Text & Fotos Mark Dixon
DER LOOK IST NACH WIE VOR UMWERFEND. ENDE DER 1960ER-JAHRE KAM DER MARCOS GT. SIE SPIELEN MIT DEM GEDANKEN, SICH SOLCH EIN BEGEHRTES GEFÄHRT ANZUSCHAFFEN? VOILÀ, ES FOLGT EINE KAUFBERATUNG.
Der Marcos GT lebt durch seinen Look. Und das seit seiner Markteinführung 1964. Der Geniestreich des Designers Dennis Adams bestand darin, einen Wagen zu entwerfen, der fast so aussieht wie die pubertären Kritzeleien in einem Schulheft – und der dann diese Fantasie auf die Räder gestellt hat.
Der Marcos schlug ein wie eine Bombe. Sam Wanamaker fuhr einen, ebenso Rod Stewart und viele weitere Promis und Trendsetter. Wie geschaffen für Leute, die mit etwas Besonderem auffallen möchten. Kein Wunder, denn der Marcos ist auf der Rennstrecke entstanden. Über Jahrzehnte wurde der PVC-Zweisitzer modifiziert – bis er in seiner letzten Variante über 500 PS bändigte.
Hier geht es aber um die frühen, eher »klassischen« Versionen. Rory MacMath, der Chef von Marcos Heritage Spares, hat sich seit 1968 praktisch ununterbrochen mit diesen Wagen beschäftigt. »Gebrauchtwagen tauchen immer wieder auf, wahrscheinlich weil Marcos-Fans auf der ganzen Welt zu finden sind«, sagt Rory. »Mit dem Oldtimermarkt ist in den letzten Jahren der Anteil an Marcos-Fahrzeugen gewachsen. Weil sich der erste Marcos GT – der 1800 – für historische Rennen so gut eignet, kriegt man kaum einen unter 40.000 Euro. Ein 1500 oder 1600 ist schon für 15.000 zu haben. Drei-Liter-Autos, egal ob mit Holz- oder Stahlrahmen, Ford- oder Volvo-Motor, bewegen sich zwischen 15.000 und 25.000 Euro.«
KURIOS: DAS SPERRHOLZ-CHASSIS DES MARCOS GT WAR TATSÄCHLICH HALTBARER ALS DIE SPÄTERE VARIANTE AUS STAHL
Der Marcos GT ist berühmt für seinen Rahmen aus Sperrholz, der zumindest in den ersten fünf Jahren verwendet wurde. Danach ging man dazu über, eher konventionelle Stahlrohrrahmen einzusetzen. Kurios: Das hölzerne Chassis erwies sich als haltbarer als das stählerne. »Holz ist ein oftmals unterschätztes Material«, betont Rory, wobei er die Enttäuschung in seiner Stimme kaum verbergen kann. »Es ist leicht, man kann es leicht reparieren und hat einen dezenten, aber enorm wichtigen Flexibilitätsgrad. Die ersten Marcos-Stahlrahmen neigten viel eher zum Verrotten als die Holzrahmen.«
Auf den aus nahezu 400 Holzplatten zusammengeleimten Rahmen kam die Kunststoffkarosserie. »Am meisten leidet normal der Innenraum, sobald Wasser von den Türen tropft«, sagt Rory. Die Karosserie besteht komplett aus Kunststoff und daher anfällig für Spannungsrisse oder Steinschlag. Beim Marcos betrifft das vor allem die Motorhaube mit ihrer langen und entsprechend verletzlichen Nase.
Der Einstieg in das Coupé kann für den stattlich gebauten Herrn im fortgeschrittenen Alter ein bisschen umständlich werden. Ist man jedoch erst mal drin, dann sind die Freiräume für Kopf und Beine bemerkenswert. Nicht die Sitze, sondern die Pedalerie lässt sich über einen großen Drehknopf am Armaturenbrett verstellen.
SEINE TEILE SIND EIN WENIG ZUSAMMENGEWÜRFELT – DIVERSE BRITISCHE HERSTELLER HABEN ZUM MARCOS GT BEIGETRAGEN
Die Innenausstattung besteht aus Leder oder aus Vinyl. Für die letztere Variante liefert Marcos Heritage die passenden Muster. In jedem Fall lohnt es sich, auf der Website des Swiss Marcos Clubs zu studieren, welche Ersatzteile für welches Modell in Frage kommen. Fazit: Ein Marcos ist nicht für jedermann. Manchem ist das Styling einen Zacken zu auffällig, auch die von diversen britischen Herstellern zusammengewürfelten Teile (Handbremse vom Ford Cortina, Rücklichter vom Lotus Elan, Elektrik von Lucas …).
Zudem kann es eine kleine Herausforderung sein, einfach nur hinein- und wieder herauszuklettern. Wenn nichts davon ein Problem für Sie darstellt, ist ein Marcos möglicherweise eine ansprechende – und exotische – Alternative zu gängigeren Kandidaten wie Morgan oder Triumph. Mit etwas Glück könnte er sogar ein gutes Stück zuverlässiger sein.
Obwohl die Drei-Liter-Version die unproblematischste Performance verspricht, schätzt Rory MacMath den Fahrspaß mit dem originalen 1800 höher ein – dank der leichteren Maschine, die letztlich das bessere Handling ermöglicht. Jede der V8-Versionen verfügt natürlich über reichlich Leistung, und die späteren Fahrwerke waren deutlich besser gegen Rost geschützt. Unsere Wahl wäre ein »klassischer« GT schon alleine des Looks wegen. Allerdings sollte man bei entsprechenden Veranstaltungen auf die Garderobe achten – Schlaghose und Batikhemd sind Pflicht!