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Winter-Rallye, ja bitte!

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Viele Oldtimer-Besitzer scheuen die Wintermonate wie der Teufel das Weihwasser – denn besonders das Salz auf den Straßen kann ihren rollenden Klassikern übel zusetzen. Aber das muss nicht sein, wenn man auf die richtige Vor- und Nachbereitung achtet.

GANZ EHRLICH: Bisher war die Oldtimer- Saison für mich immer pünktlich gegen Ende Oktober zu Ende. Doch diesen Januar bin ich zum ersten Mal schwach geworden – da ich die Gelegenheit hatte, an der wunderschönen Planai-Classic teilzunehmen. Zusammen mit meinem Kompagnon Dr. Michael Schröder (viele Grüße an dieser Stelle!) hatte ich vom 6. bis 8. Januar dort eine fantastische Zeit. Hier sind meine Tipps, ganz gleich, ob man nun an einer Winter-Rallye teilnimmt oder ob man private Winter-Ausfahrten plant.

So sieht ein Wintermärchern mit Klassiker aus.

Das »Wintermobil«: Das geeignete Gefährt weise auswählen

Nicht jeder Klassiker ist für die Fahrt auf Eis und Schnee geeignet. Klar abraten würde ich persönlich von top-restaurierten, sehr wertvollen Fahrzeugen und auch von sportlichen Oldies mit besonders wenig Bodenfreiheit sowie von älteren Modellen mit Holzunterbau. Denn man mutet den Fahrzeugen schon einiges zu und deshalb sollte man eher ein robustes Modell wählen. Ich habe mich daher für einen Kadett A ent- schieden, der mit 1964 genau dasselbe Baujahr hat wie ich – und entsprechend harmonierte es auch wunderbar. 

Mercedes-Benz 350 SLC im Rallye-Style auf der Schneepiste.

Die Vorbereitung: So läuft’s wie geschmiert

Für den Schutz vor Salz, Schnee und Split hat man ganz früher eine ordentliche Schicht Altöl mit einer Sprühpistole auf die Wagenunterseite aufgetragen. Das ist natürlich weder besonders nachhaltig noch umweltfreundlich, aber heute gibt es zum Glück gute Wachs-Korrosionsschutzmittel. Damit werden neben dem Unterboden auch mechanische Teile gepflegt: etwa Türscharniere, Fangbänder oder Radnaben.

Für Chromteile gibt es besondere, schützende Fettcremes. Überhaupt ist eine komplette Hohlraumversiegelung mit Fett sehr empfehlenswert. Wichtig ist auch die Kontrolle, ob genügend Frostschutzmittel in der Kühlflüssigkeit und Scheibenwischanlage ist – die man nach dem Nachfüllen ein paarmal betätigen sollte, damit auch die Pumpen und Schläuche vor Frost geschützt sind. Zusätzlich sollte man auf gut funktionierende Wischerblätter achten.

Fast ein bisschen Monte-Carlo-Feeling für den Mini.

Die Nachbereitung: Sauberkeit sorgt für Langlebigkeit

Sehr wichtig ist die gründliche Reinigung nach dem Wintereinsatz. Denn man mag gar nicht glauben, wo überall der Salznebel reinkriecht – ich habe schon Fälle gesehen, wo sogar der Fahrgastinnenraum deswegen Rostschäden erlitten hatte. Den Wagen sollte man so weit wie nötig zerlegen, damit eine gründliche Reinigung der mit Salz in Kontakt gekommenen Teile mit dem Dampfstrahler möglich ist. Also die Räder und Radhäuser, alle blanken Metallteile wie Bremsen und Kolben, auch Kotflügel und Türverkleidungen, den Motorraum sowie den Unterboden gründlich dampfreinigen – idealerweise zwei- bis dreimal. Anschließend die Komponenten für einen gründlichen Korrosionsschutz einölen beziehungsweise einwachsen. Und auch in den Wochen danach noch das Fahrzeug immer mal wieder genauer anschauen – sollte erster Rost erkennbar sein, diesen gleich bearbeiten. Das ist auch deshalb wichtig, weil ein Rostschaden in die Kategorie verschleiß- und nutzungsbedingte Schäden fiele, die von Versicherungen grundsätzlich nicht abgedeckt sind.

Ein echtes Wintermärchen …

Ich geb’s ja zu: Das ist schon eine ganze Menge Arbeit. Aber trotzdem ist es einfach ein unvergessliches Erlebnis, mit dem Oldtimer gemäch- lich durch schneebedeckte Landschaften zu gleiten, Schnee und Eis unter sich leise knirschen zu hören und voll einzutauchen in ein echtes Wintermärchen auf vier Rädern …

Übrigens: Mehr über mein Winter-Rallye-Abenteuer gibt es auf unserem Blog unter www. hiscox.de/classic-cars-blog. Ich bin jedenfalls so begeistert, dass ich auch 2023 bei der Planai- Classic mit dabei bin. Ob’s für Sie nun noch im Winter oder erst ab Frühling wieder losgeht – ich wünsche Ihnen allen eine gute und sichere Fahrt!

Text Rainer Peukert // Fotos Planai Classic, Martin Huber

Rainer Peukert ist nicht nur ausgebildeter Kfz-Mechaniker und Sachverständiger, sondern seit über 40 Jahren Oldtimer-Enthusiast, Sammler und Rallye-Fahrer. Seit 2016 ist er für Hiscox in München tätig, hilft bei der individuellen Versicherung von Oldtimer-Sammlungen und in der Schadenbearbeitung. Haben Sie Fragen rund um die Versicherung von Oldtimern? Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail: versicherungsfragen@ octane-magazin.de 

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