Als »Macchina del tempo«, als Zeitmaschine, beschreibt Alfa Romeo sein Werksmuseum in Arese. Es ist in der Tat ein wenig anders – und sehr faszinierend!
Marken-Zentrum mit Buchhandlung, Café, Dokumentationsabteilung, Test- strecke, Veranstaltungsräume sowie Ausstellung und Werksabholung für Neufahrzeuge – das alles gibt es in Arese auch zu finden. Kein Automobilhersteller investiert in die Darstellung seiner Geschichte, ohne sich dabei Vorteile für den Verkauf der aktuellen Carlines und einen ROI in sein Markenimage zu versprechen. Das ist auch bei Alfa Romeo nicht anders, und deshalb beherbergt das heutige »La macchina del tempo – Museo storico Alfa Romeo« neben diesen unvermeidlichen Bestandteilen moderner Konzernmuseen natürlich auch die wichtigsten Serienfahrzeuge, Designstudien, Prototypen und Rennautos aus der 110-jährigen Historie von Alfa Romeo. Die Besucher können selbstverständlich zu jedem Exponat entsprechende Erklärungen lesen, allerdings nicht allzu detailliert – ein Prinzip des Museo Storico. »Wir wollen dem schnellen Besucher die Marke vor allem emotional näherbringen«, erklärt Lorenzo Ardizio, der Kurator des La Macchina del Tempo, der »Maschine der Geschwindigkeit«, wie das Museum übersetzt heißt, das grundlegende Prinzip der Sammlung. »Wer es dann genauer wissen will, für den gibt es eine App, den umfangreichen Katalog oder gleich das Archiv.« Nomen est Omen.
Das Museum wurde bereits 1976 im damaligen Werk Arese am Stadtrand von Mailand gegründet und bot der seit Anfang der 1960er-Jahre aufgebauten historischen Kollektion der Marke ein adäquates Zuhause. Nach der Schließung der Produktion in Arese und der Verlagerung der Firmenzentrale wurde die Sammlung 2009 vorübergehend komplett geschlossen. Inzwischen spielt der geschichtsträchtige Standort Arese eine entscheidende Rolle in der Neuausrichtung der Marke Alfa Romeo. Der italienische Stararchitekt Benedetto Camerana erhielt den Auftrag, den gesamten Komplex im Sinne der Neuausrichtung von Alfa Romeo zu renovieren und gleichzeitig die historische Bausubstanz zu neuem Leben zu erwecken.
Und so wurde hier, im ehemaligen Stammsitz des Autokonzerns, das vor Jahren geschlossene Alfa-Romeo-Museum wiedereröffnet – nicht in einem Neubau, sondern im ehemaligen, recht funktionalen Verwaltungssitz von Alfa, einem grauen Gebäude der Beton-Brut-Ära der frühen Siebzigerjahre. Dem italienischen Stararchitekten Benedetto Camerana, der für den Umbau verantwortlich zeichnet, ist es aber nicht nur gelungen, das moderne Verwaltungsbaudenkmal zu erhalten und somit dem Denkmalschutz Genüge zu tun. Er ließ es auch so aussehen, als hätte man ihm einen Herzschrittmacher mit obenliegenden Nockenwellen eingepflanzt. Und das ist auch einer der beiden großen Unterschiede zu den Museen der drei deutschen Premiumhersteller in Süddeutschland: mit dem Erhalt der Substanz und italienischer Designleichtigkeit abseits der Autos ist es, als rauscht dem nüchternen Gebäude frisches Blut in die Adern.
Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen,denn die vorherrschende Farbe ist natürlich Rot: neben der Visitenkarte des Kurators sind es die meisten der ausgestellten Autos sowieso. Aber auch der lange Baldachin, der die Besucher vom Parkplatz ins Museum führt, mäandert als rotes Band und zentrales Designelement weit ins ehemalige Direktionsgebäude. Der Eingangsbereich mit den Kassen und der Bar, die Eingangsdrehkreuze: alles folgt einem roten Strahl aus lackiertem Holz und Stahl. Nachdem man bereits an einigen Prototypen und Designentwürfen vorbeischlenderte, die es nicht alle und so wie hier gezeigt, schon gar nicht, in die Serie geschafft haben, und sich fragt, warum wurde dieser Entwurf abgesegnet und jener nicht, führt einen das rote Band in eine gewaltige rote Röhre, in der eine Rolltreppe bis in den ersten Stock hinaufreicht.
Dort verläuft sich das rote Band in einem ovalen Bullauge, bei dem sich später auf der Rückfahrt über die Autobahn A13 herausstellt, dass es den Rückspiegel einer modernen Alfa Romeo Giulia darstellt. Allerdings ca. 5×6 Meter groß!
Und hier erst beginnt dann die eigentliche Ausstellung. Auf sechs Ebenen und insgesamt 4800 Quadratmetern sind 69 Alfa-Modelle von insgesamt 250 Autos der Sammlung zu sehen, geordnet und arrangiert in drei Themenbereichen, die sich Timeline, Bellezza (Schönheit) und Velocita (Geschwindigkeit) nennen.
Lesen Sie die ganze Geschichte in der OCTANE Edition #05 ALFA ROMEO
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