur Ausstattung gehören Klimaanlage, Windschutzscheibenheizung, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Connolly-Leder und Kenwood-10-CD-Soundsystem. Mit Gepäckfächern auf jeder Seite und drei Sitzplätzen ist er perfekt ausgestattet.
Man hatte schon immer das Gefühl, dass bei diesem Auto Geld keine Rolle spielte. Es ging jedoch weniger um eine protzige Zurschaustellung, sondern vielmehr um das Streben nach technischer Exzellenz und minimalem Gewicht.
Beispiele dafür sind die Verwendung von rund 16 Gramm Goldfolie auf der Innenseite der Motorabdeckung, um die Abgaswärme zu reflektieren, Titan für den Hauptschalldämpfer (der gleichzeitig die energieabsorbierende hintere Crashstruktur bildete), Felgen in einer Magnesiumlegierung und natürlich Kohlefaser und CFK für das Chassis und die Karosserieteile.
Für die Beschleunigung braucht es einen stabilen Magen
Der V8-Motor eines McLaren F1 XP4 erreicht 627 PS bei 7500 U/min. So ist es nicht verwunderlich, dass der ein- oder andere Beifahrer auch mal taumelnd das Auto verlässt und eine Zeit braucht, um wieder auf der Erde anzukommen.
Mark Forsyth, ein sehr erfahrener und schwer zu beeindruckender Motorradjournalist, hat es nach seiner ersten Fahrt so formuliert: »Die Beschleunigung, die einen wie ein Kricketschläger im Gesicht trifft, und das gutturale Knurren des Motors lassen mir noch Wochen später die Nackenhaare zu Berge stehen.«
Die Idee hinter dem Design
Gordon Murray, der Hauptdesigner des Fahrzeugs, legte großen Wert darauf, dass der Fahrer im Zentrum des Designs steht. Der McLaren F1 hatte eine einzigartige Drei-Sitz-Konfiguration, bei der der Fahrer in der Mitte sitzt und die beiden Passagiere auf beiden Seiten. Diese Anordnung optimierte das Fahrerlebnis und verbesserte die Sicht.
So kam der McLaren F1 zu seinem Motor
Murray hatte für den F1 ursprünglich einen Honda-Motor im Sinn – wie bei den McLaren-Formel-1-Modellen aus jener Zeit. Aber die Japaner ließen sich nicht zur Entwicklung eines von dem Südafrikaner gewünschten 4,5-Liter-V10 oder -V12 überreden. Also wandte er sich an BMW, Motorenlieferant aus seiner Zeit als Chefkonstrukteur des Brabham-Teams. Und es war dann Motorenpapst Paul Rosche, Vater des 1,5-Liter-BMW-Turbomotors, der Nelson Piquet 1983 zum Formel-1-Weltmeister gemacht hatte, der dem F1 ein standesgemäßes Triebwerk spendierte.
Murray wäre schon mit 550 PS zufrieden gewesen, aber Rosche lieferte mehr. Konkret einen maßgeschneiderten 6,1-Liter-Motor auf der Architektur des auch im M3 E36 eingesetzten Dreiliter-Reihensechszylinders mit 24 Ventilen. Aus 6064 ccm schöpfte er 627 PS bei 7400 U/min.
Murray hatte sich im Lastenheft für den F1 keine Leistungsziele gesetzt, gleichwohl ein anzustrebendes Zielgewicht und einen Motor mit einer spezifischen Leistung von etwa 100 PS/Liter. Die Beschleunigungswerte – 0 bis 100 km/h in 3,4 Sekunden und 0 bis 160 km/h in 6,3 Sekunden – waren ebenso beeindruckend wie die – dank einer erhöhten Maximaldrehzahl – Höchstgeschwindigkeit von 370 km/h. Der aerodynamisch effiziente F1 stieß damit in Bereiche vor, die viele als nicht mehr zu übertreffen erachteten.
Honda leistete seinen Beitrag bei der Fahrwerksabstimmung
Honda mag McLarens Anfrage nach einem Motor abgelehnt haben, aber das Unternehmen hat indirekt zum F1 beigetragen. Nämlich bei der Fahrwerksabstimmung, für die kein Geringerer als der damals in Honda-Diensten stehende Ayrton Senna die Feinabstimmung übernahm. Auch Murray fuhr den neuen NSX und war von dessen dynamischer Geschmeidigkeit so beeindruckt, dass er den Mittelmotor-Wagen zur Benchmark im Kapitel »Ride & Handling« erklärte.
Murray bestand darauf, dem F1 sowohl eine Servolenkung als auch servounterstützte Bremsen samt ABS vorzuenthalten. Er dachte über Carbonbremsen nach, hielt sie aber damals für noch nicht großserientauglich. Die im F1 verbaute Brembo-Anlage mit innenbelüfteten und gelochten Scheiben (332 mm vorn und 305 mm hinten) ist also ein Kompromiss, mit dem man leben kann, obwohl noch kräftiger und schneller zupackende Bremsen bei einem so schnellen Auto wünschenswert wären. Weniger zu tolerieren ist die nicht unterstützte Lenkung.
