Der Citroën CX Prestige chauffierte Staatsoberhäupter wie eine Sänfte auf Rädern. Sogar Erich Honecker schätzte seinen gediegenen Komfort.
Beide Szenarien würden zu diesem Auto gut passen. Denn viele Citroën-Liebhaber sehen in der Baureihe Citroën CX noch immer den Zenit der Marke, Ausgeburt ihrer maximalen Innovationskraft und Brillanz. Der Citroën CX Prestige, letztes Modell vor der Fusion mit Peugeot, verkörpert für sie noch den ganzen Mut der Marke mit dem Doppelwinkel im Wappen. Eine Edelkutsche für die Wirtschafts- und Kulturelite sowie Mitglieder – nicht nur – der französischen Regierung.
Technisch folgte der CX 1974 bis aufs Design prinzipiell dem Vorgänger DS: eine große Limousine mit diesmal jedoch quer eingebautem Frontmotor, hydropneumatischer Federung mit Niveauregulierung und über das gleiche Hochdruck-Hydrauliksystem gesteuerter Servobremse und Lenkung. Die unter Leitung des Citroën-Chefdesigners Robert Opron gestylte Karosserie wurde im Windkanal optimiert – untrüglicher Hinweis war die Bezeichnung CX, das französische Äquivalent zu Cw, dem Luftwiderstandsbeiwert. Als Bonus übernahm der Citroën CX zusätzlich die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung des SM. Mit nur zwei Lenkradumdrehungen von Anschlag zu Anschlag und der Angewohnheit, beim Loslassen des Lenkrads im Stand von selbst in die Mittellage zurückzukehren, war sie gewöhnungsbedürftig.
Schon das Basismodell war ein imposantes Stück Technik: Geräumig, komfortabel und extrem elegant. 1975 kürten Fachjournalisten den Citroën CX zum Auto des Jahres. Speziell in gehobener Pallas-Ausstattung war er bald etabliert und fand in Häusern mit gekrönten Häuptern Einzug. Nachdem sich 1975 Präsident Valéry Giscard d’Estaing angeblich über zu wenig Beinfreiheit im neuen Regierungs-CX mokierte, bat Citroën den südwestlich von Le Mans ansässigen Karosseriebauer Heuliez um eine Lösung des Problems.
Der implantierte ein 25 Zentimeter langes Zwischenstück. Auf dieser verlängerten Bodengruppe basierten die Kombi-Version CX Brake und die Heuliez-Spezialaufbauten für Krankentransporte und Bestattungsfirmen. Und auch die super luxuriöse Variante CX Prestige mit Pompadour-Taschen in den Vordersitzlehnen und Fußbänkchen im Fond.
Der Präsident – parallel in Peugeot 604-Limousinen unterwegs – war jedenfalls so zufrieden, dass der Prestige zum Modell seiner Wahl avancierte. Rund 4000 wurden nach und nach für den heimischen Fuhrpark und französische Botschaften im Ausland angeschafft. Jacques Chirac, ein über 1,80 Meter großer Politiker, ließ sich am Tag seiner Wahl zum Präsidenten sogar in seinem persönlichen Citroën CX Prestige durch Paris fahren. Und behielt einige Modelle noch lange nach der Produktionseinstellung 1989 im Fuhrpark des Élysée-Palastes.
Text Dale Drinnen Fotos Martin Goddard Bearbeitung Thomas Imhof