Im letzten Jahr konnte der Ford Escort Mk. 1 sein 50-jähriges Jubiläum feiern. OCTANE gratuliert mit einem besonders heissen Exemplar, einem Ford Escort RS 2000 Mk. 1 mit satten 200 PS und Rennfahrwerk.
Der als Käfer- und Kadett-Killer gedachte Kompakt-Ford ist eines der wenigen Autos, das der Volksmund mit einem fast weltweit akzeptierten Spitznamen ehrte: Der Escort Mk. 1 wird liebevoll als »Hundeknochen« oder »Dogbone« bezeichnet, was auf die charakteristische Form des Kühlergrills zurück geht.
Der Escort wurde in England als Nachfolger des in die Jahre gekommenen Ford Anglia – der in einem Harry Potter-Film eine Hauptrolle spielte – entwickelt und sollte auch auf dem Kontinent und vor allem in Deutschland Marktanteile erobern. Das gelang in England aus dem Stand heraus hervorragend, bei uns war er jedoch vergleichsweise mäßig erfolgreich: in sieben Jahren entstanden weltweit über zwei Millionen Escort, doch nur etwa 250.000 davon fanden Käufer in Deutschland: Fachpresse und potenzielle Käufer bemängelten das im Vergleich zum Opel Kadett geringere Platzangebot und das altertümliche Fahrwerk mit hinterer Starrachse und Blattfedern.
Während die Mainstream-Modelle mit maximal 62 PS starken 1,1-und 1,3-Liter-Motoren Familien zuverlässig und emotionslos von A nach B transportierten, sorgten die bereits kurz nach der Präsentation des Escort auf dem Brüsseler Autosalon 1968 angebotenen sportlichen Ableger wie der »1300GT« und »Escort Sport« mit bis zu 72 PS aus ihren 1,3 Liter großen Vierzylindern für Adrenalinschübe bei den schnelleren Jungs.
Und auch die bereits mit der Entwicklung des Ford GT40 beauftragte Sportabteilung Ford AVO – Advanced Vehicles Operation – brachte mithilfe der aus dem Lotus Cortina stammenden Antriebstechnik den »Ford Escort TwinCam« an den Start. Dass die Sportmodelle keine Boulevard-Poser waren, zeigte sich sehr bald: Hannu Mikkola gewann 1970 mit einem vom Werk präparierten Escort RS die Weltcup-Rallye London-Mexiko.
Getreu dem Motto »Win on Sunday, sell on Monday« brachte Ford kurz danach mit dem »Escort Mexiko« eine Straßenversion des Rallyegerätes für jedermann mit dem 86 PS starken 1,6-Liter großen Kent-Motor in die Verkaufsräume. Weder der »Mexiko« noch der »1600RS« mit dem 115 PS kräftigen BDA-Triebwerk oder der Twin Cam wurden in Deutschland angeboten, wohl aber in der Schweiz. Die Sport-Escort waren im Motorsport dort zeitweise fast unschlagbar. Das war kein Wunder, denn je nach Ausbaustufe lieferten die Motoren bis über 250 PS, was die nur etwa 800 Kilogramm leichten Renner bis zu 245 Stundenkilometer schnell machte.
Deutsche Fordfreunde mussten bis zum Juni 1973 auf ihr Heizgerät, den Ford Escort RS 2000 Mk. 1 warten. Sein Zweilitermotor hatte viel Drehmoment, war zuverlässig und setzte mit 100 PS damals Maßstäbe in seiner Klasse. Unser Testfahrzeug setzt hier noch etwas drauf und macht den leichten Ford Escort Mk. 1 RS mit 200 PS zu einem Geschoss, das dank optimiertem Fahrwerk wie angeklebt über die Landstraßenkurven heizt.
