Es hat etwas seltsam Befriedigendes an sich, dass der Aston Martin Lagonda von jemandem mit einem ganz mondänen Namen entworfen wurde. Den Namen William Towns würde man eher auf dem Zifferblatt einer antiken Standuhr erwarten – aber Bill Towns als der Designer hinter einem der fortschrittlichsten Entwürfe, die die Welt je gesehen hat? Cool Britannia, und das mehr als zwanzig Jahre, bevor der Begriff in das Alltagsleben der Briten Einzug gehalten hat.
Dabei mangelte es 1976 nicht an Visionen. Die Kinder schauten im Fernsehen Science-Fiction-Serien wie Mondbasis Alpha 1, in England auch Doctor Who. In der Schule tippten schon die ersten auf die Tasten eines TI-30, dem kurz zuvor vorgestellten Taschenrechner von Texas Instruments, oder sahen auf ihren Casiotron-Digitaluhren nach der Uhrzeit. Und noch glaubten wir alle an unseren Traum – daran, dass wir alle eines Tages mit fliegenden Autos unterwegs sein würden.
Bis dahin sollte der 1976 auf der Londoner Earls Court Motor Show vorgestellte neue Aston Martin Lagonda diesem Traum am nächsten kommen. Lang, flach und scharfkantig wie ein Papierflieger, war dieser Viertürer ein radikaler Ansatz für eine Luxuslimousine, der allerdings von der ultra-konservativen Marke Aston Martin kam und von einem Designer namens Bill. Wer hätte das gedacht?
Die Überraschungstaktik war ein Shock and Awe, und sie funktionierte ganz wunderbar. Aston Martin war damals in finanziellen Schwierigkeiten wie noch nie in seiner Geschichte. 1975 war das Unternehmen freiwillig in Konkurs gegangen und ganze sechs Monate lang schien es dem Tod geweiht, bis es von einem kleinen Konsortium als Aston Martin Lagonda wiederbelebt wurde. Und es war gerade der letzte Teil des Namens, der die Marke in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre am Leben erhalten sollte. Besonders Kunden im Nahen Osten liebten das Science-Fiction-Design des Aston Martin Lagonda, und während der ersten Monate nach der Vorstellung des neuen Wagens wurden deutlich mehr Modelle des Lagonda als vom konventionellen AM V8 verkauft.
Aber die Mode ist eine sehr flatterhafte Geliebte; und wie Lagonda-Besitzer bald herausfinden mussten, eine sehr teure obendrein. Als die 80er-Jahre in die 90er und dann ins neue Jahrtausend übergingen, stellten sich die Nachteile der alternden 70er-Jahre-Technik – und des zugegebenermaßen polarisierenden Designs – heraus. Der Coolness-Faktor des Autos sank rapide und es wurde zu einem Liebhaberobjekt besonders hartgesottener, um nicht zu sagen besessener, Fans. Jedem erschloss sich die Attraktivität eines klassisch-eleganten V8-Zweitürers von Aston Martin, doch nur wenige hielten noch die Fahne des eher eigenwilligen 70er-Jahre-Stils hoch, den der Lagonda vertritt.
Bis jetzt. Fast über Nacht, so scheint es, hat sich der Kreis der Mode wieder geschlossen. Der Aston Martin Lagonda ist auf einmal wieder cool – so sehr, dass die Marke einen neuen, von Towns Original inspirierten Lagonda vorgestellt hat – den Taraf.