In Silverstone erläutert Rennfahrer Willie Green, wie man mit einigen ziemlich giftigen Ford Capri auf der Rennstrecke umgehen sollte.
Ortstermin in Silverstone, England. Und das ausgerechnet im Winter! Schon bei der Anfahrt zum ‚Home of British Motorsport‘ geht’s mir nicht gut. Gar nicht gut. Es sind die Nerven. Und das aus zwei Gründen. Erstens ballen sich dicke düsterschwarze Wolken am Himmel, es wird also garantiert gleich regnen – und zweitens soll ich mich mit einem Top-Rennfahrer treffen: Willie Green. Der hat versprochen, mir in seinem Trackday Ford Capri zu demonstrieren, wie man in Silverstone eine schnelle Runde fährt. Ich brauch’ jetzt unbedingt eine Zigarette – und das, obwohl ich schon seit Jahren nicht mehr rauche.
Willie Green ist ein Rennfahrer der ersten Kategorie. Er ist in mehr als 1500 Rennen an den Start gegangen und kam 600- bis 700-mal als Sieger ins Ziel. Wobei er nicht detailliert Buch führt. Als Spross einer wohlhabenden, in der Textil-Branche tätigen Familie fährt Green bereits seit den 1960ern Rennen. Bestritten hat er die mit erstklassigem Material – in Le Mans mit einem Ferrari Daytona, dann mit zahlreichen Jaguar D-Type, Ferrari GTO, Ford GT 40 und Maserati 250F (die er meisterhaft beherrscht).
Endgültig zum Helden wurde er mit seinem Sieg 1972 in Silverstone auf nasser Strecke in einem JCB 512 M Ferrari gegen einen Porsche 917. Green ist ein extrem starker Fahrer und kann Dummköpfe oder Nichtskönner nicht leiden. Überhaupt nicht. Vielleicht ist es in dem Zusammenhang der journalistischen Sorgfaltspflicht geschuldet, dass ich an dieser Stelle erwähne, dass ich bei meinem letzten Aufenthalt in Silverstone in der Becketts abgeflogen bin …
Ich komme beim alten Fahrerlager an und auf der Strecke ist schon jede Menge los. Es ist ein RMA- Trackday und in den Boxen stehen jede Menge aufregender Autos. Von einem 911S über ein ganzes Rudel Audi R8 bis hin zu einigen für die Rennstrecke optimierten Radical und Ariel Atom. Ich suche nach Peter Whelan und seinen beiden Renn-Capri: dem Hermetite-Gruppe-1-Auto und einem Gruppe 2 RS2600. Peter hat mich eingeladen, beim Shakedown seiner beiden Capris zu Willie Green ins Cockpit zu steigen. Wie großzügig!
In den 1960er-Jahren war das einzige auch nur ansatzweise Sportliche, das Ford in England verkaufte, der Cortina. Liebevoll und leicht despektierlich als ‚Dagenhamer Mülltonne‘ bezeichnet, war das Pendant zum Taunus 12M sehr beliebt, doch bei Ford in Dagenham wurde klar, dass das Auto einen Bruder brauchte, der mehr Style hatte, auch finanziell lukrativer wäre. In Amerika hatten sie 1964 den Mustang losgelassen, der dank seiner sportlichen Ausstrahlung bei den jüngeren Fahrern ankam, in zwei Jahren zwei Millionen Mal wegging und damit einen Verkaufsrekord aufstellte, der 20 Jahre Bestand hatte. Das sollte auch auf dieser Seite des Atlantik machbar sein, also startete Ford 1965 das »Project Colt«: den Capri.
Aus dem ursprünglich recht braven Familiencoupé wurde dann recht schnell ein auch auf der Rennstrecke sehr erfolgreiches Wettbewerbsauto…
Text Robert Coucher // Fotos Paul Harmer
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