Porsche 917
Text Richard Haseltine // Bearbeitung Thomas Imhof
Derek Bell, Rennfahrer-Legende und Kolumnist der englischen OCTANE, war einer der ersten Piloten des Porsche 917. In einem neuen Buch schildert er seine Erlebnisse während der turbulenten Saison 1971
1000 km Buenos Aires, 10. Januar 1971
Beim Auftakt zur Marken-WM 1971 in Argentinien gelang dem Team JW Automotive mit Bell/Siffert und Rodriguez/Oliver ein Doppelsieg. Doch zum Feiern war niemandem zumute.
»Vor dem Flug nach Argentinien hatte ich nur wenige Kilometer in einem Porsche 917 zurückgelegt, daher spulte ‚Seppi‘ den Großteil des Trainings ab. Jackie und Pedro starteten von der Pole, wir von Platz drei, nur getrennt vom Ferrari 312 P mit Arturo Merzario und Ignazio Giunti. Nach turbulenter Startphase blieb der Matra von Jean-Pierre Beltoise gegenüber den Boxen ohne Benzin liegen. W hrend die Marshalls wie verrückt Gelb schwenkten, versuchte er, den Wagen quer über die Strecke zu schieben. Direkt hinter Mike Parkes scherte Giunti aus dem Windschatten des Ferrari 512 M zum Überholen aus. Und krachte mit voller Wucht in den für ihn viel zu sp t sichtbaren Matra, worauf sein Ferrari in Flammen aufging. Erst nach zwei Minuten die Bergung, doch da war er bereits tot. Das Rennen wurde neu gestartet, doch ganz ehrlich, danach wollte ich nur noch nach Hause.«
»Ich erinnere mich, dass ich dort erstmals mehr getestet als Rennrunden gefahren habe. Zuvor war ich noch nie auf einem Kurs mit Steilwand- kurven gefahren und wusste nicht, was mich erwartete. Als ich zum ersten Mal durch den Tunnel ins Infield fuhr, war die Anlage noch leer, aber was für eine Atmosph re! Dann h rte ich, wie ein Auto ansprang – es war der 917, den ich mir mit Siffert teilte. Ich weiß noch genau, wie Seppi zum ersten Mal vorbeikam. Der Bug lag tief auf der Straße, aber er hatte Probleme, das Heck im Zaum zu halten. Es brach zwar nicht aus, aber bewegte sich. Ich dachte mir: ‚Meine Güte, was mache ich hier?‘ Ich akklimatisierte mich dann aber schnell. Auf der Gegengerade kam man auf über 350 km/h. Jo und Pedro zogen sich immer gegenseitig auf mit der Frage, wo man lupfen und wo man stehen lassen sollte. Ich tat mein Bestes, obwohl ich wenig Einsatzzeiten bekam, da Jo mehr oder weniger in unserem Auto lebte. Ich glaube nicht, dass ich jemals am Ende der Gegen- gerade weiter mit Vollgas in die Steilkurve gefahren bin. Rodriguez/Oliver im Porsche 917 spielten den ‚Hasen‘, um so die Ferrari ins Verderben zu hetzen. Das klappte auch, sie gewannen, während bei unserem Auto der Motor früh seinen Dienst quittierte, mit Seppi am Steuer. Der Porsche 917 verzieh kein Überdrehen – bis 8100 U/min war alles okay, 8200 waren schon zu viel. Als dann am Siegerauto ein Gang steckenblieb, transplantierte man vier Stunden vor Schluss noch große Teile unseres Getriebes in den anderen Porsche 917.«
Wie Derek Bell die weiteren Rennen im Porsche 917 erlebte?
Lesen Sie die ganze Geschichte in OCTANE #37