Nur 28 Exemplare des in Kalifornien entwickelten Brubaker Box wurden auf der Bodengruppe des VW Käfer (Typ 1) gebaut – aber als erster Minivan der Welt beeinflusste er eine ganze Generation.
Wir schreiben das Jahr 2476, und die Erde ist durch Umweltverschmutzung und den Zusammenbruch der Zivilisation verwüstet. Durch diese Einöde fährt ein stromlinienförmiges, sechsrädriges Fahrzeug namens Ark II (Arche II). An Bord eine Crew von Wissenschaftlern mit biblischen Namen: Jona, der Kapitän, Ruth, Samuel und Adam. Ihre Aufgabe: die letzten Spuren der Menschheit zu finden und zu versuchen, sie aus dem neuen finsteren Zeitalter zu befreien. Ach ja, Adam ist ein sprechender Schimpanse …
»Arche II« war der Titel einer amerikanischen Low-Budget-Fernsehserie für Jugendliche aus dem Jahr 1976, die sich um ein aus heutiger Sicht vorausschauendes Ökothema drehte. Sie wurde größtenteils auf der Paramount Ranch in Kalifornien gedreht, lief nur über 15 je 15 Minuten lange Episoden und fällt eindeutig in die Kategorie »so schlecht, dass es schon wieder gut ist.« Aber Petrolheads ist sie in guter Erinnerung, weil sie eine stark modifizierte Version des Fahrzeugs zeigt, das Sie hier sehen: den Brubaker Box.
Ihr Erfinder, Curtis Brubaker, heute in seinen 80ern, hat eine erstaunliche Karriere hinter sich. Zu den technischen Innovationen, an denen er beteiligt war, gehören Bill Lears originale Lear Jets, der Achtspur-Kassettenspieler, der Touchscreen, haptische Tasten und Head-up-Displays. Nach dem Studium am Art Center College of Design in Pasadena trat er in die Advanced Design Group von GM in Detroit ein, kehrte aber nach anderthalb Jahren heim, um ab 1969 in L.A. im eigenen Designstudio für Ford, Volvo, GM und diverse Japaner zu arbeiten.
Am stärksten verbindet man den damals 31-jährigen Kalifornier jedoch mit jenem neuartigen Crossover, der seinen Namen trägt und 1972 auf der Los Angeles International Motorsports Show debütierte. Die Resonanz auf die Box war gewaltig, Brubaker sammelte 160.000 Dollar von Investoren ein und das Fachmagazin Car and Driver nahm das wie ein Mondmobil aussehende Vehikel auf sein Cover. Mit der Titelzeile »The best thing that ever happened to a Beetle« (»Das Beste, das einem Käfer je passieren konnte«).
Betrachtet man den Brubaker über ein halbes Jahrhundert später, ist es schwer zu verstehen, warum er kein Verkaufsschlager wurde. Selbst wenn man die Anziehungskraft seines futuristischen Aussehens außer Acht lässt, ist er ein Paradebeispiel für cleveres Packaging. Auf Fotos oder aus einiger Entfernung wirkt er viel größer als er ist; doch wenn man sich ihm nähert, schrumpft er dramatisch. Obwohl mit 4,28 Meter nur marginal länger und mit 1,41 Meter etwas niedriger als der Plattformspender Käfer, ist das Platzangebot fürstlich. Was wohl Alec Issigonis, der Vater des Mini, daraus gemacht hätte …
Doch wie kam Brubaker auf die Idee für diesen ersten Minivan der Welt? Er erzählt wie: »Mein Bruder hatte einen VW Bulli. Eines Tages saßen wir alle in meinem Büro und schauten hinaus, und plötzlich sahen wir, wie ihn einer klaute. Da habe ich mich gefragt: Warum stiehlt dieser Typ einen gebrauchten VW-Truck? Und dann ging uns auf, dass all diese Surfer-Kids diese Dinger ja auch fuhren. Um uns davon zu überzeugen, fuhren wir runter nach Newport Beach. Und in einer kleinen Straße standen tatsächlich allein sieben oder acht von ihnen, und wir sagten uns: Hier gibt es einen Markt, nicht für eine konservative Klientel, sondern für etwas, das eher die Kids anspricht.«
Brubaker und sein kleines Team, bestehend aus Todd Gerstenberger und Harry Wykes, steckten ihre Köpfe zusammen und entwickelten ein Design, das so weit von einem braven VW entfernt war wie nur möglich. Die Karosserie im One-box-Format bestand aus 13 genieteten und geklebten Glasfaserplatten, einschließlich einer Bodenplatte. Auf einer Rahmenkonstruktion montiert, wurde die Karosserie dann direkt auf ein unmodifiziertes Käfer-Fahrgestell geschraubt. Zugunsten maximaler Steifigkeit hatte die Box nur eine große Schiebetür auf der Beifahrerseite.
Die Windschutzscheibe stammte von einem AMC Hornet, die Heckscheibe von einem Chevy El Camino aus den frühen 70ern, die Rückleuchten von einem Datsun 521 Pick-up und der Schalter zum Öffnen der Tür von der Heckklappe eines Datsun 240Z. Die Vordersitze könnten so ziemlich überall her stammen – unser Fotomodell hat welche aus einem Ford Mustang der Jahre 1965/66. Vom Spenderfahrzeug stammen Scheinwerfer, Pedale, Lenksäule und normalerweise auch die Instrumente.
Ein typisches und von der kalifornischen Surferkultur inspiriertes Feature sind die vorderen und hinteren Stoßstangen. Obwohl sie scheinbar aus lackiertem Holz gefertigt sind, bestehen sie in Wirklichkeit aus einem mit Stahl verstärkten Glasfaserverbundwerkstoff. Der Tank – hier aus einem Chevy Vega – befindet sich anders als beim Käfer nicht im Bug, sondern wanderte in eine crashsicherere Position hinter den Fahrersitz.
Text Mark Dixon // Fotos Evan Klein // Bearbeitung Thomas Imhof
Lesen Sie in OCTANE #70, warum nur 28 Brubaker Box gebaut werden konnten.
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