RM Sotheby’s versteigert bei seiner Auktion in Amelia Island am 4. März einen preisgekrönten Ferrari 250 GT California Spider. Bei dem Auto aus der ersten Serie, die dank eines längeren Radstands die kultivierteren Autos hervorgebracht haben soll, handelt es sich um eines der besten seiner Art.
Der 250 California Spider gehört ohne Zweifel zu den schönsten sowie begehrtesten klassischen Ferrari. Das gilt sowohl für die frühen Exemplare mit 2,60 Meter Radstand und ihrer eleganten Scaglietti-Karosserie, als auch für die ab 1960 gebaute SWB-Version, die um zwanzig Zentimeter gekürzt worden war. Von der ersten Serie entstanden zwischen 1957 und 1960 nur 50 Exemplare. Unter Kennern gilt der “Ur-California” als die kultiviertere Variante. Er bietet im Vergleich zu den späteren Exemplaren zwar weniger Leistung, dank des längeren Radstands ist er aber das deutlich komfortablere und reisetauglichere Auto. Außerdem sollen großgewachsene Ferraristi in ihm bequemer Platz finden.
Die traditionelle Bezeichnung “California” deutet auf die Herkunft der Ursprungsidee hin. Der gut vernetzte kalifornische Importeur und Motorsport-Enthusiast John von Neumann war davon überzeugt, dass ein offener Ferrari, der sowohl auf der Rennstrecke ganz vorne mitfährt, gleichzeitig aber auch auf den Küstenstraßen der amerikanischen Westküste eine gute Figur macht, bei der US-Kundschaft bestens ankommen würde. Luigi Chinetti, der offizielle Ferrari-Importeur für die USA, war derselben Meinung und konnte die Sportwagenschmiede in Maranello davon überzeugen, einen im Vergleich zum normalen 250 GT Cabriolet deutlich spartanischer ausgestatteten Frischluft-Sportwagen in das Modellprogramm aufzunehmen.
Der California Spider – eine amerikanische Idee
Die Idee für dieses einzigartige Modell ist Ende der 50er Jahre entstanden, um ein Produkt für den aufkeimenden amerikanischen Markt zu liefern. Als Basis für den 250 GT California Spider wählten die Ingenieure das Fahrgestell des 250 GT Berlinetta “Tour de France”, über das der Designer und Karosseriebauer Sergio Scaglietti eine wunderschöne, aber ebenso zweckmäßige gezeichnete Stahl-Karosserie stülpte. Die Motorhauben und Kofferraumdeckel waren aus Alu. In der GT-Klasse konnte der rassige Roadster auf Anhieb überzeugen. 1959 gewann ein California Spider in Sebring, worauf einige Monate später ein fünfter Platz in Le Mans folgte.
Das von RM Sotheby’s gelistete Auto wurde Anfang 1959 fertiggestellt und dürfte zu den besten Exemplaren der ersten Serie gehören. Er verließ das Werk mit einer ganzen Reihe begehrter Ausstattungsmerkmale, wie beispielsweise einem für den Renn-Einsatz abgestimmten Motor, einem hölzernen Nardi-Lenkrad und Borletti-Instrumenten. Laut zeitgenösisschen Dokumenten handelt es sich bei dem angebotenen Wagen um den California Spider Nummer 17.
Der Erstbesitzer war noch ein Teenager
Ende Februar 1959 wurde der Wagen von Genua aus nach New York verschifft. Dort fand sich recht schnell ein Kunde für den exklusiven Ferrari – Harvey Schur. Bei dem Erstbesitzer handelte es sich um einen gerade mal 18-jährigen Sprössling einer amerikanischen Industriellenfamilie, der mit dem reinrassigen Sportler an so manchem lokalen Drag Race teilnahm. Zudem stellte er den Wagen “Sports Car Illustrated” zur Verfügung. Das US-Fachmagazin, heute unter dem Namen Car & Driver bekannt, verglich den California Spider in seiner September-Ausgabe mit einem 250 GT Berlinetta “Tour de France”.
Schur gab den Wagen jedoch schon Anfang 1960 wieder an den amerikanischen Ferrari-Importeur zurück, der ihn an Alan Newman verkaufte. Letzterer wollte das Auto mit der Chassisnummer 1203 GT bei den 12 Stunden von Sebring einsetzen, letztendlich entschied er sich jedoch aus unbekannten Gründen für einen anderen Ferrari 250 GT. 1965 veräußerte Newan den Wagen an Gary Wales, einen Spezialisten für Showcars aus Detroit.
