Ein Jahr nach seinem Sieg in Le Mans stellt Helmut Marko 1972 den Rundenrekord der Targa Florio auf – der noch heute gilt.
Der Motorsport-Chef von Red Bull erzählte Gabriele Spangenberg und Berthold Dörrich, wie das war, wie es sich anfühlte und was als Nächstes kam.
Herr Marko, Sie haben 1972 Geschichte geschrieben, Rundenrekord mit dem Alfa Romeo 33 TT3 …
Es war ein verrücktes Rennen. Selbst für damalige Verhältnisse außergewöhnlich. Eine einzige Runde ging über 72 Kilometer, durch dichte Menschenmassen, ohne Leitplanken. Was die Sicherheit betrifft: unfassbar! Oder die Trainingsbedingungen: Wir fuhren im normalen Straßenverkehr. Mit den Rennautos! In einem Dorf gab es an einer langsamen Ecke einen Polizisten, der steckte uns vorbereitete Strafzettel in die Autos. Jedem Fahrer. In den Büros der Rennleiter stapelten sich diese Zettel.
Strafzettel? Im Ernst?!?
Damit war dem Gesetz Genüge getan. Gleichzeitig wimmelte es auf den Straßen von Eselkarren und schweren Lkw. Zwischen denen fuhren wir mit Boliden, die Formel-1-Speed hatten!
Hinzu kam dieser Feinstaub, der den Asphalt so rutschig machte …
Ich weiß nur noch, dass gewisse Streckenabschnitte eher weiß waren. Das hatte wohl mit dem Belag dort zu tun. Dies war Teil der Herausforderung: Mitten in einer Kurve veränderten sich die Bedingungen komplett. Am besten kann ich mich an die Menschenmassen erinnern. Man hat einfach in die Leute hineingebremst, die Menge stob auseinander, und hinter den Autos schloss sie sich wieder. Einfach irrwitzig.
In dem Film »The Speed Merchants« schimpfen Sie vor dem Start, keine zehn Pferde würden Sie wieder zur Targa Florio bringen!
Da hatte ich eine richtige Wut im Bauch.
Warum diese Wut, was fanden Sie »absurd«?
Nanni Galli war mein Co-Pilot. Er hatte einen rabenschwarzen Tag. Ich bin wie ein Verrückter gefahren.
Dann haben Sie Runde um Runde eine halbe Minute auf Merzario aufgeholt. Was war das für ein Gefühl nach dem Rennen?
Eine Riesenenttäuschung, weil wir gegen Ferrari verloren haben. Es gab keine Zeitnahme wie heute, in irgendeiner Kurve ist jemand mit einer Tafel gestanden: plus 5 Sekunden, minus so und so viel. Wir sind ja nicht wie heute Mann gegen Mann gefahren, sondern in Zwei-Minuten-Abständen. Wir Alfisti lagen in den kurvenreichen Abschnitten vorne, aber es gab knapp vor dem Ziel eine unendlich lange Zielgerade.
Wie oft sind Sie die Targa gefahren?
Einmal.
Das reicht fürs Leben?
Ja. Das reicht fürs Leben. (lacht)
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