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Klassiker

Porsche 904/6 – Der letzte Renn-Porsche für Straße und Piste

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Der silberne Porsche 904/6 sitzt tief über seinen fetten Avon CR6ZZ-Reifen. Der Karosseriekörper aus Fiberglas-verstärktem Kunststoff streckt sich straff mit muskulösen Hüften und ohne ein Gramm Fett zu viel über den Unterbau.

Die lange Nase mit ihren wunderschön eingezogenen Scheinwerfern ist so zugespitzt, dass sie die Luft bei 250 km/h mit minimalem Widerstand durchschneidet.  Den ganzen Tag und oft die ganze Nacht, akustisch untermalt von einem prickelnden Sound, den zwei wie Phallussymbole aus dem Heck hervortretende Auspuffrohre in die Gegend posaunen. Als eine tief im Motorsport verwurzelte Firma schuf Porsche in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren eine Reihe außergewöhnlicher Rennwagen. Damit feierte man einige – allerdings überschaubare Erfolge – in der Formel 2 und 1, ehe Ende 1962 der Entschluss fiel, sich ganz auf Sportwagenrennen zu konzentrieren. Im Zuge dessen entstand der letzte Porsche-Rennsportwagen mit einer Straßenzulassung: der Carrera GTS oder geläufiger 904. Einer der schönsten Porsche aller Zeiten, der erste mit Kunststoffkarosse und unter dem ab 1964 geltenden neuen GT-Reglement auf Anhieb ein Siegertyp. Der atemberaubende Carrera GTS auf diesen Seiten ist etwas ganz Besonderes: Keiner der zur Homologation für die Rennen auf Band gelegten 109 Autos mit Vierzylinder-Motor, sondern einer von nur sechs Porsche 904/6.

 

Porsche, 904/6, Rennwagen, 24 Stunden von LeMans
Der 1965 vorgestelle Porsche 904/6 wurde unter anderem in LeMans und bei den 1000 km vom Nürburgring eingesetzt.

Porsches technischer Direktor Hans Tomola verfolgte zunächst die Idee, den Carrera GTS mit einer leistungsgesteigerten Version des für den 911 vorgesehenen Sechszylinders zu bestücken. Doch die Zeit reichte nicht aus, um den 901-Motor mit dem neuen GTS zu vermählen. So griff Plan B: der erprobte Fuhrmann-Viernockenwellen-Motor Typ 587. Der vielleicht komplexeste Vierzylinder aller Zeiten. Nach einer Leistungskur bei Porsches PS-Zauberer Hans Mezger brachte es der 587/3 getaufte Rennmotor auf 180 PS bei 7800 Umdrehungen pro Minute. Die von einer straßenverkehrskonformen Auspuffanlage strangulierten Modelle mussten sich mit 155 PS begnügen.

Im Laufe des Jahres 1965 zündete Porsche dann in Gestalt des 1991 cm3 großen und bis zu 210 PS starken Sechszylinders vom Typ 901/20 die zweite Raketenstufe. Das Kurbelgehäuse war aus leichtem Elektron, Zylinderköpfe und Zylinder aus Leichtmetall, in jedem Zylinder sorgten zwei Zündkerzen für kräftigen Funkenschlag. Nur sechs der anfangs nur vom Werksteam eingesetzten 904/6 wurden gebaut, vier haben bis heute überlebt. Unser Held ist Chassis 904/6-011, der vorletzte 904/6.

Text Mark Dixon Fotos Charly Magee


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