Bis heute gibt es zahlreiche Versionen des Ferrari 250 von Straßenfahrzeugen bis zum Motorsport
1952 erschein das erste Modell der Ferrari 250-Reihe, die bis 1964 hergestellt wurden. Allen Modellvarianten ist gemeinsam, dass sie einen Zwölfzylindermotor und einen 3,0 Liter Hubraum haben. Da die einzelnen Zylinder einen Hubraum von 250 cm³ haben, leitet sich der Name dieser Serie daraus ab. Die Karosserie der Fahrzeuge wurde im Wesentlichen von Pininfarina entworfen. Als 1958 dann der erste 250 GT auf den Markt kam, konnte Ferrari den Schritt in Richtung Serienhersteller gehen.
Die Straßenwagen wurden als Gran Turismos (Ferrari 250 Europa, 250 Europa GT, 250 GT Boano, 250 GT Ellena, 250 GT Coupé und 250 GTE 2+2) , als Berlinettas (250 GT Tour de France Berlinetta, 250 GT Berlinetta „Interim“, 250 GT Berlinetta SWB, 250 GT Lusso) und als Cabriolets in zwei Serien (250 GT Cabriolet und 250 GT Spyder California) sowie für den Rennsport in diversen Modellvarianten wie beispielsweise dem Ferrari 250 GTO und dem 250 Testa Rossa gebaut. Ab 1963 begann Ferrari dann damit, die 250er schrittweise abzulösen und mit dem Bau der 330 Baureihe zu beginnen.
Trophäen bezeugen die hohe Qualität der Restauration
In den darauffolgenden Jahrzehnten sollte der Wagen durch die Hände mehrer nordamerikanischer Sammler und Marken-Spezialisten gehen, bis er im Juni 2011 von Nigel und Sarah Allen nach Surrey in England exportiert wurde. Die Allens ließen den California Spider sowohl technisch als auch optisch detailgetreu restaurieren. Dabei durften nur renommierte Experten Hand anlegen, wovon der preigekrönte Traumzustand zeugt. Der Wagen wechselte 2017 nochmals den Besitzer und heimste in den vergangenen zehn Jahren so manche Trophäe ein, unter anderem auch bei “The Quail” und dem Concours d’Elegance in Mar-a-Lago. Zudem wurde das Auto international in diversen Automagazinen gefeatured. Naheliegenderweise ist der Ferrari alles andere als ein Schnäppchen – das Auktionshaus beziffert sein Estimate mit 8,5 bis 10,5 Millionen Euro.
Die Modellbeschreibung des historischen Ferraris 250 GT Spyder California
Der Ferrari 250 GT Spyder California reiht sich ein in eine lange Serie von Fahrzeugen des italienischen Automobilherstellers, von denen bis heute immer noch zahlreiche historische Modelle erhalten sind. Dieses Modell lieferte bis in die Neuzeit Inspirationen für Designelemente der aktuellen Fabrikate. Der Ferrari 250 California, der zwischen 2008 und 2017 gebaut wurde, ist ein PKW-Modell, das als 250 GT Coupé erschien und sich an den Designelementen des berühmten California. Beide Modelle wurden von Pininfarina entworfen.
Der Ferrari GT Spyder wurden zwischen 1957 und 1962 gebaut. Die erste Version war der 250 GT LWB California Spider mit einem sehr langen Radstand. Der Radstand lang bei dieser Version bei 2.600 mm. Es wurden insgesamt 49 Exemplare aus dieser Serie gefertigt. Die zweite Serie zeichnete sich dann durch folgende Merkmale aus: Kurzer Radstand (verkürzt auf 2400 mm), Vierrad-Scheibenbremsen und einem Motor mit 206 kW.
FAQ: Ihre Fragen zu diesem historischen Fahrzeugmodell von Ferrari
Was zeichnet diesen Ferrari besonders aus?
Dieses Automobil wurde speziell für den US-amerikanischen Markt gebaut. Mit dieser Modellreiche war der 250er Ferrari nun nicht nur als Straßenwagen mit einem Hardtop, sondern auch als offene Version erhältlich.
Wie viele PS hatte dieser Ferrari?
Die erste Version des Fahrzeugs hatte 220 PS. In der späteren Variante mit 206 kW Motor brachte er es auf 280 PS.
Welche Besonderheiten hatte der Ferrari 250 GT LWB California Spider?
Der Motor hatte eine obenliegende Nockenwelle und es gab Trommelbremsen hinten und vorne.
Wann fand das Concorso d’Eleganza Villa d’Este statt und welche Rolle spielte der California-Ferrari dabei?
Das Concorso d’Eleganza Villa d’Este ist eine renommierte Veranstaltung für Oldtimer und der Ferrari 250 GT LWB California Spider nahm an diesem Wettbewerb teil.
Wo wurde dieser Ferrari hergestellt?
Der Ferrari 250 GT LWB California Spider wurde in Modena, Italien, hergestellt.
Text: Elias Holdenried // Fotos: RM Sotheby’s
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