Text Jörn-M. Müller-Neuhaus Fotos Christian Wimmer
Ford Escort RS 2000 Mk. 1: Ein sportliches Erbe
Der Ford Escort RS 2000 Mk. 1 wurde 1973 als sportliche Variante des braven Escort eingeführt und beeindruckte sofort mit seinem Rennsport-DNA. Mit einem 2.0-Liter-Motor und 100 PS war er in der Kompaktklasse seiner Zeit weit vorne. Seine Quertreibereigenschaften machten ihn besonders beliebt bei Fahrern, die das sportliche Fahren auf Landstraßen schätzten. Diese Eigenschaften spiegelten sich auch im Design wider – von den Kotflügelverbreiterungen bis hin zu den 13-Zoll-Sportfelgen war alles auf Leistung ausgelegt.
Ford hatte mit dem RS 2000 ein Modell geschaffen, das sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke überzeugte. Dank härterer Federn und Dämpfer sowie einem negativen Radsturz an der Vorderachse meisterte der RS 2000 die Kurven wie kein anderes Modell seiner Zeit. Auch wenn der Komfort darunter litt, waren die sportlichen Fahreigenschaften unschlagbar.
Technik und Performance: Der Motor als Herzstück
Der Ford Escort RS 2000 Mk. 1 war mit einem 2.0-Liter-Vierzylinder aus der Großserienproduktion ausgestattet, der 100 PS (74 kW) lieferte und für einen leichten, sportlichen Charakter sorgte. In nur 9,5 Sekunden beschleunigte er von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h – Werte, die ihn in seiner Klasse zu einem ernstzunehmenden Gegner machten. Mit einem Leergewicht von nur 915 Kilogramm fühlte sich das Fahren im RS 2000 agil und dynamisch an, was ihn besonders für Fahrspaß-Liebhaber interessant machte.
Technische Daten | Ford Escort RS 2000 Mk. 1 |
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Bauzeit | 1973–1974 |
Motor | 2.0-Liter Vierzylinder |
Leistung | 100 PS (74 kW) |
Beschleunigung | 0-100 km/h in 9,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h |
Leergewicht | 915 kg |
Verbrauch | 10,4 l/100 km |
Preis (1974) | 11.790 DM |
Varianten und Modifikationen: Der Reiz des Tunings
Wie viele RS-Modelle war auch der Escort RS 2000 Mk. 1 prädestiniert für Modifikationen. Tuning gehörte quasi zum guten Ton unter den Besitzern, die sich an stärkeren Motoren und optimierten Fahrwerken versuchten. Typische Modifikationen umfassten größere Vergaser, Zusatzkühler, stärkere Bremsen und Sportabgasanlagen. Diese Modifikationen sorgten oft dafür, dass der RS 2000 weit über seine ursprünglichen 100 PS hinauswuchs – teils erreichten getunte Modelle bis zu 170 PS.
Das Tuning, kombiniert mit dem sportlichen Fahrwerks-Setup, machte den RS 2000 zu einem echten „Quertreiber“. Seine Hinterachse mit Starrachse und Längsblattfedern, gepaart mit Trommelbremsen hinten, erforderte eine geübte Hand, besonders bei sportlicher Fahrweise.
Ford Escort RS 2000 Mk. 1 im Motorsport
Der Erfolg des Escort RS 2000 Mk. 1 im Motorsport unterstrich seine Leistungsfähigkeit. Vor allem in Großbritannien feierte der Escort zahlreiche Erfolge und trug dazu bei, das Image des „Hundeknochens“ als ernstzunehmenden Sportwagen zu festigen. Auf Rennstrecken und Rallyes zeigte sich der RS 2000 von seiner besten Seite und eroberte sich einen Platz in den Herzen der Motorsportfans.
Der RS 2000 Mk. 1 als Klassiker
Heute ist der Ford Escort RS 2000 Mk. 1 ein beliebter Klassiker unter Liebhabern sportlicher Oldtimer. Sein zeitloses Design und die enge Verbindung zum Motorsport machen ihn zu einem begehrten Sammlerstück. Gut erhaltene Modelle sind selten, und die Nachfrage steigt stetig. Mit einem H-Kennzeichen versehen, sind diese Fahrzeuge mittlerweile nicht nur eine Hommage an eine vergangene Ära, sondern auch eine Wertanlage.