Es gibt einige wenige Supersportwagen, die auch ohne Servounterstützung funktionieren, aber der F1 gehört nicht dazu. Die Lenkung ist nie leichtgängig, selbst bei Nässe, und dazu gefühllos. Man muss Kraft aufwenden, um sie zum Fließen zu bringen. Als Folge scheut man davor zurück, in zu schnell angegangenen Kurven zum Gegenlenken gezwungen zu sein. Wenn ich nur ein Detail am McLaren F1 ändern könnte, dann wäre es eine Servolenkung. Die Tatsache, dass man sowohl beim Bremsen als auch beim Lenken aufpassen muss, trübt das sonst grandiose Fahrerlebnis dann doch etwas.
Die XP4-Serie des McLaren F1
Die XP-Serie des McLaren F1, kurz für „Experimental Prototype“, umfasst eine Reihe von insgesamt 5 Prototypen, die McLaren zur Entwicklung und Feinabstimmung des ikonischen Supersportwagens herstellte. Diese Fahrzeuge spielten eine entscheidende Rolle, um den McLaren F1 von einem revolutionären Konzept zu einem serienreifen Modell zu entwickeln. Jeder Prototyp hatte einen klar definierten Zweck in der Entwicklung, sei es für Fahrwerksabstimmung, Motortests oder das Testen der einzigartigen Kohlefaser-Monocoque-Struktur des Fahrzeugs.
Drei haben bis heute überlebt, einer (XP2) wurde für einen Crashtest geopfert, ein anderer (XP1) verwandelte sich bei einem Hochgeschwindigkeitsunfall in der namibischen Wüste im April 1993 in rauchende Trümmer – sein am Steuer sitzender BMW-Ingenieur kam trotz mehrfachen Überschlags fast unverletzt davon.
Über 30 Jahre gab es keinen Nachfolger des Supersportwagen mehr
Über 30 Jahre nach seiner Markteinführung erschien kein Supersportwagen mehr, der so aufwendig und intelligent konstruiert und so durchdacht verpackt ist wie der F1. Bis Murray himself mit dem GMA T.50 im Jahr 2020 einen Nachfolger vorstellte: einen kompakten, wieder dreisitzigen Supersportwagen mit Kohlefaserchassis, Schaltgetriebe und 4,0-Liter-Cosworth-V12-Saugmotor, der bis 12.000 U/min dreht. Er leistet 654 PS und wiegt nur 986 kg. Die 100 zum Stückpreis von 2,36 Millionen Pfund angebotenen Straßenfahrzeuge (es soll auch 25 Rennversionen geben) waren binnen 48 Stunden verkauft.
In der aktuellen Ausgabe des Octane-Magazins finden Sie das detaillierte Portrait des McLaren F1 und eine Antwort auf die Frage: Ost es nun tatsächlich der beste Supersportwagen aller Zeiten?
Das ganze Portrait über den Mc Laren F1 lesen Sie in OCTANE #73
10 spannende Fakten über über den McLaren F1
- Rekordgeschwindigkeit: Der McLaren F1 hielt lange Zeit den Titel des schnellsten Serienfahrzeugs der Welt. 1998 erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 386,4 km/h (ohne elektronische Begrenzer), ein Rekord, der erst 2005 gebrochen wurde.
- Gold als Hitzeschild: Zur besseren Wärmeableitung wurde das Motorabteil des F1 mit 24-karätigem Gold ausgekleidet.
- Turbofrei: Im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten verwendet der McLaren F1 keine Turbolader, sondern verlässt sich auf einen hochdrehenden, natürlich angesaugten Motor.
- Höchstpreis: Heute erzielen gut erhaltene McLaren F1 Fahrzeuge bei Auktionen Preise von bis zu 20 Millionen Dollar und mehr, was ihn zu einem der wertvollsten Sammlerfahrzeuge der Welt macht.
- Kein ABS oder ESP: Der McLaren F1 wurde ohne elektronische Fahrhilfen wie ABS oder ESP entwickelt, da Gordon Murray ein puristisches Fahrerlebnis anstrebte.
- Hohe Stückzahl für einen Supersportwagen: Insgesamt wurden 106 McLaren F1 produziert, darunter 64 straßenzugelassene Fahrzeuge, 28 Rennversionen (GTR) und einige spezielle Prototypen.
- Spezielle Reifen: McLaren arbeitete mit Goodyear und Michelin zusammen, um spezielle Reifen zu entwickeln, die den extremen Geschwindigkeiten und Belastungen des F1 standhalten konnten.
- Flügeltüren: Die ikonischen Dihedral-Türen (Flügeltüren) des McLaren F1 öffnen sich nach oben und außen, was nicht nur optisch beeindruckend ist, sondern auch einen leichteren Einstieg in den engen Raum ermöglicht.
- Gewichtseinsparungen bei den Details: Gordon Murray war besessen von Gewichtseinsparungen, selbst die Schrauben und das Werkzeugset an Bord des Fahrzeugs wurden aus Titan gefertigt, um das Gesamtgewicht zu minimieren.
- Sieger in Le Mans: Der McLaren F1 GTR gewann 1995 auf Anhieb das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, und das trotz der Tatsache, dass der Wagen ursprünglich gar nicht als Rennwagen konzipiert war. Das macht ihn zu einem der erfolgreichsten Straßenrennwagen überhaupt.
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