Als das VW Beutler Coupé auf VW-Käfer-Basis im März 1954 in Genf präsentiert wurde, gab es noch keinen VW Karmann-Ghia. Kaum jemand hätte vermutet, dass sich unter der eleganten, als Cabrio und Coupé erhältlichen Aluminiumkarosserie ein biederer VW mit 1,2-Liter-Motor und 31 PS verbarg. Die Leute wären Schlange gestanden, hätte der Wagen nicht mehr als ein Porsche gekostet.
Die Gebrüder Beutler waren keine Newcomer, als sie ihr VW Beutler Coupé präsentierten. Immerhin arbeiteten sie bereits in den 30er-Jahren am Isotta Fraschini Tipo 8A F mit, der 2015 in Pebble Beach beim Concours d’Elégance den »Best of Show« Preis gewann. Tatsächlich machte Ernst Beutler seine Lehre als Autospengler bei Hans Ramseier in der Carrosserie Worblaufen, wo eben jener Isotta Fraschini ein neues Kleid erhielt, um dann 1933 in Genf und Cannes gezeigt zu werden.
Ernst Beutler arbeitete auch bei Eckert und Tüscher & Co, bevor er von 1936 bis 1942 ein zweites Mal bei Worblaufen anheuerte und sich dann bei Hermann Graber verdingte. Doch die Arbeit beim patriarchischen Graber passte dem kreativen Geist nicht, und so beschloss er, 1946 zusammen mit seinem Bruder Fritz Beutler einen eigenen Karosseriebetrieb zu gründen.
Schon bald machten die Gebrüder Beutler mit aufsehenerregenden Kreationen auf sich aufmerksam und erhielten schließlich den Auftrag, sechs der ersten zehn Porsche 356 zu karossieren. Dies waren allesamt Cabriolets, und heute ist einer dieser Wagen der älteste noch existierende Porsche. Ab 1949 hatten die Beutlers stets einen Stand auf dem Genfer Autosalon und zeigten dort Spezialkarosserien auf Basis von Healey, Bristol, Bentley, Lancia und anderen Marken.
Das VW Beutler Coupé, das sich in der Linienführung an frühere Beutler-Kreationen wie den Jowett Jupiter von 1951 anlehnte, wies eine moderne Ponton-Karosserie mit angedeuteten hinteren Kotflügeln und wenig Zierrat auf. Gegenüber dem Käfer waren die Überhänge vorne und hinten deutlich angewachsen, weshalb der Wagen statt 4,07 Metern nun deren 4,35 in der Länge maß. Auch in der Breite legte das Coupé mit 1,59 Metern fünf Zentimeter zu. Das Leergewicht lag trotz Alukarosserie bei rund 750 Kilogramm, ein Aufschlag von 40 Kilo gegenüber dem Käfer. Trotzdem gab sich der Wagen sportlicher, denn der Schwerpunkt lag tiefer und die Karosserie war windschnittiger.
14.950 Franken kostete VW Beutler Coupé, viel Geld für einen Volkswagen, der als Käfer De Luxe damals mit 6490 Franken in der Preisliste stand. Das Cabriolet erhielt man aus Wolfsburg für 8650 Franken, ein Porsche 356 kostete mit 1300er-Motor 14.600 Franken. Da brauchte es schon einen exklusiven Geschmack und eine dicke Brieftasche, um bei der Garage Moser, die sich in Thun um den Einkauf der Volkswagen-Technik und den Vertrieb des Beutler-VWs kümmerte, einen Wagen zu bestellen.
Text Bruno von Rotz Fotos Daniel Reinhard, Archiv Besitzer, Automobil Revue Archiv AG